Konjunktur

Exporteure vor schwierigen Zeiten

Noch läuft es gut für die deutschen Exporteure: Im Juli steigerten sie die Ausfuhren deutlich gegenüber Juli 2021. Allerdings macht sich nicht nur der Ukraine-Krieg, sondern auch der Klimawandel inzwischen bemerkbar.

Exporteure vor schwierigen Zeiten

ast Frankfurt

Die deutschen Exporteure bekommen die Folgen des Ukraine-Kriegs deutlich zu spüren. Die Ausfuhren nach Russland sanken im Juli um 56,8% auf 1,0 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte. Insgesamt steigerten die Händler ihre Waren­exporte um 10,8% gegenüber Juli 2021. Größter Käufer von Produkten „Made in Germany“ waren die USA, die 14,6% mehr abnahmen. Ökonomen rechnen aufgrund der weltweit getrübten konjunkturellen Stimmung allerdings mit Schwierigkeiten für die Exporteure – und auch der Klimawandel macht sich einer Studie zufolge bereits bemerkbar.

Während die Exporte mäßig zulegten, stiegen die Importe nach Deutschland um 26,2% gegenüber dem Vorjahresmonat. „Die Steigerungen bei den Importen sind hauptsächlich auf die gestiegenen Preise – vor allem im Energiebereich –zurückzuführen“, hieß es von den Statistikern. Mengenmäßig sanken insbesondere die Importe aus Russland, und zwar um 45,8%. Deutschland musste dafür im Juli aber mehr bezahlen: Wertmäßig legten die Einfuhren aus Russland um 45,8% zu. Wichtigste Importgüter waren Erdöl und Erdgas sowie Kohle, Kokerei- und Mineralölerzeugnisse.

Der Außenhandelssaldo – Export minus Import – Deutschlands lag im Juli bei +4,9 Mrd. Euro. Noch vor einem Jahr hatte das Plus 17,8 Mrd. Euro betragen. Die Exporteure stehen wegen der Konjunkturabkühlung, die sich inzwischen in wichtigen Abnehmerländern wie China und den USA bemerkbar macht, vor schwierigen Zeiten. Laut Umfrage des Münchner Ifo-Instituts trübte sich die Stimmung der Unternehmer im August den dritten Monat in Folge ein.

Produktivität sinkt bei Hitze

Auch der Klimawandel wird sich einer aktuellen Studie zufolge negativ auf den Handel auswirken. Wie Forscher des ZEW Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und der Frankfurt School of Finance & Management herausfanden, bremsen Hitzewellen weltweit den Außenhandel.

Wie die Ökonomen erklären, mindere extreme Hitze die Arbeitsproduktivität und führe so zu Angebotsausfällen, die sich in einem Rückgang des Exports niederschlagen. Von einer Hitzewelle sprechen die Forscher, wenn die durchschnittliche Temperatur eines Landes innerhalb eines Monats bei 30 Grad oder mehr liegt. Dann sinkt das Exportvolumen der Studie zufolge um mehr als 3% im Vergleich zu kühleren Monaten.

Wegen des Klimawandels erwarten die Autoren der Studie, dass hitzebedingte Handelsverluste künftig zunehmen. Zwischen 2020 und 2039 werde der jährliche Welthandel ihren Berechnungen zufolge im Vergleich zu 2015 um rund 735 Mill. Dollar schrumpfen. Hitzewellen treffen laut den Wissenschaftlern sowohl das Land mit den hohen Temperaturen als auch die Importeure. „Importländer versuchen Angebotsverluste durch den Bezug von Waren aus Drittländern zu kompensieren. Das verursacht jedoch oftmals höhere Kosten“, erklärte Mitautor Daniel Osberghaus.

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