Grossbritannien

Hunt kassiert Steuerpläne

Schatzkanzler Jeremy Hunt hat keinen Zweifel daran gelassen, wo seine Prioritäten liegen. Wachstum erfordere Vertrauen und Stabilität, sagte er und erklärte Liz Truss’ Steuersenkungspläne für nichtig.

Hunt kassiert Steuerpläne

hip/xaw London/Frankfurt

Großbritanniens neuer Schatzkanzler Jeremy Hunt (Foto) hat am Montag keinen Zweifel daran gelassen, wo seine Prioritäten liegen. „Wachstum erfordert Vertrauen und Stabilität“, sagte er, während er die Ankündigungen seiner Premierministerin Liz Truss eine nach der anderen für nichtig erklärte. Die Kehrtwende wurde zwar erwartet. Für Überraschung sorgte jedoch, dass die ursprünglich verkündete Deckelung der Energierechnungen für private Haushalte nicht mehr für zwei Jahre, sondern nur noch für sechs Monate gelten soll. Sie war der teuerste Posten in dem „Wachstumsplan“, den sein Vorgänger Kwasi Kwarteng Ende September vorstellte.

Nun will das Schatzamt nach einer deutlich preisgünstigeren Vorgehensweise suchen, mit deren Hilfe die schwächsten Haushalte weiterhin vor extremen Gaspreisen geschützt werden können. Die Körperschaftsteuer soll im April von 19 % auf 25 % steigen. Die geplante Senkung des Eingangssteuersatzes bei der Einkommensteuer um einen Prozentpunkt wurde gestrichen.

An den Märkten kamen die Ansagen gut an: Der britische Leitindex FTSE 100 schloss 0,9% fester, während das Pfund zeitweise um 2,2% auf 1,1415 Dollar zulegte. Die Renditen zehnjähriger britischer Staatsanleihen gingen indes von einem Eröffnungsniveau von 4,18% auf ein Tagestief von 3,91% zurück.

Die positivere Stimmung strahlte auch auf die Investoren auf dem europäischen Festland ab. Der Dax befestigte sich, zusätzlich gestützt durch einen deutlichen Rückgang der Gaspreise am Terminmarkt, um 1,7% auf 12649 Punkte. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen sanken auf ein Tagestief von 2,21%, der Euro stieg um 0,9% auf 0,9808 Dollar.

Analysten warnten, dass sich die politische Ungewissheit nicht legen werde, solange Truss noch im Amt sei. „Der politische Schaden ist nahezu irreversibel“, sagte der Portfoliomanager Neil Mehta von Bluebay Asset Management. „Wir erwarten, dass die Premierministerin er­setzt wird, nachdem sie ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen ihrer Partei und der Öffentlichkeit verloren hat.“

Kommentar auf dieser Seite

Berichte Seiten 7 und 24

Personen Seite 12