Digitales Zentralbankgeld

Bank of England dämpft Erwartungen

Der Fintech-Verantwortliche der britischen Notenbank hat Hoffnungen auf eine schnelle Einführung von digitalem Zentralbankgeld verfliegen lassen. Zugleich machte er Mut beim Daten- und Klimaschutz.

Bank of England dämpft Erwartungen

hip/rec London/Frankfurt

Das Vorpreschen Chinas bei der Entwicklung des „digitalen Yuan“ hat die De­batte über digitales Zentralbankgeld in Großbritannien angefeuert. Schatzkanzler Rishi Sunak brachte als Schlagwort dafür „Britcoin“ in einem Tweet unter. Doch Tom Mutton, der Fintech-Verantwortliche der Bank of England, machte auf einer Fachkonferenz in London klar, dass vor einer Einführung des digitalen Pfunds noch „mehrjährige Anstrengungen“ erforderlich sein werden. Innovationen bei der Zahlungsabwicklung zu unterstützen, habe für die Notenbank Priorität, sagte Mutton: „Wir werden die Argumente für digitales Zentralbankgeld zügig und zweckgerichtet prüfen, aber auch unvoreingenommen in der Frage, ob es dessen bedarf.“

Die jüngsten Wortmeldungen von höchster Stelle in Großbritannien verdeutlichen einmal mehr die unterschiedlichen Herangehensweisen beim Thema digitale Zentralbankwährungen (CBDC). Während China voranschreitet, dürfte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) aller Voraussicht nach in Kürze ein Pilotprojekt für einen digitalen Euro formal auf den Weg bringen. Es ist allerdings mit einer Entwicklungs- und Erprobungszeit von mindestens fünf Jahren zu rechnen. Zurückhaltender äußert sich bislang der Chef der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, über ein digitales Pendant zum Dollar. Derweil kommt der europäische Pionier, die Riksbank aus Schweden, mit der E-Krona nicht so rasch voran wie einst erhofft.

In Großbritannien waren auf ein Diskussionspapier der Notenbank vor allem Reaktionen aus der Technologiebranche eingegangen. Die von der Bank of England (BoE) vorgeschlagenen Prinzipien seien zwar umfassend, aber schwer umzusetzen, so der Tenor. BoE-Experte Mutton gibt sich zuversichtlich, dass sich der Kampf gegen Finanzkriminalität und der Schutz der Privatsphäre miteinander vereinbaren lassen. Man habe „keinen kommerziellen Anreiz, die Nutzerdaten zu sammeln“. Starke Standards für den Datenschutz gehörten zu den Kennzeichen von britischem digitalem Zentralbankgeld, sollte es eingeführt werden. Idealerweise habe die BoE in so einem System vielleicht überhaupt keinen Zugriff auf persönliche Daten. Dieser könne je nach Architektur auf bestimmte Akteure begrenzt werden.

Mutton sprach auch Sorgen wegen des möglichen Energieverbrauchs einer Kryptowährung an, nachdem Bitcoin diesbezüglich Schlagzeilen gemacht hatte. „Einige dieser Technologien, darunter auch solche, die zur Unterstützung von Formen von digitalem Privatgeld entwickeln wurden, sind viel effizienter, in der Größenordnung des Zehntausendfachen“, sagte Mutton: „Lassen Sie uns also nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.“

BIZ expandiert

In der technischen Weiterentwicklung des Währungssystems setzt die Bank of England auf die Zusammenarbeit mit anderen Notenbanken. In diesem Monat hat die Londoner Filiale des Innovationszentrums der Zentralbank der Zentralbanken BIZ ihren Betrieb aufgenommen. Am Mittwoch eröffnete die BIZ eine Niederlassung in Stockholm. Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen Frankfurt und Paris für den Euroraum folgen sowie Toronto. Nach Auskunft von Ex-EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré, Leiter des Innovationszentrums der BIZ, laufen derzeit fünf Projekte mit Bezug zu digitalen Zentralbankwährungen. Einen Zwischenstand wird die BIZ am Mittwoch im Zuge ihres Jahresberichts veröffentlichen.

Geschäftsbanken fürchten, ein digitaler Euro für jedermann könnte ihnen Marktanteile abspenstig machen. Cœuré versuchte, diese Vorbehalte bei einer Veranstaltung des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe einmal mehr zu entkräften: Auf Basis digitaler Zentralbankwährungen könnten die Banken neuartige Produkte und Dienste anbieten, um im Wettbewerb mit Techkonzernen zu bestehen.