Autozulieferer

Continental erfreut mit positivem Ausblick

Im Zuge einer Erholung der Automärkte erwartet Continental 2023 eine Ergebnisverbesserung. Der Autozulieferer ist im Vorjahr nur knapp in der Gewinnzone geblieben und kürzt die Dividende.

Continental erfreut mit positivem Ausblick

ste Hamburg

Continental hat Anleger mit dem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr erfreut. Der Autozulieferer und Reifenhersteller aus Hannover kündigte bei der Vorstellung seines vorläufigen Abschlusses für das Geschäftsjahr 2022 an, im laufenden Turnus einen Umsatz zwischen 42 Mrd. und 45 Mrd. Euro sowie eine um Sondereffekte bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) von 5,5 bis 6,5% zu erwarten.

Mit einem Erlösplus von 6,6 bis 14,2% geht der Konzern gemessen an der erwarteten Zunahme der weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 2 bis 4% weiterhin von einem stärkeren Wachstum aus. Zudem wird unterstellt, dass die Ertragslage erneut durch hohe zusätzliche Kosten für Material, Gehälter sowie Energie und Logistik belastet wird. Conti beziffert diese Kosten mit 1,7 Mrd. Euro – nach 3,3 Mrd. Euro im vergangenen Jahr.

Die Aktie des Unternehmens, die im Jahr 2022 um fast 40% auf 55,98 Euro gesunken ist, setzte den Aufwärtstrend seit Ende September fort und legte am Mittwoch um 7,6% auf 78,26 Euro zu. Mit dem Zugewinn lag Continental an der Dax-Spitze. Dabei schrammte der Autozulieferer nach einem Rückgang des Konzerngewinns um mehr als 95% auf 66,6 Mill. Euro 2022 knapp an der Verlustzone vorbei.

Für das vergangene Geschäftsjahr wird aufgrund negativer, überwiegend nicht zahlungswirksamer Sondereffekte von 1,03 Mrd. Euro auf das Nettoergebnis sowie aufgrund des gesunkenen Aktienkurses eine auf 1,50 (i.V. 2,20) Euro je Aktie sinkende Dividende vorgeschlagen. Die Ausschüttungssumme des Unternehmens, das üblicherweise 15 bis 30% des Nettogewinns für Dividendenzahlungen vorsieht, würde bei rund 300 Mill. Euro liegen.

Rückzug aus Russland

Die negativen Sondereffekte auf das Nettoergebnis resultierten vor allem aus Wertminderungen im Unternehmensbereich Automotive von mehr als 850 Mill. Euro, die sich laut Continental als Folge des gestiegenen Zinsniveaus und weiterer bewertungsrelevanter Effekte ergaben. Ferner drückten Wertberichtigungen von 87 Mill. Euro im Zusammenhang mit dem Russland-Geschäft aufgrund der Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland im Zuge des Kriegs in der Ukraine auf das Ergebnis. Konzernchef Nikolai Setzer teilte in der Jahrespressekonferenz mit, man befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen über den Verkauf der Russland-Aktivitäten. Erforderlich seien noch regulatorische Genehmigungen.

Der Automotive-Bereich, 2022 erneut von schwachen Automärkten sowie dem Halbleiterengpass betroffen, soll im laufenden Turnus operativ wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Bei einem prognostizierten Umsatzanstieg auf 20,5 Mrd. bis 21,5 (i.V. 18,3) Mrd. Euro wird eine bereinigte Ebit-Marge von 2 bis 3% avisiert – nach −0,2% im vorigen Jahr und −1,4% im Jahr 2021. Im dritten und vierten Quartal 2022 wurden bereits positive Ergebnisse erreicht, wie Finanzchefin Katja Dürrfeld hervorhob. Der Auftragseingang des Autobereichs legte 2022 um 26% auf mehr als 23 Mrd. Euro zu.

Für die Bereiche Reifen und Contitech stellt Continental Umsatzzuwächse auf 14,5 Mrd. bis 15,5 (14) Mrd. Euro bzw. auf 6,8 Mrd. bis 7,2 (6,6) Mrd. Euro sowie bereinigte Ebit-Margen von 12 bis 13 (13,1)% bzw. 6 bis 7 (4,7)% in Aussicht. Durch eine Neuausrichtung ab Mai soll sich Contitech stärker auf den Ausbau des Industriegeschäfts konzentrieren, zudem wird das Autogeschäft gebündelt. Am 17. Januar hatte Conti über vorläufige Kennzahlen des vergangenen Jahres informiert und mitgeteilt, dass der bereinigte Free Cashflow mit 200 Mill. (i.V. 1,2 Mrd.) Euro die Zielspanne von 600 Mill. bis 800 Mill. Euro vor allem aufgrund von Zahlungseingängen verfehlt habe, die zum Stichtag geringer als erwartet ausfielen. Für 2023 kündigte der Konzern 800 Mill. bis 1,2 Mrd. Euro an.

Mittelfristziel gilt

Finanzchefin Dürrfeld unterstrich, die bilanzielle Verfassung von Continental sei mit einer Eigenkapitalquote von 36,2 (35,5)% sowie einem Liquiditätspolster von rund 7,6 Mrd. Euro weiterhin solide. Der Zulieferer bestätigte, mittelfristig eine bereinigte Ebit-Marge zwischen 8 und 11% zu erwarten. Dieses Ziel setzt eine weltweite Jahresproduktion von mindestens 90 Millionen Fahrzeugen voraus. Marktprognosen gehen aktuell davon aus, dass diese Marke 2025 erreicht wird. 2022 erhöhte sich die globale Automobilproduktion Schätzungen zufolge um 7% auf rund 82 Millionen Fahrzeuge.

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