Fragebogen: Christoph Schmidt

„Setze niemals alles auf eine Karte“

Im Fondsmanagerfragebogen erläutert Christoph Schmidt, Co-Lead Manager des DWS Concept Kaldemorgen, wie er sein erstes Geld verdient hat und warum es am Kapitalmarkt wichtig ist, langfristig zu denken und niemals alles auf eine Karte zu setzen.

„Setze niemals alles auf eine Karte“

Wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?

Vor dem Abitur habe ich Regale in einem Supermarkt eingeräumt. Sobald ich meinen Führerschein hatte, habe ich an Wochenenden als Fahrer bei einer Autovermietung die Rückläufer getankt, gewaschen und geparkt – kleine Extrarunden mit dem ein oder anderen Oberklasse-Fahrzeug waren dabei das eigentliche Highlight.

Wofür haben Sie es ausgegeben?

Für ein Nokia 3210 und für Urlaube mit Freunden.

Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?

Meine ersten Aktien waren im Jahr 1998 Adidas-Salomon und DaimlerChrysler. Mit beiden Titeln war auf Jahre kein Geld zu verdienen. Das Platzen der Dotcom-Blase hat meinem Interesse an Kapitalmarktthemen keinen Abbruch getan. Allerdings habe ich in den Folgejahren doch die substanzstarken Titel zu schätzen gelernt.

Was war Ihr erfolgreichstes Invest­ment?

Das waren im Jahr 2007 Aktien von der Roth & Rau AG, einem der „Schaufelhersteller“ für die Solarindustrie.

An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?

An die Wenigsten, wenn ich nicht die gesamte Historie meiner privaten Investments schriftlich festgehalten hätte. Dabei sticht das Jahr 2008 negativ heraus. Damals hatte ich mich im Rahmen meiner Diplomarbeit mit den verschiedenen Wertschöpfungsstufen der globalen Fotovoltaikindustrie beschäftigt. Dabei habe ich womöglich das große Ganze zu sehr aus dem Blick verloren. Wenn einer ganzen Branche der Wind ins Gesicht bläst, tröstet es kaum, die relativen Gewinner identifiziert zu haben.

Treffen Sie Ihre private Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem? (Mit wem?)

Die Entscheidungen treffe ich allein. Aber das Budget, das für Investments zur Verfügung steht, stimme ich mit meiner Frau ab.

Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?

Die Grundlage bilden Investments in die von mir verantworteten Fonds. Wenn ich darüber hinaus in Einzelaktien investiere, dann vorwiegend in Titel, die einen Value- oder Contrarian-Charakter haben. Hier dauert es meist länger als ursprünglich gedacht, bis eine Idee aufgeht, aber dafür bewegen sich diese Werte relativ unabhängig von der allgemeinen Marktentwicklung.

Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?

Bei den klassischen Bewertungskennzahlen fällt mein erster Blick fast immer auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Daneben braucht es aber zumindest auch eine Einschätzung bezüglich des Wachstums, der Profitabilität und der Bilanzqualität.

Ihr Motto beim Investieren lautet?

Lass dich nicht von Markstimmungen treiben, denke langfristig, setze niemals alles auf eine Karte.

Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?

Mit den Erfolgsrezepten prominenter Investoren habe ich mich (abgesehen von André Kostolany) nie näher auseinandergesetzt. Spannender fand ich immer schon den Werdegang beziehungsweise die Historie erfolgreicher Unternehmer oder Industriellenfamilien (zum Beispiel „Die Quandts“ von Rüdiger Jungbluth).

Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?

Die Angst vor weiter stark steigenden Zinsen könnte im ersten Quartal 2023 nachlassen. Das eröffnet Aufholpotenzial für viele Titel, deren Bewertungen in diesem Jahr besonders unter Druck standen. Aus diesem Grund bleiben für mich Wachstumstitel, zum Beispiel aus dem Technologiesektor, weiterhin eine wesentliche Säule in einem ausgewogenen Portfolio.

Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen beziehungsweise aufteilen?

Mit zehn Jahren Anlagehorizont und der entsprechenden Risikotoleranz sollte der Schwerpunkt auf der Aktienseite liegen mit einer Gewichtung von etwa 70%. Hier ist es wichtig, auf eine gute Ausgewogenheit zu achten und zu einseitige Stileinschläge, beispielsweise in Richtung Value oder Wachstum, zu vermeiden. Nach dem deutlichen Zinsanstieg der letzten Monate sind Anleihen wieder eine ernst zu nehmende Alternative zu Aktien, auch vor dem Hintergrund der Diversifikation. Hier würde ich bis zu 20% allokieren, die verbleibenden zehn Prozent in Gold. Außerdem sollte man mögliche Währungsrisiken sehr genau im Auge behalten. Bei einem passiven Aktienmarkt-Investment, beispielsweise in den MSCI Welt Index, liegt der Fremdwährungsanteil bei über 90%. Aus Perspektive eines Euro-basierten Anlegers halte ich dies für deutlich zu hoch, insbesondere nach der längeren Schwächeperiode des Euro. Ein aktiv gemanagter, Benchmark-unabhängiger Multi-Asset-Fonds kann hier die passende Lösung sein.

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