Sanktionen

London nimmt Roman Abramo­witsch ins Visier

Die britische Regierung hat die Vermögenswerte des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch eingefroren. Für den FC Chelsea wirft das Probleme auf, war er doch stark von seinem Geld abhängig.

London nimmt Roman Abramo­witsch ins Visier

Von Andreas Hippin, London

Nach langem Zögern hat die britische Regierung Roman Abramowitsch (55), den Eigentümer des FC Chelsea, nun doch auf die Liste der mit Sanktionen belegten russischen Oligarchen aufgenommen. „Für diejenigen, die Putins bösartigen Angriff auf die Ukraine unterstützt haben, kann es keine sicheren Häfen geben“, sagte Premierminister Boris Johnson. Neben Abramowitsch wurden die Vermögenswerte von sechs weiteren prominenten Russen eingefroren: Oleg Deripaska (En+), Andrej Kostin (VTB Bank), Dmitri Lebedew (Bank Rossiya), Alexej Miller (Gazprom), Igor Setschin (Rosneft) und Nikolai Tokarew (Transneft). Der britischen Regierung zufolge summieren sich ihre Assets auf 15 Mrd. Pfund. „Oligarchen und Kleptokraten haben keinen Platz in unserer Wirtschaft oder Gesellschaft“, sagte Außenministerin Liz Truss. Sie hätten das Blut der ukrainischen Menschen an ihren Händen. Wie die britische Regierung betonte, wurde Abramowitsch von keinem ihrer Verbündeten mit Sanktionen belegt.

Für den FC Chelsea bedeutet das Eingreifen der Regierung, dass der von Abramowitsch eingeleitete Verkaufsprozess nun auf Eis liegt. Anfang des Monats hatte er angekündigt, den Erlös an eine noch zu gründende Stiftung für die Opfer des Krieges an die Ukraine weiterreichen zu wollen.

FC Chelsea in Nöten

Der Fußballclub darf nun zwar seine Spieler und Mitarbeiter weiter bezahlen, kann aber weder neue Spieler anwerben noch vorhandene an andere Vereine ausleihen. Preisgelder und Einnahmen aus Übertragungsrechten dürfen in Empfang genommen werden. Sie werden danach aber ebenso eingefroren wie alle anderen Assets von Abramowitsch. Es dürfen keine neuen Tickets verkauft werden. Spiele finden also künftig vor Dauerkartenbesitzern und Zuschauern, die bereits Tickets erworben hatten, statt. Am Stadion können keine Arbeiten durchgeführt werden. Problematisch für den FC Chelsea ist, dass nun unklar ist, ob die 1,5 Mrd. Pfund, die Abramowitsch dem Fußballclub Medienberichten zufolge zur Verfügung gestellt hatte, nun doch zurückgezahlt werden müssen. Der Club war in hohem Maße von Zuwendungen des Oligarchen abhängig.

Unterdessen wetterte Xavier Rolet, der ehemalige Chef der London Stock Exchange Group, auf Linkedin gegen die „politische Klasse“. Er ist mittlerweile Chairman des russischen Düngemittelproduzenten Phosagro, zu dessen Großaktionären Wladimir Putins Doktorvater Wladimir Litwinenko zählt. „Die Logik dessen, das Gewicht von Sanktionen, Boykotten und öffentlichem Druck dazu zu nutzen, an der London Stock Exchange notierte Unternehmen für das Scheitern der Politik und der Verhandlungen zu bestrafen, erschließt sich mir offen gesagt nicht“, schrieb Rolet. Er sei für Deeskalation und eine friedliche Lösung durch Diplomatie. Rolet will sein Amt nicht niederlegen.

Die britische Tochter des chinesischen Telekomausrüsters Huawei verlor dagegen zwei Boardmit­glieder, die der BBC zufolge das Schweigen des Unternehmens zur russischen Invasion der Ukraine nicht guthießen. Es handelt sich um den ehemaligen Chef der britischen Außenhandelsorganisation UK Trade & Invest, Andrew Cahn, und Ken Olisa, den Gründer der Bank Interregnum.

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