Geldpolitik

Falkenhafte Töne bei der EZB dominieren

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sieht die Zeit für einen Kurswechsel der EZB noch nicht gekommen. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hält gar vier weitere deutliche Zinserhöhungen für möglich – Portugals Notenbankchef Mario Centeno hält dagegen.

Falkenhafte Töne bei der EZB dominieren

mpi Frankfurt

Kurz vor Beginn der Schweigephase der Europäischen Zentralbank (EZB) – dem Zeitpunkt, ab dem die Notenbanker vor einer anstehenden Zinssitzung keine öffentlichen Äußerungen zur Geldpolitik mehr tätigen – haben sich gleich mehrere EZB-Ratsmitglieder zu Wort gemeldet. Dabei haben die falkenhaften Töne, die eine Fortsetzung der aktuellen Geldpolitik fordern, überwogen. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sieht angesichts der weiterhin hohen Inflation in der Eurozone die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen. „Die aktuellen Informationen über den zugrundeliegenden Inflationsdruck deuten darauf hin, dass es angemessen sein wird, die Zinsen nach unserer März-Sitzung weiter anzuheben“, sagte er bei einem Vortrag am Trinity College in Dublin.

Noch restriktiver äußerte sich Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Angesichts der hohen Kerninflation, die im Februar auf ein Rekordhoch geklettert ist, hält Holzmann noch vier weitere Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte für möglich. Sollte die Kerninflation im ersten Halbjahr nicht deutlich sinken, sei dies erforderlich. Der Einlagensatz läge dann bei 4,5%. Derzeit gehen die Finanzmärkte davon aus, dass das Zinsplateau bei 4% erreicht ist. Erst ab diesem Wert sieht Holzmann ein restriktives Zinsniveau erreicht, das die Wirtschaft ausbremst. „Meine Hoffnung ist, dass wir innerhalb der nächsten zwölf Monate den Zinshöhepunkt erreicht haben“, sagte Holzmann.

Portugals Notenbankchef Mario Centeno sieht dagegen bei der Entwicklung der Gesamtinflationsrate Erfolge und mahnt zur Vorsicht. „Wenn Sie mich danach fragen, was nach dem März passieren wird, dann denke ich, dass es wichtig ist, die Schätzungen ernst zu nehmen, die wir in ein paar Tagen haben.“ Die bisherigen Zinserhöhungen seien zu schnell erfolgt. „Wir müssen etwas geduldig sein, damit sich die Anhebungen um 300 Basispunkte auf die Inflation auswirken können, denn das ist unser Hauptziel“, sagte Centeno der italienischen Zeitung „La Stampa“. Eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte nächste Woche gilt als ausgemacht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte dieses Vorhaben, das die Notenbank bereits in ihrer Februar-Sitzung kommuniziert hatte, am Sonntag erneut. Eine weitere Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt sei „sehr, sehr wahrscheinlich“. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um die Inflation auf 2% zurückzubringen.“