KommentarFederal Reserve

Der vorsichtige Optimismus der US-Notenbank

Die Zuversicht bei der US-Notenbank, den Kampf gegen die Inflation im Griff zu haben, ist gewachsen. Deswegen will die Fed an Plänen festhalten, den Leitzins dieses Jahr drei Mal herunterzusetzen.

Der vorsichtige Optimismus der US-Notenbank

Auf den ersten Blick hatte es den Anschein, als habe der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank nach seiner jüngsten Sitzung nichts Neues gesagt. Schließlich war klar, dass der Leitzins unverändert bleiben würde. Und selbst der Wortlaut der Abschlusserklärung war fast identisch mit dem Text nach der letzten Sitzung im Januar. Gestrichen wurde lediglich ein Halbsatz, der damals einschränkend sagte, dass „sich das Stellenwachstum leicht abgeschwächt hat“, aber dennoch weiter stark bleibe. 

Gleichwohl enthielten sowohl die neuen Konjunktur- und Zinsprognosen als auch Äußerungen von Notenbankchef Jerome Powell bei der anschließenden Pressekonferenz wichtige Hinweise auf den weiteren Kurs der Geldpolitik. Bezeichnend ist nämlich die Tatsache, dass Powell zwar auf die weiter hartnäckige Inflation hinwies. Deutlicher als zuvor hob er aber die erzielten Erfolge bei der Inflationsbekämpfung hervor. Schließlich ist die Teuerungsrate binnen eineinhalb Jahren von 9% auf etwa 3% gesunken. Powell betonte jedoch wie üblich weiter die Notwendigkeit überzeugender Beweise dafür, dass sich die Teuerung nachhaltig auf das Inflationsziel von 2% hinbewegt. 

Umso ermutigender sind die Zinsprognosen der Fed. Schließlich erwarten die Währungshüter an ihrem bevorzugten Index, der PCE-Kernrate, gemessen zum Jahresende nur einen Rückgang von derzeit 2,8% auf 2,6%. Im Dezember hatte die Prognose noch auf 2,4% gelautet. Auch rechnet die Notenbank erst im Jahr 2026 mit der Erreichung des Inflationsziels. Trotzdem geht das FOMC nach wie vor davon aus, dieses Jahr dreimal die Zielzone für den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte herunterzusetzen. Das wiederum unterstreicht den vorsichtigen Optimismus und die Überzeugung der Fed, dass sie die Inflation im Griff hat und an Plänen für die Zinswende festhalten kann. Die erste Zinssenkung seit März 2020, als die Corona-Pandemie die Wirtschaft zum Stillstand gebracht hatte, erwarten nun die meisten Analysten bei der übernächsten Sitzung im Juni. Weitere könnten dann im September und Dezember folgen.   

Unterm Strich strotzen die Prognosen vor verhaltenem Konjunkturoptimismus. So erwartet die Fed ein deutlich stärkeres Wachstum als noch vor drei Monaten und glaubt auch, dass die Arbeitslosenquote niedriger ausfallen wird als bisher angenommen. Werden die Zinssenkungen dann auch von einer Verlangsamung des Bilanzabbaus begleitet, die Powell in Aussicht stellte, dann würde der kumulative Lockerungseffekt weitere Liquidität in die Wirtschaft pumpen. Das wiederum würde Verbraucher und Unternehmen entlasten, sowohl den Privatkonsum als auch die Investitionstätigkeit ankurbeln und der Wirtschaft einen weiteren kräftigen Impuls verleihen.

Bericht zur Fed-Entscheidung

US-Notenbank

Powells vorsichtiger Optimismus

Von Peter De Thier
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.