Märkte am Mittag

Die Hoffnungsrally des Dax geht weiter

Der Aktienmarkt stürmt weiter nach oben und klettert auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Für Erleichterung sorgten starke Quartalsergebnisse etwa von Siemens, und neue deutsche Inflationsdaten, die weniger schlimm ausgefallen waren als befürchtet.

Die Hoffnungsrally des Dax geht weiter

Der Dax hat am Donnerstag seine Jahresauftaktrally fortgesetzt und ist auf den höchsten Stand seit einem Jahr geklettert. Zahlreiche starke Quartalsberichte samt angehobener Jahresziele stützten diese Entwicklung. Zudem fielen auch die Inflationsdaten für Deutschland im Januar etwas besser als erwartet aus, auch wenn der Preisauftrieb nach wie vor sehr hoch ist. Zur Mittagszeit stieg der deutsche Leitindex um 1,45% auf 15.635 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 0,62% auf 29.401 Punkte zu. „Die Hoffnungsrally geht weiter, obwohl fundamental große Zweifel bestehen“, konstatierte Salah-Eddine Bouhmidi, Head of Markets bei IG.

In Deutschland bleibt die Inflation hoch, stieg aber im Januar nicht ganz so stark wie von Fachleuten prognostiziert. „Der Scheitelpunkt des großen Inflationsschubs ist erreicht“, schrieb Friedrich Heinemann, Ökonom beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Trotzdem wird die Europäische Zentralbank laut Thomas Gitzel, Volkswirt bei der Liechtensteiner VP Bank, zunächst an ihrem geldpolitischen Straffungskurs festhalten müssen, da die Teuerungsraten noch immer weit über den Zielen der Währungshüter liegen.

Siemens glänzt

Unternehmensseitig standen zahlreiche Quartalsberichte und Ausblicke im Fokus der Anleger, die überwiegend überzeugten. So legte der Technologiekonzern Siemens einen starken Start in sein neues Geschäftsjahr 2022/23 hin und wurde optimistischer für das Gesamtjahr. Dabei konnten die Digitalisierungsgeschäfte Schwächen in der Zugsparte sowie bei der Medizintechniktochter Siemens Healthineers mehr als ausgleichen. Die Aktien sprangen mit plus 8,4% an die Dax-Spitze.

Um 3,0% ging es für die Anteile der Deutschen Börse nach oben. Ein reger Handel an den Finanzmärkten, die Kapriolen beim Gaspreis, höhere Zinsen und Zukäufe hielten das Dax-Unternehmen auf Rekordkurs. Der Betreiber von Handelsplattformen verdiente im vergangenen Jahr so viel wie noch nie, wobei in allen wichtigen Bereichen die Geschäfte besser liefen.

Die Bayer-Aktie legte eine Berg- und Talfahrt hin. Zunächst ging es deutlich nach oben, zuletzt dann gab sie um 0,3% nach. Allerdings ist das Papier in der vergangenen Woche bereits um etwas mehr als 15% gestiegen. Im Blick stand nun, dass sich Bayer früher als vorgesehen vom umstrittenen Noch-Chef Werner Baumann (60) trennt. Zugleich wurde am Mittwochnachmittag bereits der Nachfolger vorstellt: Der ehemalige Pharmachef des Rivalen Roche, Bill Anderson (56), soll das Ruder ab Anfang Juni übernehmen.

Im MDax setzten sich die Papiere des Biokraftstoff-Herstellers Verbio mit plus 6,1% an die Index-Spitze, während die des Essenslieferanten Delivery Hero mit minus 3,9% an das Ende sackten. Verbio steigerte den Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr, konnte aber seine Kosten nicht voll an die Kunden weitergegeben. Analysten sprachen dennoch von einem besser als befürchtetem Zahlenwerk. Delivery Hero enttäuschte dagegen deutlich. Unter anderem wegen negativer Währungseffekte sei der Bruttowarenwert des Essenslieferdienstes hinter den Erwartungen zurückgeblieben, schrieb Analystin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC.

Im SDax stachen die Papiere der Shop Apotheke mit einem Minus von 4,2% heraus. Die Schweizer Bank Credit Suisse hatte die Aktie gleich doppelt von „Outperform“ auf „Underperform“ abgestuft. Das Kursziel wurde von 75 auf 42 Euro gekappt. Unter den zwei börsennotierten Online-Apotheken Shop und Zur Rose bleibe erstere zwar das klar besser aufgestellte Unternehmen, den Vorzug bekomme nun aber die Aktie der Konkurrentin, schrieb Analyst Olivier Calvet. Die Bewertung der Shop-Apotheke-Aktie sei sehr hoch und das Selbsthilfepotenzial deutlich geringer als bei dem Schweizer Unternehmen.

Auch Europas Börsen profitieren

Auch die anderen europäischen Börsen haben sich in guter Verfassung präsentiert. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erreichte den höchsten Stand seit Januar 2022 und legte zuletzt um 1,14% auf 4257 Punkte zu. Ähnlich war das Bild beim französischen Cac 40 mit plus 1,18% auf 7203 Punkte. Dem britischen FTSE 100 gelang ein weiteres Rekordhoch, zuletzt stand der „Footsie“ 0,73% höher mit 7942 Punkten.

Die guten Quartalszahlen von Siemens katapultierten den Wert auch an die EuroStoxx-Spitze und beeinflussten zudem die Anteile des Konkurrenten Schneider Electric positiv, indem diese um mehr als 3% anzogen.

Die Papiere des Infrastrukturkonzerns Vinci steuerten mit einem Plus von 2% ihr Rekordhoch vom Februar 2020 an. Die Jahreszahlen seien solide und der Ausblick auf 2023 stütze die Markterwartungen, schrieb Analystin Elodie Rall von JPMorgan.

In Zürich ging es für die Aktien der Credit Suisse nach einem Milliardenverlust um fast 5% bergab. Die Titel des Versicherers Zurich verloren nach Zahlen 1%. In London reagierten die Papiere von Astrazeneca mit einem Plus von fast viereinhalb Prozent auf die Zahlen und den Ausblick des Pharmaherstellers.

Stark gestiegene Energiekosten, eine Abschreibung auf ein Werk in der Ukraine und der Rückgang der ausgelieferten Menge belasteten den Stahlhersteller ArcelorMittal im vergangenen Jahr. Die Papiere gewannen in Paris dennoch moderat dazu. Analysten hatten mit einem noch schwächeren operativen Ergebnis gerechnet.

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