Euroland

Hoffnung auf nachlassende Euro-Inflation nimmt zu

Am Freitag veröffentlicht Eurostat eine mit besonderer Spannung erwartete erste Schätzung zur Inflation im Euroraum im Dezember. Neue Daten nähren vorher die Hoffnung, dass das Schlimmste in Sachen Inflation vorbei ist.

Hoffnung auf nachlassende Euro-Inflation nimmt zu

ms Frankfurt

Einen Tag vor der Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten ersten Schätzung für die Euro-Inflation im Dezember haben neue Daten die Zuversicht gestärkt, dass der Höhepunkt der jüngsten Teuerungswelle überschritten ist und es von nun an mit den Raten bergab geht. So meldete die EU-Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag, dass sich der Anstieg der Erzeugerpreise in der Eurozone im November weiter deutlich abgeschwächt hat. Zudem berichtete das nationale Statistikamt Istat, dass in Italien die Inflation im Dezember etwas zurückgegangen ist – allerdings auf weiter hohem Niveau.

Nach dem rasanten Anstieg der Inflation in den Jahren 2021 und 2022 nimmt aktuell die Hoffnung zu, dass sie zumindest ihren Hochpunkt überschritten haben könnte. Viele Marktteilnehmer, aber auch einige Ökonomen und Euro-Politiker hoffen darauf, dass das die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer weniger aggressiven Zinspolitik veranlassen könnte. Seit Juli 2022 hat der EZB-Rat die Leitzinsen um 250 Basispunkte erhöht – so aggressiv wie nie seit der Euro-Einführung 1999.

Mit besonderer Spannung wird nun am heutigen Freitag die erste Schätzung für die Euro-Inflation im Dezember erwartet. Von Bloomberg befragte Volkswirte er­warten im Mittel eine Rate von 9,5%. Im November hatte sie bei 10,1% gelegen, nachdem sie im Oktober das bisherige absolute Rekordniveau von 10,6% erreicht hatte. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von 2,0% an. Die Prognoseunsicherheit ist aktuell aber besonders groß, auch wegen der staatlichen Gegenmaßnahmen – wie nicht zuletzt etwa in Deutschland.

Am Donnerstag nun deuteten die Euro-Erzeugerpreise darauf hin, dass sich der Preisdruck auf jenen Stufen, die den Verbraucherpreisen vorgelagert sind, weiter abschwächt. Im November erhöhten sich die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, laut Eurostat auf Jahressicht um 27,1%. Im Vormonat hatte der Anstieg noch bei 30,5% und im September bei 41,9% im Jahresvergleich gelegen. Analysten hatten nun im Durchschnitt im November eine Rate von 27,5% erwartet. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Erzeugerpreise um 0,9%. Die Vorjahresrate ist damit aber immer noch sehr hoch.

Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass sich in Italien die Inflation Ende des vergangenen Jahres auf hohem Niveau geringfügig abgeschwächt hat. Die nach europäischen Standards ermittelten Verbraucherpreise (HVPI) legten im Dezember im Jahresvergleich um 12,3% zu, wie Istat in einer ersten Schätzung mitteilte. Damit war die Teuerung nur etwas niedriger als im November, als sie wie schon im Oktober bei 12,6% gelegen hatte – und damit auf dem höchsten Stand seit Einführung des Euro. Analysten hatten den leichten Rückgang der Inflation in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone erwartet. Mit Abstand stärkster Preistreiber blieben die Energiekosten. Im Monatsvergleich legten die Verbraucherpreise insgesamt im Dezember um 0,2% zu – auch das hatten Analysten so erwartet.

Nach einem durchaus aggressiven Ton auf der Dezember-Sitzung des EZB-Rats haben Ökonomen ihre Zinsprognosen angehoben und rechnen weitgehend mit den beiden avisierten 50-Basispunkte-Schritten im Februar und März. Händler setzen auf ein ähnliches Ergebnis, haben ihre Vorhersage für die Zinssätze nach den jüngsten schwächer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten aber nach unten korrigiert. Im besonderen Fokus steht nun auch die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel, die als besserer Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck gilt. Im November hatte sie bei 5,0% gelegen, ebenfalls deutlich oberhalb des 2-Prozent-Ziels.