Aktienmarkt

Dax peilt Allzeithoch an

Der Dax hat im ersten Quartal satte 12,2 Prozent zugelegt. Und es gibt gute Gründe, dass es mit dem deutschen Leitindex jetzt weiter aufwärtsgehen könnte.

Dax peilt Allzeithoch an

Die Märkte sind doch immer wieder für Überraschungen gut. So hat vor Wochenfrist nach der Notrettung der Credit Suisse noch die Angst vor einer großen Bankenkrise die Kapitalmärkte beherrscht. Und zu durchaus erheblichen Verlusten bei Bankaktien wie auch zu Einbußen in den großen Aktienindizes geführt. Doch 2023 ist nicht 2008, wie viele Analysten treffend herausgearbeitet haben. Ein Aspekt sollte dabei auch berücksichtigt werden: Die westlichen Regierungen, Aufsichtsbehörden und Notenbanken wissen um die Folgen der großen Finanzkrise. Sie greifen daher möglichst frühzeitig ein und tun einiges, damit ein Fall wie Lehman nicht wieder eintritt. Zum Beispiel, dass die UBS die marode Credit Suisse rettet, auch wenn sie es eigentlich vorher nicht unbedingt wollte. Im Zweifel helfen hier immer Staatsgelder und staatliche Garantien. Und insofern ist auf die Schweiz Verlass.

„Nun scheint das Gröbste überstanden, weitere Ansteckungseffekte blieben vorerst aus“, sagt Frank Klumpp, Aktienmarktstratege der LBBW. „Die Realwirtschaft ließ sich von diesen Störfeuern nur wenig beeindrucken.“ Mit dem Abebben der Sorgen vor einer Bankenkrise sind die Kurse an den Aktienmärkten wieder massiv gestiegen. Der Dax hat es sogar geschafft, im März zuzulegen, und zwar 1,7% auf 15629 Punkte. Für das erste Quartal dieses Jahres steht damit ein sattes Plus von 12,2% zu Buche. Hält die freundliche Stimmung an, dann ist es zur runden Marke von 16000 Zählern nicht mehr weit, und auch das am 5. Januar 2022 erreichte Allzeithoch von 16271,75 Punkten rückt in Reichweite.

Dafür, dass es in den kommenden Wochen mit dem Dax weiter aufwärtsgehen dürfte, gibt es gute Gründe. Zum einen sind da mehrere markttechnische Faktoren. Im Umfeld von Feiertagen erzielt der Dax meist eine überdurchschnittliche Performance. Vielleicht liegt das ja am Osterhasen, das Feiertagsphänomen lässt sich jedenfalls belegen. Auch ist der April im langfristigen Durchschnitt ein ausgesprochen guter Monat, wozu nicht zuletzt die in jedem Jahr dann beginnende Dividendensaison beiträgt. Diese fällt in diesem Jahr besonders üppig aus. So erwarten Deka und LBBW eine Rekordsumme von rund 55 Mrd. Euro im Dax, die an die Aktionäre ausgekehrt wird.

Ja, und dann sind da auch noch die Gewinne. Kommt es zu einer massiven Bankenkrise, werden diese zurückgehen. Bleibt eine Bankenkrise aus, wonach es inzwischen ausschaut, dann aber nicht. Und bei den Gewinnen gibt es für den Dax in diesem Jahr noch eine ausgesprochen gute Botschaft. Denn die Berichtssaison ist inzwischen abgeschlossen, und sie verlief laut LBBW-Stratege Klumpp besser als erwartet. „Insgesamt zeigte sich einmal mehr, dass die Unternehmen die vielerlei Herausforderungen sehr gut managen“, sagt Klumpp. „Wegen der guten Gewinnsituation der Unternehmen wird bereits über eine Profit-Price-Inflation diskutiert.“

Auch ist der Dax mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,8 (2023 erwartet) laut LBBW niedrig bewertet, insbesondere auch im Vergleich mit den USA. Darüber hinaus zeigt auch die Sentix-Investorenumfrage ein wieder wachsendes Vertrauen der Anleger in Aktien, jenseits und diesseits des Atlantiks.

Natürlich sind Zeiten hoher und hartnäckiger Inflation mitunter schwierig für Aktienanleger. Doch dürfte die Inflation sowohl in den USA als auch im Euroraum sukzessive zurückgehen, allein schon aufgrund von Basiseffekten. Zudem mindert der Rückgang der Energiepreise den Inflationsdruck merklich.

Und unter Liquiditätsaspekten haben die jüngsten Spannungen im Bankensystem auch ihr Gutes. Denn die Notenbanken werden sehr viel vorsichtiger als bisher vorgehen, sowohl was steigende Leitzinsen als auch den Entzug von Liquidität betrifft. Der Weg nach oben ist jedoch häufig nicht einfach, das ist fast immer so. Markus Reinwand, Aktienstratege der Helaba, sagt treffend: „Bull markets climb a wall of worries.“