Finanzmärkte

Deutsche Inflationsdaten treiben Börsen an

Die Inflation in Deutschland hat sich im Dezember unerwartet deutlich abgeschwächt. Das nährt Hoffnungen, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinsen weniger aggressiv anheben wird als avisiert.

Deutsche Inflationsdaten treiben Börsen an

ms/xaw Frankfurt

Die Inflation in Deutschland hat sich im Dezember deutlich und sogar stärker als erwartet abgeschwächt. In EU-harmonisierter Rechnung (HVPI) ging die Teuerung von zuvor 11,3% auf 9,6% zurück, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Experten hatten 10,2% erwartet. Die Daten befeuerten Spekulationen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen nicht so aggressiv anheben wird wie avisiert. Das wiederum stützte Europas Börsen und bescherte dem Euro zum Dollar deutliche Verluste.

Vor allem befeuert vom Ukraine-Krieg hat die zuvor schon zu hohe Inflation im Jahr 2022 rasant angezogen. Die Bundesregierung hat darauf mit beispiellosen Hilfsmaßnahmen reagiert und die EZB hat ihre Leitzinsen so stark erhöht wie nie zuvor. Inzwischen wächst aber die Sorge vor einer Rezession.

Im Dezember ging die Teuerung nun auch in nationaler Rechnung (VPI) deutlich zurück – von 10,0% auf 8,6%. Im Oktober hatte sie noch bei 10,4% gelegen – so hoch wie nie seit dem Jahr 1951. Der starke Rücksetzer im Dezember ging nun vor allem auf niedrigere Energiepreise und die Dezember-Soforthilfe der Bundesregierung zurück, also die staatliche Übernahme der Abschlagszahlungen für Gaskunden.

Ökonomen sprachen von einer „Erleichterung“, für eine Entwarnung sei es aber zu früh. Die Inflation sei weiterhin viel zu hoch und werde perspektivisch allenfalls langsam zurückgehen. Im Jahresdurchschnitt 2022 lag die Teuerung laut vorläufiger Schätzung bei 8,7% (HVPI) sowie 7,9% (VPI). Die 7,9% bedeuten den höchsten Stand seit 1945, allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Lauf der Zeit verändert.

Volkswirte sehen die EZB trotz niedrigerer Inflation weiter unter Druck. „Es wäre ein Fehler, wenn die EZB sich dadurch verleiten ließe, die Straffung der Geldpolitik vorzeitig zu beenden“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Marktteilnehmer hoffen aber auf eine weniger aggressive Straffung. Dies trieb den Dax an, der bis auf 14294 Punkte kletterte und mit einem Plus von 0,8% auf 14182 Zähler schloss. Der Euro Stoxx 50 ging um 0,7% verbessert mit 3882 Punkten aus dem Handel. Unter den Einzelwerten legten insbesondere Internet- und Immobilienaktien zu, die 2022 stark unter den Zinsanstiegen gelitten hatten.

Nebenstehender Kommentar

Berichte Seiten 7 und 24

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