Europäische Autobauer zeigen sich krisenresistent
scd Frankfurt
Die beiden größten europäischen Automobilkonzerne, Volkswagen und Stellantis, haben sich im zweiten Quartal wieder krisenresistent gezeigt. Höhere Kosten aufgrund von Teileknappheit und Herausforderungen in der Lieferkette haben die Konzerne an die Kunden weitergegeben und ihre Marge im Halbjahr damit deutlich verbessert. Die Opel-Mutter Stellantis kam nach 11,4 % im vergangenen Jahr nun auf 14,1 %, wie der französisch-italienische Konzern am Donnerstag mitteilte. VW steigerte die Marge im Pkw-Segment von 9,3 auf 10,0 %. Am Vortag hatte Mercedes-Benz Cars bereits berichtet, dass die bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft von 13,7 auf 15,3 % angezogen hat. Das sind deutlich höhere Margen als etwa bei den US-Konkurrenten General Motors oder Ford (siehe Grafik).
Der Schlüssel zum Erfolg war den Finanzvorständen zufolge primär die Preismacht im aktuellen Marktumfeld. Die strukturelle Unterversorgung im Neuwagenmarkt hat geholfen, aus der Not eine Tugend zu machen. Allerdings dürften sich die Marktverhältnisse im zweiten Halbjahr noch einmal drehen. So rechnet die Branche damit, dass der Teileengpass, der schon zum Ende des abgelaufenen Quartals besser wurde, ein geringeres Problem darstellen wird. Zudem ist angesichts einer dramatischen Eintrübung der Verbraucherstimmung mit einem Rückgang der Nachfrage in vielen Ländern zu rechnen. Die Hersteller wollen wohl auch deshalb nicht um jeden Preis ihre Auslieferungen hochfahren. VW-CFO Arno Antlitz beschwor am Donnerstag die starke Produktsubstanz. Man werde bei „Incentives“ in allen Regionen diszipliniert bleiben. Auch Mercedes-Chef Ola Källenius erklärte, über ein gesundes Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage Rabatte vermeiden zu wollen. Zudem arbeitet die Marke mit dem Stern weiter an ihren Fixkosten.
Am entspanntesten blickt derweil Stellantis voraus. Im ersten Halbjahr sei die Gewinnschwelle auf 40 % der Verkäufe gesunken, sagte Konzernchef Carlos Tavares. „Wir könnten einen Rückgang unserer Verkäufe um 60 % einstecken und wären immer noch rentabel.“
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