Flugtaxi-Start-up

Ex-Airbus-Manager Hoke wird neuer Volocopter-CEO

Das Flugtaxi-Start-up Volocopter will mit Dirk Hoke abheben – dem früheren Chef der Rüstungs- und Raumfahrt-Sparte von Airbus. Der 52-Jährige werde im September 2022 den Führungsposten vom Firmenchef Florian Reuter übernehmen.

Ex-Airbus-Manager Hoke wird neuer Volocopter-CEO

cru – Das Flugtaxi-Start-up Volocopter will mit Dirk Hoke abheben – dem früheren Chef der Rüstungs- und Raumfahrt-Sparte von Airbus. Der 52-Jährige werde im September 2022 den Führungsposten vom Firmenchef Florian Reuter übernehmen, der Volocopter nach sieben Jahren an der Spitze auf eigenen Wunsch ebenfalls im September verlässt, aber Anteilseigner bleibt. Das kündigte das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Bruchsal am Dienstag nach einem Beschluss des Advisory Board an.

Unter Reuters Führung hatte sich Volocopter, die 2011 gegründet wurde, von einem Fünf-Personen-Start-up zu einem globalen Unternehmen mit Einhornstatus entwickelt. Der erfahrene Manager Hoke, der als Fachmann für Transformation und Digitalisierung gilt, soll nun den Zertifizierungsprozess der elektrischen Flugtaxis, die innerhalb von Städten zum Einsatz kommen, erfolgreich zu Ende bringen. „Die Erfahrungen, die ich bei Airbus und Siemens sammeln konnte, werden uns helfen, Volocopters führende Marktposition, die unter Florian erreicht wurde, zu monetarisieren“, sagte Hoke. „Unsere Herausforderung ist, die Zertifizierung des Volo Citys mit den Zulassungsbehörden voranzutreiben. Es wird eine un­glaublich spannende, aber auch schwierige Zeit.“

Hoke war vor seiner Zeit bei Airbus Defence & Space, die er seit 2016 führte, wie sein Vorgänger Reuter bei Siemens beschäftigt, unter anderem als Chef der Sparte für Industriekundenservice.

Flugtaxi-Zulassung …

Volocopter, die 500 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 1000 Testflüge absolviert hat, will 2024 über eine zugelassene Maschine verfügen. Die Firma ist damit nicht allein: Jungunternehmen rund um den Globus liefern sich derzeit ein kostspieliges Rennen um das erste Flugtaxi. Allerdings ist Volocopter nach eigenen Angaben das einzige „eVTOL“-Unternehmen weltweit, das sowohl als Herstellungs- als auch als Entwicklungsbetrieb von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) anerkannt ist. 

Bisher sind solche Verkehrsmittel noch nirgendwo auf der Welt zum Betrieb zugelassen. Zu den Wettbewerbern von Volocopter gehören unter anderem die deutsche Firma Lilium aus Weßling bei München mit rechtlichem Sitz in Amsterdam sowie die kalifornische Joby Aviation aus Santa Cruz und auch Airbus. Um den Zertifizierungsprozess und den da­mit verbundenen Aufbau von Produktionsstätten finanziell zu schultern, befindet sich Volocopter gerade in einer Finanzierungsrunde.

Erst vergangene Woche machte das inzwischen mit 1,5 Mrd. Euro bewertete Unternehmen öffentlich, bereits 153 Mill. Euro frisches Geld bei Investoren eingesammelt zu haben. In Summe hat Volocopter bisher 495 Mill. Euro an Kapital eingeworben. Zu den Geldgebern gehören der chinesische Autokonzern Geely, WP Investment, die Mercedes-Benz Group, die Deutsche-Bahn-Speditionstochter DB Schenker und der weltgrößte Assetmanager Blackrock. „Es gibt noch einige Investoren, die uns dabei helfen wollen, letztlich auf 500 Mill. Euro zu kommen“, sagte der Vorsitzende des Beirats von Volocopter, Stefan Klocke. Über eine weitere Finanzierungsrunde oder sogar einen Börsengang mit Hilfe eines Spac (Special Purpose Acquisition Company) war lange spekuliert worden. Rivale Lilium ist seit September an der Wall Street notiert.

… und Börsengang 2024

„Wie alle anderen hatten wir uns auch Spacs als Finanzierungsmöglichkeit angeschaut. Das hat sich erst in letzter Minute zerschlagen – zum Glück. Bei vielen Wettbewerbern hat der Spac nicht das gewünschte Geld eingebracht“, sagte Klocke nun.

Auf das Parkett strebt Volocopter weiterhin – nur ein wenig später: „Wir wollen mit den Bildern von den Olympischen Sommerspielen in Paris an die Börse gehen“, gab Klocke das Jahr 2024 als Ziel aus.

Der frühere Mercedes-Benz-Chef Dieter Zetsche, der im Volocopter-Beirat sitzt, hat privates Geld in das Unternehmen gesteckt: „Wenn das funktioniert, ist es eine neue Welt. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten.“