Großbritannien

Jeremy Hunt setzt mehr auf Steuern statt auf Kürzungen

Staatliche Renten und Transferleistungen wie Sozialhilfe werden in Großbritannien im Einklang mit der Inflation erhöht. Um das zu finanzieren, setzt Schatzkanzler Jeremy Hunt auf die kalte Progression.

Jeremy Hunt setzt mehr auf Steuern statt auf Kürzungen

hip London

Der britische Schatzkanzler Jeremy Hunt setzt in erster Linie auf höhere Steuereinnahmen, um das von ihm auf 55 Mrd. Pfund bezifferte Loch in den öffentlichen Finanzen zu stopfen. Sein nach den gescheiterten Steuersenkungsplänen der Vorgängerregierung mit Spannung erwarteter Haushaltsentwurf sieht vor, eine ganze Reihe von Schwellenwerten bis 2028 einzufrieren, was dem Fiskus Mehreinnahmen durch die kalte Progression beschert. Denn viele Briten werden dadurch erstmals steuer- oder sozialversicherungspflichtig, wenn ihre Löhne steigen. Andere müssen dann einen höheren Steuersatz bezahlen.

Auf der Ausgabenseite ist Hunt weniger strikt. Staatliche Renten und Sozialleistungen wie Arbeitslosenhilfe sollen im Einklang mit der Inflation steigen, während Lohnempfänger empfindliche Realeinkommensverluste hinnehmen müssen. Das Versprechen, dass die Renten alljährlich um den höchsten von drei Werten steigen – Inflation, Einkommenswachstum oder 2,5 % –, ließ Hunt unangetastet. Dafür werden die Verteidigungsausgaben 2 statt 3 % des Bruttonationaleinkommens betragen.

Er hat die Unterstützung der unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility. Sie gehen davon aus, dass die Wirtschaft des Landes im Verlauf einer langen Re­zession um insgesamt 2 % schrumpfen wird. Für die Wohnimmobilienpreise haben sie bis 2024 einen Rückgang von 9 % angesetzt. Die Arbeitslosenquote dürfte ihnen zufolge von 3,6 % auf 4,9 % steigen. Anders als der Schatzkanzler erwarten sie nicht, dass die Inflation so schnell nachlassen wird. Für das laufende Jahr haben sie 9,1 % auf der Rechnung, für 2023 immer noch 7,4 % – weit jenseits des Inflationsziels der Bank of England von 2 %.

Wertberichtigt Seite 2

Bericht Seite 7