Ölindustrie

Hohe Profite der Ölriesen wecken Begehrlich­keiten

Energiekonzerne wie BP und Saudi Aramco verdienen wegen der stark gestiegenen Öl- und Gaspreise so viel Geld wie selten zuvor. Das weckt angesichts der hohen Belastungen für viele Länder, die die Coronakrise und zuletzt vor allem der Krieg in der Ukraine mit sich bringen, Begehrlichkeiten.

Hohe Profite der Ölriesen wecken Begehrlich­keiten

md Frankfurt

Energiekonzerne wie BP und Saudi Aramco verdienen wegen der stark gestiegenen Öl- und Gaspreise so viel Geld wie selten zuvor. Das weckt angesichts der hohen Belastungen für viele Länder, die die Coronakrise und zuletzt vor allem der Krieg in der Ukraine mit sich bringen, Begehrlichkeiten: Nun brachte Präsident Joe Biden vor den Kongresswahlen in den USA eine Übergewinnsteuer ins Spiel. Zuvor hatten Politiker in den Vereinigten Staaten – anders als in Europa – Zurückhaltung bei diesem Thema gezeigt.

Die britische BP erwirtschaftete im abgelaufenen Quartal mit bereinigt 8,2 Mrd. Dollar den zweithöchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte. Sogar 42,4 Mrd. Dollar verdiente in dieser Zeit der vom Staat kon­trollierte Ölriese Saudi Aramco unter dem Strich. Seit dem Börsengang Ende 2019 ist das der zweitgrößte Überschuss in einem Quartal, teilte das saudi-arabische Unternehmen mit. Bereits in der Vorwoche hatte US-Branchenführer ExxonMobil vom größten Quartalsgewinn der Firmengeschichte berichtet. Auch Konkurrenten wie Chevron, Shell oder Total Energies fuhren Milliardengewinne ein.

Ursache ist die Hausse auf den Öl- und Gasmärkten. So war der Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) der Sorte Brent im März auf rund 130 Dollar gestiegen; das war der höchste Stand seit 14 Jahren. Da die Inflation und die straffere Geldpolitik der Zentralbanken die Weltwirtschaft bremsen, ging der Preis inzwischen auf rund 95 Dollar zurück; das ist immer noch ein Fünftel mehr als zu Jahresbeginn. In der Politik wächst derweil der Unmut über die hohen Gewinne in der Öl- und Gasindustrie, die in dieser Höhe nicht ohne den Einmarsch Russlands in die Ukraine angefallen wären. Daher gibt es in Großbritannien bereits eine Übergewinnsteuer, von der Shell und BP betroffen sind. Auch die Niederlande wollen diese außerordentlichen Gewinne mit 33% besteuern. Nun brachte auch US-Präsident Biden eine solche Abgabe auf „übermäßige Gewinne“ ins Spiel, falls die Ölindustrie in Amerika nicht die Produktions- und Raffineriekapazität erhöht. Allerdings dürfte eine Übergewinnsteuer kaum Chancen im US-Kongress haben.

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