iPhone-Flaute

Apple schwenkt auf Schrumpfkurs

Der US-Computerkonzern Apple hat erstmals seit über drei Jahren einen Erlösrückgang gemeldet. Dabei dürfte es nicht bleiben. Auch von regulatorischer Seite droht Ungemach.

Apple schwenkt auf Schrumpfkurs

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

„Ich würde sagen, das Smartphone – in unserem Fall das iPhone – ist ein absolut integraler Bestandteil im Leben der Menschen“, zeigt sich Apple-CEO Tim Cook im Analystencall nach Bekanntgabe der Quartalszahlen überzeugt. Es beinhalte ihre Kontakte, ihre Gesundheitsdaten, ihre Bankdaten, Smart-Home-Verbindungen und viele andere Bereiche ihres Lebens. „Ich denke, die Menschen sind willens, sich wirklich zu strecken, um das beste Produkt in der Kategorie zu bekommen, das sie sich leisten können.“ Damit wollte Cook wohl vor allem klarstellen, dass Apple trotz deutlich geschrumpftem Absatz an den in vielen Ländern deutlich angehobenen Preisen festhalten will.

Tatsächlich hat sich das im Ende Dezember abgelaufenen Quartal gerechnet. Zwar schrumpfte der iPhone-Umsatz von 71,6 Mrd. auf 65,8 Mrd. Dollar. Setzt man die Erlöse allerdings ins Verhältnis zu den vom Marktforscher IDC ermittelten Auslieferungen, zeigt sich ein deutlicher Effekt. Der Durchschnittserlös je verkauftes iPhone ist rechnerisch in den vergangenen drei Monaten um 67 Dollar auf 910 Dollar gestiegen. Das stützt in jedem Fall die Behauptung von Cook, dass diejenigen, die trotz schwieriger Wirtschaftslage zu einem iPhone greifen, dazu neigen, ein möglichst teures zu wählen.

Ansonsten gingen die Erlöse bei Apple auf breiter Front zurück. Betroffen waren alle Regionen und alle Kategorien bis auf zwei. Gestiegen ist der Umsatz der Service-Sparte von 19,5 Mrd. auf 20,8 Mrd. Dollar und der iPad-Umsatz von 7,2 Mrd. auf 9,4 Mrd. Dollar.

Mac (−29%), Wearables (−8%) und iPhone (−8%) zeigten jeweils deutlich rückläufige Erlöse. Im zweiten Quartal wird der Umsatz erneut rückläufig prognostiziert. Während zumindest dem iPhone wieder Wachstum zugetraut wird, nachdem die Produktionsprobleme beim Auftragsfertiger Foxconn ausgeräumt sind, dürften iPad und Mac prozentual zweistellige Einbußen verzeichnen, wie Apple-Chef Cook warnt.

Ungemach droht indes nicht nur von den Konsumenten, die wegen der weiterhin hohen Inflationsraten von Käufen absehen könnten. Die Gesetzgeber in Europa und vor allem den USA haben Teile des lukrativen Service-Geschäfts ins Visier genommen. Die National Telecommunications and Information Administration (NTIA), die den US-Präsidenten in Telekommunikations- und Internetpolitikfragen berät, hat diese Woche den Bericht „Competition in the Mobile Application Ecosystem“ veröffentlicht. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Untersuchung wird empfohlen, App Stores von Drittanbietern zuzulassen. Nutzer sollten nicht daran gehindert werden, Apps außerhalb des App Stores zu laden.

Zudem solle es Entwicklern erlaubt sein, alternative In-App-Zahlungssysteme zu verwenden. Darüber hinaus sollten vorinstallierte Apps, Standardoptionen und wettbewerbsfeindliche Selbstreferenzierungen stark eingeschränkt werden. Das gelte auch in Suchergebnissen.

Sollte die US-Regierung der Empfehlung folgen, droht Apple an zwei Stellen Ungemach. Zum einen drohen Erlöse verloren zu gehen, die heute dank der Exklusivität des App Stores Apple zufallen. Immer wenn etwas im App Store gekauft wird, kassieren die Kalifornier einen Anteil von 30%. Ebenso schmerzhaft dürfte es werden, die neue Offenheit zuzulassen und zugleich die Sicherheit der Plattform zu bewahren, mit der sich Apple derzeit noch vom Wettbewerb abgrenzt. Letzteres dürfte Ressourcen binden und könnte das Innovationstempo bremsen.

Die Investoren zeigten sich am Freitag trotz der Herausforderungen gnädig mit Apple. Die Aktie legte am Vormittag gut 3% zu.

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