Märkte am Mittag

Dax gibt Gewinne fast komplett wieder ab

Die Gaskrise und die anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend lässt Anleger herumlavieren. Allerdings legte eine Reihe von Börsenschwergewichten Zahlen vor und einige konnten sich absetzen wie Puma, Mercedes, Deutsche Börse, Unicredit, Holcim und Reckitt.

Dax gibt Gewinne fast komplett wieder ab

Am Tag der US-Zinsentscheidung hat der Dax seine Gewinne aus dem frühen Handel nahezu komplett abgegeben. Gegen Mittag präsentierte sich das deutsche Leitbarometer behäbig und notierte mit nur noch plus 0,2% kaum verändert bei 13.122 Punkten. Anleger warten auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend. Quartalszahlen und Ausblicke von Unternehmen stießen auf unterschiedliches Echo stießen. So freuten sich die Anleger etwa über die Geschäftsentwicklung von Mercedes-Benz, während Adidas enttäuschte.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann zur Wochenmitte bislang 0,71% auf 26 245 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand rund 0,5% höher.

Die US-Notenbank dürfte am Abend ihre Zinswende fortsetzen. Nach einem kräftigen Schritt im Juni wird mit einer abermaligen Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte gerechnet. Selbst eine noch stärkere Anhebung um einen ganzen Punkt scheint möglich. Allerdings haben sich zuletzt gleich mehrere Zentralbanker, auch solche mit straffer geldpolitischer Haltung, dazu eher ablehnend geäußert.

Ein kräftiger Zinsschritt der Fed sei inzwischen vollständig am Markt eingepreist und sollte daher kaum für Kursausschläge sorgen, schrieben die Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick. Von Interesse dürfte vielmehr die Kommunikation der Fed im Nachgang zur Zinsentscheidung sein – ob also die Notenbanker weiterhin auf ein aggressives Vorgehen gegen die Inflation setzten oder den sich eintrübenden konjunkturellen Perspektiven Rechnung trügen.

Dax-Schwergewichte mit Zahlen

Die Berichtssaison in Deutschland kommt nun richtig in Schwung. Der Sportartikelhersteller Adidas senkte die Prognose. Eine langsamere Erholung des China-Geschäfts durch die coronabedingten Lockdowns sowie eine zu erwartende schwächere Konsumlaune in anderen Ländern seien der Grund dafür. Die Aktien sanken als schwächster Dax-Wert um mehr als fünf Prozent. Dem Rivalen Puma SE ging es nach Anhebung der Umsatzprognose besser, die Papiere rückten um 0,8% vor.

Zudem hoben der Chemiekonzern BASF, der Diagnostikspezialist und Labordienstleister Qiagen und der Autobauer Mercedes-Benz ihre Ziele für 2022 an. Mercedes-Benz gewannen unter den Favoriten im Dax 2,7%, Qiagen 0,4%. BASF hingegen standen im Minus mit 0,6%, hier ist der drohende Gaslieferstopp Russlands das Damoklesschwert.

Auch die Deutsche Börse wird nach einem starken Ergebnis im zweiten Quartal erneut etwas optimistischer. Die Aktien des Börsenbetreibers gewannen 1,5%. Die Vierteljahreszahlen der Deutschen Bankbezeichnete ein Börsianer als durchwachsen. Er lobte die Ertragsentwicklung, mahnte aber die hohen Kosten an. Die Papiere verloren rund vier Prozent.

Eine zunehmende Nachfrage nach Wartung und Ersatzteilen bescherte auch dem Triebwerksbauer MTU im zweiten Quartal überraschend viel Gewinn. Obwohl die Nachfrage im Wartungsgeschäft nicht so stark anzieht wie zuletzt erwartet, sieht sich MTU auf Kurs zu den Jahreszielen. Die Aktien verloren dennoch 2,3%.

Berichtssaison in Europa

Gestützt wurden die europäischen Börsen durch einige positive Ausreißer unter den zahlreichen Quartalszahlen, die für teilweise kräftige Kursanstiege sorgten. Aktien von Unicredit etwa zogen um 6,8% an. Analyst Benjie Creelan-Sandford von Jefferies sprach von einem sehr guten zweiten Quartal. Dabei steche der neue Ausblick für das Gesamtjahr positiv hervor.

Die Gewinne des Bankensektors hielten sich trotzdem in Grenzen. Das lag nicht zuletzt an Credit Suisse. Das Schweizer Bankhaus teilte nicht nur einen hohen Verlust für das zweite Quartal mit, sondern gab auch einen verhaltenen Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf. Die Aktie verzeichnete leichte Verluste.

Der Baustoffsektor profitierte dagegen von den starken Ergebnissen eines anderen Schweizer Standardwertes. Nach einem starken ersten Quartal war Holcim auch in der zweiten Dreimonatsperiode kräftig gewachsen und hatte zudem die Prognose für das laufende Jahr angehoben. Die Aktie sprang um 4,6%.

Gute Geschäfte im ersten Halbjahr stimmen auch den Konsumgüterkonzern Reckitt optimistischer für das laufende Jahr. Der Konzern will nun eine Umsatzsteigerung von 5 bis 8% erreichen. Zuvor war Reckitt nur von einem Plus von 1 bis 4% ausgegangen. Die Aktie zog um 4,5% an.

Weniger gut kamen die Zahlen eines anderen Unternehmens der britischen Börse an. Rio Tinto büßten nach den Halbjahresergebnissen 3,8% ein. Analyst Tyler Broda von RBC sprach von überraschend schwachen Resultaten des Bergbaukonzerns. Negativ sei vor allem die Dividendenkürzung. Die Schwäche von Rio Tinto belastete auch den Rohstoffsektor, der im Minus lag.

Bereits am Vorabend hatte der französische Luxusgüterkonzern LVMH Zahlen vorgelegt. Das bereinigte Wachstum ließ zwar im Vergleich zum ersten Quartal etwas nach, lag aber erneut deutlich im zweistelligen Bereich. Zudem wurden die Erwartungen der Experten wieder einmal übertroffen. Der Umsatz zog um 27% auf rund 18,7 Mrd. Euro an, wie der am höchsten bewertete Konzern des EuroStoxx 50 mitteilte. Die Aktie zog um 0,7% an.