Großbritannien

Steilste Leitzins­erhöhung in London seit 1989

Die Bank of England hat den Leitzins so stark erhöht wie zuletzt im Oktober 1989. Zugleich begann sie mit dem Abverkauf der seit der Finanzkrise zusammengekauften Staatsanleihen.

Steilste Leitzins­erhöhung in London seit 1989

hip/kjo London/Frankfurt

Die Bank of England hat am Donnerstag nicht nur den Leitzins so stark erhöht wie zuletzt im Oktober 1989. Sie begann zugleich mit dem Abverkauf des seit der Finanzkrise zur Ankurbelung der Konjunktur zusammengekauften Anleihenbergs. Wie die Notenbank mitteilte, beläuft sich die „Bank Rate“ nun auf 3,0% – ein Zinsschritt von 75 Basispunkten. Das gab es zuletzt im Oktober 1989. Nachdem es Ende September Turbulenzen am Markt für Staatsanleihen (Gilts) gegeben hatte, insbesondere bei Papieren mit Laufzeiten von mehr als 20 Jahren, drängten Pensionsfonds auf eine Verschiebung des „Quantitative Tightening“. Die Bank of England verkaufte am Dienstag dennoch Gilts für 750 Mill. Pfund. Allerdings will sie sich im laufenden Quartal auf Papiere mit kurzen und mittleren Laufzeiten beschränken.

Die Volkswirte der Notenbank erwarten die längste Rezession seit Beginn der Erhebungen in den 1920er-Jahren. Aus Sicht der Barclays-Volkswirte Fabrice Mon­tagne und Abbas Khan ist sie „zunehmend selbstsicher“, wenn es darum geht, vor den Risiken einer zu starken Straffung zu warnen. Wie dem Protokoll der Sitzung des geldpolitischen Komitees zu entnehmen ist, war die Mehrheit der Mitglieder der Ansicht, „dass, sollte sich die Wirtschaft weitgehend im Einklang mit den Erwartungen im jüngsten Inflationsbericht entwickeln, weitere Erhöhungen des Leitzinses für eine nachhaltige Rückkehr zum Inflationsziel erforderlich sein könnten, allerdings auf einen niedrigeren Gipfel hin als von den Finanzmärkten eingepreist“. Das wurde an den Finanzmärkten als „dovish“ aufgenommen.

Die britischen Staatsanleihen reagierten mit deutlichen Renditesteigerungen auf den Zinsbeschluss der BoE. Die zehnjährige Gilt-Rendite zog bis auf 3,55% an nach 3,40% am Vortag. Auf den niedrigeren Kursniveaus griffen die Anleger aber wieder zu, so dass die Rendite auf 3,46% zurückkam. Im Sog der Gilts zogen auch die Bundesanleiherenditen zeitweise an. Am Devisenmarkt ging das Pfund in Reaktion auf den Zinsentscheid in die Knie. Bis auf 1,1158 Dollar sackte die britische Währung ab und war abends bei 1,1184 Dollar mit 1,8% im Minus. Der Dax fiel um 1% auf 13130 Punkte, der Euro Stoxx 50 schloss mit einem Minus von 0,8% auf 3593 Zähler.

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