Nutzfahrzeugindustrie

Daimler Truck peilt deutlich höheres Ergebnis an

Der Lkw- und Bushersteller will in diesem Jahr Umsatz und Ertrag weiter kräftig steigern. Wegen der Lieferengpässe wird nur mit einem stabilen Absatz gerechnet. Das Ergebnis im vierten Quartal 2022 enttäuscht.

Daimler Truck peilt deutlich höheres Ergebnis an

jh München

Daimler Truck erwartet auch für dieses Jahr einen deutlichen Anstieg von Umsatz und Ergebnis. Der Lkw- und Bushersteller strebt damit ein Wachstum um mindestens 15% an. Den erwarteten höheren Umsatz begründete Finanzvorstand Jochen Goetz in der Jahreskonferenz für Analysten und Journalisten mit einem besseren Produktmix, also einem zunehmenden Anteil von Fahrzeugen mit höheren Erlösen, sowie weiter steigenden Verkaufspreisen. „Die Nachfrage ist weiterhin höher als das Angebot.“

„Wir sind im Moment ausverkauft“, ergänzte der Vorstandsvorsitzende Martin Daum. „Der hohe Auftragsbestand gibt uns Zuversicht, dass wir 2023 ein noch besseres Ergebnis als 2022 erzielen können.“ Er wies darauf hin, dass Daimler Truck ohne Engpässe in den Lieferketten im vergangenen Jahr besser abgeschnitten hätte. Für dieses Jahr rechnet der Vorstand mit einem in etwa stabilen Absatz von 510 000 bis 530 000 Lkw und Bussen. 2022 war die Zahl um 14% auf gut 520 000 Einheiten gestiegen, der Umsatz um 28% (siehe Tabelle). „Wir sind vorsichtig, weil es noch immer Engpässe für viele Komponenten gibt“, berichtete Goetz.

Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) erwarten Goetz und Daum in diesem Jahr in einer Spanne von 7,5 bis 9% (ohne Finanzdienstleistungen). 2022 stieg der Wert auf 7,7 (i.V. 6,1)%, das bereinigte Ebit um 55% auf knapp 4 Mrd. Euro. Der Konkurrent Traton nannte zu Wochenbeginn eine bereinigte Marge von 5,1%, Volvo erzielte im Lkw-Geschäft 10,9% und mit Bussen 1,9%.

Die Marge von Daimler Truck fiel im vierten Quartal auf 7,0% zurück. Goetz begründete dies mit Einmalzahlungen von Mercedes-Benz Trucks in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags in Euro. Enthalten seien Zahlungen an Lieferanten wegen der höheren Preise für Rohmaterial sowie ein Inflationsbonus für die Mitarbeiter in Deutschland. Zudem habe die Sparte die angestrebte Senkung der Fixkosten nicht erreicht. Im vierten Quartal fiel die bereinigte Ebit-Marge von Mercedes-Benz auf 5,1 (5,4)%. Im gesamten Jahr legte sie auf 8,1% zu (siehe Grafik).

Daum berichtete auf Nachfrage, Mercedes-Benz habe in Brasilien – neben Europa der zweite wichtigste Markt der Marke – die Gewinnzone erreicht. Der Markt habe viel Rückenwind gegeben. „Wir können es aber noch viel besser machen“, fügte er hinzu. Er sei zuversichtlich, dass sich der Erfolg in Brasilien fortsetzen werde.

„Nicht zufrieden“

Daum erinnerte gleichwohl daran, dass es eine lange Reise bis zu den Margenzielen 2025 sei. Außer Mercedes-Benz müssten sich vor allem das Lkw-Geschäft in Asien und die Bussparte verbessern. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Das Ziel, die Fixkosten von 2019 bis 2023 um 15% zu senken, verschiebt Daum.

Der Wert werde nach wie vor angestrebt, doch wegen der hohen Inflation nun erst für das Jahr 2025. „Wir sind nicht zufrieden mit unserem Fortschritt“, gab der Vorstandschef zu. Bis zum vergangenen Jahr habe Daimler Truck die Fixkosten verglichen mit 2019 um 8% gesenkt.

Mehr zum Thema Kosten will der Vorstand auf einem Kapitalmarkttag in den USA  am 11. Juli bekanntgeben. Dann werde es auch neue Ziele für das Servicegeschäft geben. Diese änderten sich wegen des starken Absatzwachstums und der höheren Verkaufspreise. Bisher war ein Anteil von 35% am Konzernumsatz im Jahr 2025 geplant. 2022 waren es 27%, 3 Prozentpunkte weniger als 2019. Goetz betonte, das Servicegeschäft sei neben den Fixkosten ein entscheidender Hebel von Daimler Truck für eine bessere Leistung. Damit stärke das Unternehmen seine Widerstandsfähigkeit in Zeiten einer schwachen Nachfrage. Als dritten Punkt nannte er das Portfoliomanagement. Besonders profitable Kategorien wie Schwerlast-Lkw sollen mehr Gewicht erhalten.

Den Aktionären wird eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie vorgeschlagen. Bezogen auf das Ergebnis je Ak­tie von 3,24 (2,85) Euro ergibt sich die versprochene Ausschüttungsquote von 40%. Die Dividende für 2021 von 0,70 Euro war in den 5 Euro des ehemaligen Mutterkonzerns Mercedes-Benz Group (früher: Daimler AG) enthalten. Die rund 25000 Tarifbeschäftigten in Deutschland erhalten eine Prämie von 7300 (6000) Euro.

Der Aktienkurs von Daimler Truck gab nach Gewinnen seit Anfang dieses Monats am Freitag im Xetra-Handel um 4,5% auf 31,03 Euro nach. Die Analysten von Stifel wiesen darauf hin, dass das Ebit wegen der Marke Mercedes-Benz im vierten Quartal niedriger als erwartet ausgefallen sei. Zudem hätten einige Investoren auf ein Aktienrückkaufprogramm spekuliert.

Daum schließt das nicht aus, erwähnte jedoch die Dividende und sagte, die hohe Liquidität könne das Unternehmen gut nutzen. Er nannte als Beispiel die Transformation zum emissionsfreien Transport und das autonome Fahren. Die Liquidität im Industriegeschäft nahm bis zum Jahresende auf 7,5 Mrd. Euro zu.

Daimler Truck
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Absatz (Einheiten)520291455445
Umsatz 5094539764
Industriegeschäft4918638 641
Finanzdienst-­      leistungen9 4285 767
Ebit 3 4963 357
Konzernergebnis27632383
Ergebnis je Aktie ( Euro) 3,242,85
Freier Cashflow*17461 556
Nettoliquidität*7 5306 024
Beschäftigte (Anzahl)104 72999 849
*) Industriegeschäft Börsen-Zeitung
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