Nachhaltigkeit

GLS-Bankchef kritisiert Taxonomie

Die nachhaltige GLS Bank kritisiert Nachhaltigkeitsregulierungen wie die Taxonomie. Neue Vorschriften würden das Verhalten von Privatkunden kaum ändern.

GLS-Bankchef kritisiert Taxonomie

wbr Frankfurt

Die nachhaltig ausgerichtete GLS Bank warnt vor einer Fehlentwicklung in der ESG-Regulierung der Europäischen Union – darunter das Klassifizierungssystem der Taxonomie. „Die Ausgestaltung der Kriterien der Taxonomie sieht vor, dass nur bestimmte Unternehmen ab einer bestimmten Größenordnung erfasst werden“, sagt Bankchef Thomas Jorberg im Interview der Börsen-Zeitung. „Das ist eine Wettbewerbsverzerrung, weil diese Unternehmensgröße in der Nachhaltigkeitswirtschaft, in der wir tätig sind, eine Ausnahme ist.“

Einen positiven Einfluss auf Privatkunden, etwa durch die Taxonomie, erwartet Jorberg nicht. „Ich messe dem keine große Wirkung zu. Nachhaltigkeitsregulierung allein wird nicht die Transformation bringen. Wir haben immer noch 80 bis 90 % ‚Egal-Geld‘ im Markt, also Vermögen, bei denen den Menschen egal ist, was finanziert wird.“ Der Manager spricht sich auch gegen einen Green-Supporting-Faktor im Rahmen der Eigenkapitalregulierung aus. Besser sei es, wirklich alle Risiken zu erfassen und in der Risikotragfähigkeit zu berücksichtigen. „Wer heute diese realen Risiken adäquat berücksichtigt, der braucht keinen Green-Supporting-Faktor. Die an Transformationsrisiken ausgerichtete Steuerung hat einen weitaus größeren Hebel als die Taxonomie“, sagt Jorberg.

Die genossenschaftliche Bank, die 1974 aus der Waldorf-Bewegung heraus gegründet wurde, setzt auf Wachstum durch Finanzierungen im Bereich regenerativer Energien. Das Institut betone dabei die Bedeutung des nachhaltigen Bauens und der Sanierung von Immobilien für das Geschäft, sagt Jorberg. Angesicht der Energiekrise bedauert der Bankmanager, dass die Politik Chancen verschenke. Ein hoher Energiepreis sei ein ausgezeichnetes Lenkungsinstrument, mit dem ein Prozess hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft viel schneller gelingen könnte. Man müsse aber dafür Sorge tragen, dass Menschen mit niedrigen Einkommen am Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft teilhaben können, so Jorberg.

Bei der Zinswende sieht sich der grüne Bankvorstand im Boot mit anderen Banken. „Die Veränderung des Zinses ist in der Veränderungsphase immer eine Herausforderung, bis sich ein neues Niveau eingestellt hat.“ Das bedeute auch, dass die Bochumer Bank die Einlagenzinsen zeitverzögert anhebe.

Interview Seite 4