KommentarGeldpolitik

Alles angerichtet für EZB-Zinswende im Juni

Die EZB steuert auf eine Zinssenkung im Juni hin. Die Risiken für diesen Ausblick sind inzwischen überschaubar.

Alles angerichtet für EZB-Zinswende im Juni

EZB

Es ist
angerichtet

Von Martin Pirkl

Die EZB steuert auf eine Zinssenkung im Juni hin. Die Risiken für diesen Ausblick sind inzwischen überschaubar.

Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern. Im Juni dürfte die Zinswende im Euroraum beginnen. Diese Erwartungen hat die Europäische Zentralbank (EZB) nun nochmal bestärkt. Zwar will sie sich nicht offiziell auf diesen Zeitpunkt festlegen, doch sie betont die Bedeutung der makroökonomischen Prognosen der Notenbank – und deren nächste Aktualisierung steht nun mal im Juni an.

Auch abseits der EZB-Kommunikation spricht inzwischen wenig gegen eine erste Zinssenkung auf der kommenden Sitzung in rund zwei Monaten. Die Inflation und auch die Kernrate als Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck lassen nach. Auch wenn Rückschläge auf dem Weg zum 2-Prozent-Ziel der EZB angesichts von Basiseffekten bei den Energiepreisen und einer hohen Teuerung bei Dienstleistungen wahrscheinlich sind, befindet sich die Notenbank insgesamt weiter auf Kurs. Nach den eigenen Projektionen erreicht sie 2025 genau den Zielwert von 2,0%. Eine Anpassung nach oben bei der Aktualisierung im Juni ist unwahrscheinlich.

Ermutigende Signale

Das Lohnwachstum – eines der Hauptaufwärtsrisiken für die Inflation – scheint sich 2024 nicht mehr zu verstärken. Darauf deuten Umfragen unter Unternehmen, aber auch Berechnungen der EZB hin. Zudem sind Wirtschaft und Konsum in der Eurozone weiter schwach, sodass die Spielräume für Preiserhöhungen wegen höherer Lohnkosten für die meisten Unternehmen begrenzt sein dürften.

Auch das zweite Aufwärtsrisiko für die Teuerung, die Energiepreise, sollte die EZB zwar genauer im Blick behalten, dürfte sie jedoch nicht von der Zinswende im Juni abhalten. Eine größere Eskalation im Nahost-Konflikt ist unwahrscheinlich. Eine direkte militärische Auseinandersetzung mit Israel oder Saudi-Arabien wird der Iran angesichts der Konsequenzen nicht suchen. Weitere Stellvertreterangriffe, etwa über die Huthi-Rebellen im Jemen, sind möglich. Diese erhöhen zwar die Energiepreise und stören Lieferketten, dürften jedoch keinen großen Preisschock auslösen.

Zudem können Energiepreise und Lohnwachstum etwas höher sein, als es rechnerisch mit dem 2-Prozent-Ziel der EZB für die Inflation vereinbar ist. Aber in anderen Bereichen sinkt der Preisdruck, was dies kompensiert. Die Geldpolitik bremst weiter die Kreditvergabe aus. Die Konjunktur kommt immer noch nicht in Schwung. Sollte die EZB ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr im Juni anpassen, dann nach unten. Es ist also alles angerichtet für den Beginn der Zinswende im Juni.

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