Geldpolitik

Kein Kurswechsel bei Japans Notenbank

Der Führungswechsel an der Spitze der Bank of Japan wird wohl zunächst keinen geldpolitischen Kurswechsel nach sich ziehen – obwohl die Inflation auf ein 41-Jahres-Hoch schnellte.

Kein Kurswechsel bei Japans Notenbank

Die Bank of Japan wird auch unter ihrer neuen Führungsspitze keinen raschen Kurswechsel in der Geldpolitik vollziehen – trotz anziehender Inflation. Die japanische Notenbank solle ihre lockere Geldpolitik zunächst fortsetzen, sagte der designierte neue Notenbankchef Kazuo Ueda am Freitag. Erst wenn klarer sei, wie sich die Teuerung weiter entwickle, seien Änderungen denkbar. Wie die Regierung mitteilte, stieg die Inflation im Januar weiter. Die Verbraucherpreise ohne frische Lebensmittel erhöhten sich demnach gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,2%. Es handelt sich um den stärksten Anstieg seit September 1981. Ökonomen hatten allerdings ein noch deutlicheres Plus von 4,3% erwartet.

Entgegen den meisten Notenbanken weltweit verfolgt die Bank of Japan nach wie vor eine ultralockere Geldpolitik. Der Leitzins liegt nach wie vor im negativen Bereich bei −0,1%. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed hingegen haben seit vergangenem Sommer ihre Zinssätze im Kampf gegen die viel zu hohe Inflation so stark nach oben geschraubt wie nie. Die EZB dürfte auf ihrer Sitzung im März weitere 50 Basispunkte nachlegen. Die japanische Wirtschaft weist üblicherweise niedrige Inflationsraten aus –die aktuelle Teuerungsrate liegt aber doppelt so hoch wie das erklärte Ziel einer Teuerungsrate von 2%.

Uedas Vorgänger, Haruhiko Kuroda, wird im April aus dem Amt des Notenbank-Gouverneurs ausscheiden. Der Führungswechsel ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Nicht zuletzt, weil Kuroda die japanische Geldpolitik über zehn Jahre lang geprägt hat. So setzte er etwa vor zehn Jahren den extrem lockeren geldpolitischen Ansatz des verstorbenen Ex-Premiers Shinzo Abe um. Zudem steht Kuroda für die immer noch aktuelle Kontrolle der Kapitalmarktzinsen durch die Zentralbank.

Ueda sagte während einer fast dreistündigen Parlamentsanhörung, dass die Notenbank ihre Stimulierungsmaßnahmen zunächst fortsetzen solle, wies aber zugleich auf die Notwendigkeit hin, eine Rückkehr zu einem restriktiveren Ansatz in Betracht zu ziehen, wenn sich die Inflation etwas legt. Mit konkreten Äußerungen hielt er sich jedoch eher bedeckt.

Der designierte Notenbank-Gouverneur dämpfte zudem überhöhte Erwartungen an seine Person: „Wenn ich zum Gouverneur ernannt werde, besteht meine Mission nicht darin, eine Art magische, besondere Geldpolitik zu entwickeln.“ Es werde wohl noch einige Zeit dauern, bis das Inflationsziel von 2% nachhaltig erreicht sei. Ueda war bereits einmal Mitglied im geldpolitischen Komitee der Notenbank, über seine aktuelle geldpolitische Haltung ist aber nicht allzu viel bekannt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.