Märkte am Mittag

Bankenwerte setzen Gesamtmarkt unter Druck

Die Furcht vor sich ausweitenden Problemen im US-Bankensektor hat die Stimmung an den Börsen gedrückt. Verluste treten auf breiter Front auf. Mehr Klarheit in die ein oder andere Richtung könnten Daten zum US-Arbeitsmarkt am Nachmittag bringen.

Bankenwerte setzen Gesamtmarkt unter Druck

Sorgen über Probleme im US-Bankensystem haben die europäischen Börsen am Freitag ins Minus gedrückt. Der deutsche Leitindex Dax fiel um 1,3% auf 15.429 Punkte. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, verlor 1,4% auf 4225 Zähler. Auch in Asien gerieten die Börsen zum Wochenschluss unter Druck. Die Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz hatte die Aktie der Silicon Valley Bank (SVB), die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, am Donnerstag massiv einbrechen lassen. Das Finanzinstitut hatte Verluste von 1,8 Mrd. Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet. Daraufhin machten Sorgen vor einer neuen US–Bankenkrise die Runde.

„Auch deutsche Banken stehen jetzt im Visier der Verkäufer, weil der Startup-Finanzierer SVB Financial etwas offenbart hat, was auch sie angehen könnte: unrealisierte Verluste im Anleiheportfolio“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Hintergrund sei, dass viele Banken Anleihen hielten, die in ihrem Kurs teilweise in nie da gewesener Geschwindigkeit eingebrochen seien. Was der Markt jetzt fürchte, sei eine Implosion in den Bilanzen der Banken, sagte Stanzl. Die Investoren warteten nun auf Klarstellungen der großen Geldhäuser, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB Financial auch auf sie zutreffen.

Gesamter Bankensektor unter Druck

Nachdem bereits in Asien die Börsen im Sog der SVB-Aktien nachgaben, ging der Ausverkauf bei den europäischen Finanzwerten weiter. Der Bankenindex rutschte um 3,6% ab. Im Dax büßte die Deutsche Bank 7,2% ein, die Commerzbank 3,6%. Auch Societe Generale und BNP Paribas in Paris, Barclays in London und Santander in Madrid verloren zwischen knapp 4 und gut 5%. In Zürich markierten die Titel der krisengeplagten Credit Suisse nach einem Rückgang um 3,7% ein neues Rekordtief von 2,53 Franken.

Auch bei der SVB setzte sich der Ausverkauf am Freitag in Frankfurt fort. Die Papiere brachen um 27,6% ein. Dabei wechselten innerhalb der ersten Handelsstunde bereits 31 Mal so viele SVB-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.

Staatsanleihen gefragt

Die Sorgen um den Bankensektor ermunterten die Anleger zum Einstieg bei Staatsanleihen. „Es könnte sein, dass viele Investoren jetzt den Stecker aus dem Aktienmarkt ziehen und die attraktiven Zinsen am Rentenmarkt als Alternative vorziehen“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Broker RoboMarkets. Im Gegenzug zu steigenden Kursen fielen die Renditen. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte bei 2,548% nach 2,641% am Donnerstag, die Rendite der US-Bonds mit der gleichen Laufzeit fiel auf 3,857% von 3,923%.

Ölpreis geht weiter runter

Die Ölpreise steuerten dagegen im Vorfeld des offiziellen US-Arbeitsmarktberichts auf ihren größten Wochenverlust seit mehr als einem Monat zu. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund 0,5% auf 81,30 und 75,36 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Investoren fürchteten, dass ein allzu starker Jobmarkt die US-Notenbank Fed zu weiteren großen Zinserhöhungen bewegen könnte. Von Reuters befragte Experten erwarten für Februar ein Stellenplus von 205.000 nach einem Zuwachs von 517.000 im Januar.

Auch der Bitcoin notierte knapp 2% tiefer bei 19.840 Dollar und damit erstmals seit Anfang Januar wieder unter der psychologisch wichtigen 20.000-Dollar-Marke. Der Kollaps der Kryptobank Silvergate lasse Anleger Cyber-Devisen nur mit spitzen Fingern anfassen, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. „Die Ansteckungsrisiken für weitere Größen innerhalb der Branche sind und bleiben akut.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.