US-Notenbankchef im Kongress

Jerome Powell warnt vor Gefahr einer voreiligen Zinswende

US-Notenbankchef Jerome Powell befürchtet, dass eine voreilige Zinswende die Inflation befeuert und rechnet daher erst im späteren Jahresverlauf mit Senkungen des Leitzinses.

Jerome Powell warnt vor Gefahr einer voreiligen Zinswende

Fed erwartet spätere Zinswende

Powell: Überstürzte Zinssenkungen könnten Inflation wieder befeuern

US-Notenbankchef Jerome Powell hält an Plänen fest, nach elf Zinserhöhungen die Zügel wieder zu lockern. Mit der Zinswende sei aber vorerst nicht zu rechnen, da überstürzte Senkungen des Leitzinses wieder zu einem Anstieg der Inflation führen könnten, warnte Powell bei einem Auftritt im US-Kongress.

det Washington

Fed-Chef Jerome Powell hat bekräftigt, dass die Zinswende noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Voreilige Zinssenkungen würden das Risiko bergen, dass die Währungshüter den bisher erfolgreichen Kampf gegen die hohe Inflation verlieren, betonte der Vorsitzende der US-Notenbank vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses. Anlass für den ersten von zwei Auftritten – am 7. März wird er vor dem Senat aussagen – war der halbjährlich erscheinende, geldpolitische Bericht der Notenbank. 

Vorerst keine Lockerung

Mit Powells resoluten Aussagen dürften jedenfalls Spekulationen um eine mögliche Herabsetzung des Tagesgeldsatzes bei der in zwei Wochen stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) vom Tisch sein. Das FedWatch Tool der CME Group unterstellte nach Powells Auftritt mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95%, dass das FOMC die Zielzone unverändert bei 5,25 bis 5,50% belassen wird. Ökonomen rechnen nun damit, dass die Währungshüter frühestens im Mai und womöglich erst im Sommer beginnen werden, den Geldhahn wieder aufzudrehen. 

Die FOMC-Mitglieder „glauben nicht, dass es angemessen wäre, den Zielkorridor für den Leitzins herunterzusetzen, ehe wir stärkeres Vertrauen darin haben, dass sich die Inflation nachhaltig auf die Zielgröße von 2% hinbewegt“, sagte Powell vor den Parlamentariern. Falls die Fed zu früh die Zügel lockert, könnte eine Rückkehr der hohen Inflation die Notenbank zwingen, einen erneuten Kursschwenk vorzunehmen und den Leitzins wieder anzuheben. Warten die Währungshüter mit der Zinswende hingegen zu lange, dann könnte dies das Wirtschaftswachstum abwürgen, betonte der Fed-Chef. 

Zinszyklus abgeschlossen

Gleichwohl schloss Powell die Möglichkeit weiterer Straffungen praktisch aus. So räumte er ein, dass „der Leitzins sich mit hoher Wahrscheinlichkeit am Gipfel des laufenden Zinszyklus befindet“. Sollte sich die Wirtschaft den Prognosen entsprechend weiterentwickeln, „dann wird es zu irgendeinem Zeitpunkt in diesem Jahr angemessen sein, den Leitzins herunterzusetzen“, meinte der Notenbankvorsitzende. Als besonders positiv hob er die Tatsache hervor, dass die Erfolge bei der Bekämpfung der hohen Inflation nicht zulasten des Arbeitsmarkts oder des Wachstums gegangen seien.

Mit Blick auf die Erfüllung des dualen Mandats der Fed, nämlich Geldwertstabilität und Vollbeschäftigung sicherzustellen, seien „während des abgelaufenen Jahres bedeutende Fortschritte erzielt worden“, unterstrich der oberste Währungshüter. So lag die Arbeitslosenquote im Januar bei 3,7%. Am 8. März werden die Zahlen für Februar veröffentlicht, und Volkswirte rechnen mit einem unveränderten Wert. Zudem zeigt sich der nachlassende Preisdruck am PCE-Deflator, dem bevorzugten Inflationsmaß der Fed. An der Gesamtrate gemessen gab der PCE-Preisindex im Januar gegenüber dem Vormonat von 2,6% auf 2,4% nach. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, rutschte von 2,9% auf 2,8%.  

Stetes Stellenwachstum

Unterdessen lieferte der Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP), der im Februar 140.000 Neueinstellungen im Privatsektor feststellte, weiter Signale steten Wachstums am Job-Markt. Zwar lag der Wert etwas unterhalb der erwarteten 150.000 Jobs, unterstreicht aber dennoch das andauernde Stellenwachstum. Angeführt vom Gast- und Freizeitgewerbe entstanden bei Dienstleistern 110.000 neue Arbeitsplätze. Die Industrie wurde von der Bauwirtschaft gestützt, wo 28.000 der 30.000 Stellen entstanden.

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