Inflation

Teuerungsdruck lässt weiter nach – aber nicht mehr so schnell

Der Preisdruck lässt in Deutschland zwar weiter nach, aber nicht mehr so schnell wie bisher. Bei den Importen wird es bereits deutlich zäher. Und auch auf dem Immobilienmarkt könnte sich der Trend bald drehen.

Teuerungsdruck lässt weiter nach – aber nicht mehr so schnell

Die Inflation in Deutschland ist zwar weiter auf dem Rückzug, doch gibt es neue Signale, dass der Preisrückgang sich nicht mehr in so großen Schritten vollzieht wie bisher. Während die deflationären Effekte auf dem Immobilienmarkt noch voll im Gang sind, nicht zuletzt wegen der hohen Zinsen bröckeln die Preise im Außenhandel nicht mehr so rasant. Die noch eindrucksvollen Minuszahlen sind vor allem einem statistischen Basiseffekt geschuldet.

Immobilienpreise sinken deutlich

Der Preisrückgang bei Wohnimmobilien in Deutschland hat sich im dritten Quartal den neuen Preisdaten des Statistischen Bundesamt zufolge sogar noch weiter beschleunigt. Wohnungen und Häuser verbilligten sich im Schnitt um 10,2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es ist das stärkste Minus seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Im zweiten Quartal war ein Rückgang von 9,6% verzeichnet worden und zu Jahresbeginn von 6,8% – jeweils zum Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Vorquartal verbilligten sich Wohnimmobilien um 1,4%. Seit ihrem Höchststand im zweiten Quartal 2022 sind die Preise zum Vorquartal rückläufig.

Hauptgrund für den Preisverfall am Immobilienmarkt sind kräftig gestiegene Zinsen, die Kredite stark verteuert haben. Viele Menschen können oder wollen sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten. Das Neugeschäft der Banken mit Immobilienkrediten ist eingebrochen. Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen sanken die Preise im Durchschnitt.

"Bis 2022 gab es eine spekulative Preisblase in Deutschland, eine der größten in den letzten 50 Jahren", sagte Konstantin Kholodilin von der Abteilung Makroökonomie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). "Seitdem fallen die Preise. Die Blase ist geplatzt." Einer Studie der DZ Bank zufolge dürfte sich der Abwärtstrend 2024 trotz der erwarteten Zinswende fortsetzen. "Wir rechnen im Jahresdurchschnitt mit einem Minus von einem halben bis zweieinhalb Prozent", sagte Analyst Thorsten Lange.

Baubranche beklagt fehlende Aufträge

Allerdings dürfte sich bei den Immobilien langsam das fehlende Angebot bemerkbar machen, was dann wieder die Preise treiben dürfte. Die Aufträge der deutschen Baubranche sind im Oktober nämlich den zweiten Monat in Folge merklich gefallen. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe schrumpfte inflationsbereinigt (real) um 6,3% zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im September war der Rückgang mit 7,1% noch deutlicher ausgefallen. Damit fällt die Bilanz für die ersten zehn Monate des Jahres angesichts stark gestiegener Zinsen und teurer Materialien negativ aus: Hier schrumpften die Aufträge um 4,9%.

Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu beispielsweise der staatlich dominierte Straßenbau zählt, legte im Oktober zu: Hier wuchs der Auftragseingang real um 2,4% zum Vormonat. Der Hochbau hingegen – der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist – meldete ein Minus von 14,9%.

Basiseffekt bei Importpreisen

Die Importpreise sind im Vergleich zum Vorjahresmonat ebenfalls weiter gefallen, und zwar um durchschnittlich 9,0%, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Oktober (–13,0%) und im September (–14,3%) war es noch deutlicher nach unten gegangen. Ausschlaggebend für die starken Rückgänge ist allerdings weiterhin vor allem ein Basiseffekt durch die hohen Preissteigerungen im Vorjahr aufgrund des Kriegs in der Ukraine, schreiben die Statistiker. Gegenüber dem Vormonat Oktober fielen die Preise nur um 0,1%.

Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen sinkende Einfuhrpreise verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an. Die allgemeinen Lebenshaltungskosten sind im November mit 3,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat so niedrig wie seit rund zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das DIW sagt für 2024 eine Inflationsrate von 2,4% voraus, nach 5,9% im zu Ende gehenden Jahr.

Im November fielen die Energieeinfuhren um 31,7% günstiger aus als ein Jahr zuvor. Ein Grund dafür sind vor allem sinkende Preise für importiertes Erdgas, das 47,0% weniger kostete. Erheblich günstiger waren zudem Strom (–47,3%), Steinkohle (–31,6%), Erdöl (–13,4%) sowie Mineralölerzeugnisse (–17,0%). Viele dieser Güter waren ein Jahr zuvor kriegsbedingt knapp und hatten sich deshalb merklich verteuert. Demgegenüber verteuerten sich Nahrungsmittel.