Genesis-Insolvenz

Krypto-Mogul Barry Silbert unter Druck

Barry Silbert steht nach der Insolvenz seines Digital-Assets-Plattform Genesis unter Druck. Dem Krypto-Mogul drohen langwierige und potenziell teure Rechtsstreitigkeiten.

Krypto-Mogul Barry Silbert unter Druck

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Nach der Teilinsolvenz der Plattform Genesis nimmt der Druck auf Barry Silbert, den CEO und Gründer der Muttergesellschaft Digital Currency Group, zu. Denn dem Krypto-Mogul drohen nun langwierige und potenziell teure Rechtsstreitigkeiten. Mit einer Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen Genesis muss sich Silbert bereits auseinandersetzen. Die Behörde wirft dem Broker vor, im Rahmen eines gemeinsamen Lending-Projekts mit der Kryptobörse Gemini gegen Investorenschutz-Auflagen verstoßen zu haben.

Die beiden Unternehmen betrieben das Programm „Gemini Earn“, dessen Nutzer ihre Guthaben bei dem Börsenbetreiber gegen Zinsen von bis zu 8% an Genesis verleihen konnten. Laut der Börsenaufsicht hätten die Unternehmen ihr Angebot registrieren müssen – da sie dies nicht taten, hätten sie illegal Wertpapiere an Hunderttausende Investoren verkauft und so Krypto-Assets im Milliardenwert eingesammelt.

Nun droht auch Gemini-Co-Gründer Cameron Winklevoss der Digital Currency Group und Silbert mit Klage. Das Unternehmen und sein Gründer „weigern sich weiterhin, Gläubigern einen fairen Deal anzubieten“, schrieb Winklevoss auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Silbert und die Digital Currency Group seien mitverantwortlich für den „Betrug, der über 340000 ‚Earn‘-Nutzern Schäden verursacht hat“, führte der Krypto-Investor aus.

Gemäß Insolvenzantrag hat Genesis bei Gemini Schulden im Volumen von 766 Mill. Dollar, insgesamt halten die größten Gläubiger Forderungen von über 3 Mrd. Dollar gegenüber dem Broker. Bereits der Kollaps des Hedgefonds Three Arrows Capital hatte Genesis im vergangenen Juni in Bedrängnis gebracht, die Krise verschärfte sich nach dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX im Herbst. Am 16. November verhängte Genesis unter Verweis auf „beispiellose Marktturbulenzen“ einen Abhebungsstopp.

Dabei hob sich Silbert, der nach eigenen Angaben schon bei Kursniveaus von unter 10 Dollar in Bit­coin investierte, in der Vergangenheit durch seine öffentlichen Warnungen vor Risiken im Digital-Assets-Segment von anderen Krypto-Managern ab. Die Digital Currency Group baute der 46-Jährige, den Bekannte als schüchtern und unprätentiös be­schreiben, auf der Value-Investmentstrategie von Börsenlegende Warren Buffett auf. Allerdings entwickelte sich die Gesellschaft schnell zu einem Wachstumsunternehmen.

Neben Genesis gehören zahlreiche weitere Unternehmen zu dem Konglomerat, darunter das Fondshaus Grayscale und das Nachrichtenportal Coindesk. Viele von ihnen sind im Zuge der Kryptokrise ebenfalls in Schwierigkeiten geraten. Silbert, betonen Beobachter, habe sich nicht mehr persönlich um das Risikomanagement der diversen Tochtergesellschaften kümmern können – was sich als verhängnisvoll herausgestellt habe. „Das abgelaufene Jahr ist das schwierigste meines Lebens gewesen“, schrieb Silbert am 10. Januar an die Anteilseigner der Digital Currency Group. Dem Krypto-Mogul stehen weitere schwierige Tage bevor.

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