Euro-Konjunktur

Auch die Dienstleister schwächeln

Die finalen Einkaufsmanagerdaten für Euroland erhärten trotz leichter Aufwärtsrevision den Verdacht, dass die Eurozone auf dem Weg in eine Rezession ist – und das trotz fast voller Gasspeicher.

Auch die Dienstleister schwächeln

rec Frankfurt

In der Eurozone schwächeln nun auch die Dienstleister. Diesen Eindruck bestätigen die finalen Einkaufsmanagerindizes aus dem abgelaufenen Monat, auch wenn der Datendienstleister S&P Global die zunächst gemeldeten Werte etwas nach oben revidiert hat. Insgesamt erhärten die Umfragen in den großen Euro-Ländern damit den Verdacht, dass die Eurozone unausweichlich auf dem Weg in eine Winter-Rezession ist.

Die Unternehmensstimmung verschlechterte sich im Oktober weiter. Trotz einer leichten Aufwärtsrevision um 0,2 Punkte sackte der Dienstleister und Industrie zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (Composite PMI) für die Eurozone weiter ab, um 0,8 Punkte auf 47,3. Werte unterhalb von 50 signalisieren, dass die Wirtschaft schrumpft. Bis auf die Stimmung der Dienstleister in Frankreich notieren nun sämtliche Einkaufsmanagerindikatoren unterhalb der Wachstumsschwelle.

Die Umfrageergebnisse deuteten darauf hin, „dass die Eurozone nunmehr­ auf eine Rezession zusteuert“, kommentierte S&P-Experte Joe Hayes­ die Daten. Seiner Einschätzung nach dämpfe die hohe Inflation die Nachfrage und schade dem Geschäftsklima. Eine Zweitschätzung für die Dienstleister in Deutschland wurde zwar deutlich nach oben revidiert, doch auch mit 46,5 Punkten signalisiert das Barometer eine klare Schwächephase. Ähnlich ist die Lage bei den italienischen Dienstleistern. In Spanien (49,7) und Frankreich (51,7) ist die Stimmung der Dienstleister zumindest etwas besser. Über die gesamte Eurozone hinweg fiel der Stimmungsindex für die Dienstleister leicht auf 48,6 Punkte und nicht – wie ursprünglich berichtet – auf 48,2.

Gasspeicher fast voll

Schlechter ist die Lage in der Industrie. Beobachter sehen deshalb klare Indizien, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden vierten Quartal schrumpfen dürfte. Dass es nicht noch düsterer aussieht, liegt an der unerwartet positiven Entwicklung der Gasspeicher. Hierzulande sind die Gasspeicher inzwischen nahezu vollständig gefüllt. Für die absehbare Zeit steht also nicht zu befürchten, dass Gasmengen rationiert werden müssen. Vor allem für die deutsche Industrie wäre das ein Horrorszenario. Die Entwicklung sei deutlich besser als befürchtet, konstatieren die Ökonomen der Commerzbank: „Für eine Entwarnung ist es aber noch viel zu früh.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.