Lufthansa

Noch mal Glück gehabt

Die Lufthansa hat bei ITA Airways den Kürzeren gezogen, exklusiv verhandelt wird nun in Italien mit dem konkurrierenden Bieter Certares. Zum Glück! Denn die Gründe für die Entscheidung zugunsten des amerikanischen Finanzinvestors zeigen, in welche Richtung es bei ITA gehen wird.

Noch mal Glück gehabt

Die Lufthansa hat bei ITA Airways den Kürzeren gezogen, exklusiv verhandelt wird nun in Italien mit dem konkurrierenden Bieter Certares. Zum Glück! Denn die Gründe für die Entscheidung zugunsten des amerikanischen Finanzinvestors zeigen, in welche Richtung es bei ITA gehen wird – gewünscht ist ein Mitspracherecht für die italienische Politik. Certares hatte dem Staat in ihrem Angebot viel Mitsprache zugestanden, Lufthansa und ihr Partner, die Reederei MSC, verbaten sich das dagegen von Anfang an.

Auf die Regierung von Noch-Ministerpräsident Mario Draghi könnte eine deutlich nationaler orientierte Exekutive folgen, die ein rein privatwirtschaftliches Agieren beim bisher staatlichen Carrier womöglich nicht akzeptieren würde. Insofern ist die Entscheidung, die Draghi nun getroffen hat, logisch. Für Lufthansa ist sie ein Segen, denn die italienische Fluglinie ist bereits heute ein Fass ohne Boden. Wenn die Politik darauf hinwirken wird, dass unrentable Strecken weiter geflogen werden, möglichst viele italienische Airports mit Anschlüssen bedacht werden und zu viel Personal an Bord gehalten wird, nimmt das Geldverbrennen vermutlich kein Ende.

Dass Lufthansa überhaupt bereit war, sich auf ITA einzulassen, lässt allerdings tief blicken. Noch immer geht es bei der deutschen Fluggesellschaft zu sehr um reine Marktanteilsgewinne und zu wenig um die tatsächlichen Ertragsperspektiven. Das war schon im Falle von Austrian und Brussels Airlines so und hat sich seitdem – leider – nicht geändert. Die belgische und die österreichische Tochter werfen bis heute keine Gewinne ab. Das ist ein zu hoher Preis für die Rolle der beiden Ableger als Zulieferer für das internationale Geschäft der Muttergesellschaft. Diese Rolle wäre vermutlich auch für ITA vorgesehen gewesen, um das Langstreckennetz der Lufthansa weiter zu füttern. Allerdings hat der deutsche Luftfahrtkonzern mit Air Dolomiti längst ein Standbein in Italien und ist auch selbst in seinem nach den USA zweitwichtigsten ausländischen Markt gut unterwegs – braucht die ITA also nicht als Zubringer.

Oft wirft Lufthansa aber auch einfach deshalb ihren Hut in den Ring, um eine Transaktion mit einem Konkurrenten zu verhindern. Das ist dieses Mal nicht gelungen, denn mit Certares verbandelt sind Air France-KLM und der US-Carrier Delta Air Lines, die nun in Italien zum Zuge kommen könnten.

Viele Lufthansa-Investoren werden sich wahrscheinlich über den Zuschlag für Certares in Italien freuen. Sie kritisieren schon länger die schlechte Kapitalallokation der deutschen Fluggesellschaft. Und viel schlechter als in ITA kann man sein Geld kaum investieren.

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