Einkaufsmanagerindex

Dienstleister büßen an Zugkraft ein

Die Dienstleister im Euroraum verlieren im Juni etwas an Strahlkraft – Inflation und stagnierende Nachfrage dämpfen die Stimmung. Für die kommenden Monate steigt die Abschwungswahrscheinlichkeit.

Dienstleister büßen an Zugkraft ein

ba Frankfurt

Die hohe Inflation, die die Kaufkraft der Verbraucher rapide schwinden lässt, beschert den Dienstleistern im Euroraum einen deutlichen Schwungverlust. Nachdem die Industrieproduktion bereits auf Schrumpfungskurs ist, hat auch das Wachstumstempo der Privatwirtschaft im Euroraum insgesamt abgenommen. Und wie die endgültigen Daten der Einkaufsmanagerumfrage vom Juni zeigen, wächst das Risiko eines Abschwungs im dritten Quartal. Für das eben beendete zweite Vierteljahr deutet der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der im Monatsvergleich um 2,8 auf 52,0 Punkte gesunken ist, auf eine Quartalsrate von 0,2% hin. Ökonomen hatten mit einer Bestätigung der Erstschätzung des PMI von 51,9 Zählern gerechnet.

Der PMI für die Dienstleister trübte sich ebenfalls nicht ganz so stark ein wie zunächst ermittelt. Für Juni lag die Erstschätzung bei 52,8 Punkten, nun wird ein Stand von 53,0 nach 56,1 Punkten im Mai angegeben. Der Industrie-PMI war um 2,5 auf 52,1 Zähler und damit den niedrigsten Wert seit fast zwei Jahren gefallen. Mit einem Stand von über 50 Punkten signalisieren sämtliche Barometer noch Wachstum. Die Steigerungsrate des PMI Composite war jedoch die niedrigste seit Beginn des Aufschwungs im März 2021. Als Ursache gilt bei S&P Global dafür die stagnierende Nachfrage, die wiederum den Ausblick so wenig optimistisch ausfallen ließ wie zuletzt im Oktober 2020. Die Kapazitäten standen aber weiter unter Druck, die Auftragsbestände legten zu, und auch der Stellenaufbau setzte sich fort. Für Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global, „deuten die Nachfrage­abschwächung und das rauere Geschäftsklima darauf hin, dass sich auch der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten abkühlen wird“.

Ermutigender seien die Anzeichen dafür, dass der Preisdruck bereits im April seinen Höhepunkt hatte. Williamson führ dies auf den deutlich abgeschwächten Preisanstieg in der Industrie, wieder besser funktionierende Lieferketten und die Nachfrageabschwächung zurück. „Solange der Krieg in der Ukraine andauert, dürften jedoch die Energie- und Lebensmittelversorgung zwei besonders besorgniserregende Bereiche mit potenziellem Inflationsdruck bleiben“, mahnte er. „Die jüngsten Auswertungen legen nahe, dass das Risiko eines Wirtschaftsabschwungs deutlich zugenommen hat, während der Inflationsdruck zwar nachlässt, aber dennoch hoch bleibt“, resümiert Williamson.

Spitzenreiter Spanien

Auf Länderebene war Spanien trotz des Dreimonatstiefs bei den Composite PMIs Spitzenreiter, und auch in den anderen von der Umfrage erfassten Ländern kühlte die Konjunktur den endgültigen Daten zufolge ab. Die stärksten Schwungverluste meldet S&P Global für Irland und Frankreich, wobei „die Wirtschaftskraft aber noch immer solide zulegte“. Mit nur noch mickrigen Steigerungsraten sind diesmal Deutschland und Italien Schlusslichter der Composite-PMI-Rangliste. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei den Dienstleister-Indizes. Spanien und Italien, für die keine Vorabschätzung veröffentlicht wird, rahmen mit 54,0 (Mai: 56,5) Punkten bzw. 51,6 (53,7) Zählern die übrigen Länder ein. Der Indikator für Frankreichs Dienstleister wurde etwas nach unten revidiert, für Deutschland die Erstschätzung bestätigt.

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