Iktos

Nächste Geldspritze für medizinisches KI-Start-up

Das Gesundheitswesen gilt als einer der wichtigsten Anwendungsbereiche für künstliche Intelligenz. In der Arzneimittelforschung tummeln sich viele Start-ups, welche die Prozesse beschleunigen wollen. Eines ist die französische Iktos, die nun 15,5 Mill. Euro eingesammelt hat.

Nächste Geldspritze für medizinisches KI-Start-up

kro Frankfurt

Das französische Start-up Iktos, das auf künstliche Intelligenz für die Entwicklung neuer Arzneimittel spezialisiert ist, hat in einer Serie-A-Finanzierungsrunde 15,5 Mill. Euro eingesammelt. Die Runde wurde unter anderem von M Ventures angeführt, einem Investitionsarm von Merck. Bei den beiden anderen Lead-Investoren handelt es sich um den Innovation Fund des Schweizer Biotech-Unternehmens Debiopharm sowie um den französischen Wagniskapitalinvestor Omnes Capital. Alle drei Geldgeber seien als neue Investoren bei Iktos eingestiegen, teilte das 2016 gegründete Unternehmen mit Sitz in Paris mit.

In der Medizin sind die Hoffnungen auf eine beschleunigte Wirkstoffentwicklung mit Hilfe des Datenverarbeitungspotenzials von KI-Systemen groß. Denn noch nimmt die Suche nach passenden Kandidaten wegen der für Menschen schier unüberschaubaren Zahl an möglichen Molekülen viel Zeit und damit Kosten in Anspruch. Schätzungen zufolge liegt die Zahl der theoretisch existierenden organischen Moleküle bei einer Dezillion, also einer Eins mit 60 Nullen. Nach Angaben von Iktos vergehen in der frühen Phase von der Identifizierung des therapeutischen Ziels bis zum ersten klinischen Einsatz so durchschnittlich fünf Jahre. Die pro Arzneimittelkandidat nötigen Investitionen würden sich dabei auf rund 100 Mill. Dollar belaufen. Der Großteil der getesteten Kandidaten schafft es am Ende dennoch nicht auf den Markt.

„Die Suche nach neuen Wirkstoffen ist immer noch ein mühsames und unsicheres Unterfangen, bei dem ein chemisches Universum erforscht werden muss, das aus einer praktisch unendlichen Anzahl von potenziellen Molekülen besteht“, beschreibt es Iktos-Mitgründer und Präsident Yann Gaston-Mathé. Die Anwendung künstlicher Intelligenz biete hier die Möglichkeit einer „radikalen Veränderung für Forschende, die dieses chemische Universum erkunden“. Mit den eingeworbenen Mitteln will Iktos nun seine KI-Technologieplattform erweitern und eine Plattform für die Automatisierung des chemischen Syntheseprozesses auf den Markt bringen.

Angesichts des enormen Potenzials für Effizienzsteigerungen in der Wirkstoffentwicklung − die Marktforscher von Bekryl gehen davon aus, dass durch die Technologie bis 2028 mehr als 70 Mrd. Dollar in dem Bereich eingespart werden könnten − ist Iktos bei Weitem nicht das einzige Start-up, das die KI-Revolution in der Medizin vorantreiben will. In Großbritannien sitzt beispielsweise die 2012 gegründete Exscientia, die von sich behauptet, das erste Unternehmen zu sein, „das durch KI entwickelte niedermolekulare Verbindungen bis zur klinischen Entwicklung vorantreibt“. Exscientia ist seit Herbst 2021 an der Nasdaq notiert und hat zu Beginn des Jahres mit dem französischen Pharmariesen Sanofi einen Vertrag für eine Forschungspartnerschaft unterzeichnet, bei dem den Briten Meilensteinzahlungen von insgesamt gut 5 Mrd. Dollar winken. In Deutschland arbeitet Exscientia seit 2016 mit Evotec zusammen.

Jüngst machte zudem die französische Aqemia auf sich aufmerksam, ein Start-up, das mit Hilfe von Quantenphysik KI-Software zur Vorhersage der Wirksamkeit von Arzneimitteln bietet und das im Oktober 30 Mill. Euro von Investoren eingesammelt hat. In den USA hatte die kalifornische Insitro vor zwei Jahren bereits ihre Series-C-Runde abgeschlossen und dabei eine Geldspritze von 400 Mill. Dollar erhalten. 300 Mill. Dollar flossen zudem jüngst in einer Series-B-Runde an den dortigen Rivalen Valo Health. Laut Crunchbase haben Investoren im vergangenen Jahr bis Oktober insgesamt 1,4 Mrd. Dollar an Wagniskapital in den Bereich der Wirkstoffentwicklung gepumpt.

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