Börsengang

About You legt Preisspanne fest

Aktien der Online-Modeplattform About You stehen vor dem Handelsdebüt. Die Erlöse aus dem Börsengang sollen dazu dienen, den Offline-Einkaufsbummel weiter zu digitalisieren.

About You legt Preisspanne fest

ste Hamburg

Der 2014 als Tochterunternehmen des Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzerns Otto gegründete Online-Modehändler About You strebt in der kommenden Woche an die Börse in Frankfurt. Wie die Gesellschaft, die sich als die am schnellsten wachsende digitale Modeplattform Europas bezeichnet, bekannt gab, sind die Privatplatzierung, die voraussichtlich 28,57 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie – inklusive Mehrzuteilungsoption – bis zu 8,39 Millionen Aktien von Altgesellschaftern umfasst, bis zum 14. Juni und der erste Handelstag am regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse mit dem Kürzel „YOU“ am 16. Juni vorgesehen. Ende Mai hatte About You den Schritt an die Börse noch bis zum Ende des zweiten Quartals angekündigt und erklärt, dass aus der Platzierung der neuen Aktien bei institutionellen Investoren in Deutschland und anderen Ländern ein Bruttoerlös von mindestens 600 Mill. Euro erwartet werde.

Die Preisspanne für die Privatplatzierung wurde mit 21 bis 26 Euro je Aktie festgelegt. Bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option würde sich ein Emissionsvolumen zwischen rund 776 Mill. und 961 Mill. Euro ergeben. Der Streubesitzanteil werde voraussichtlich zwischen 21,2 und 21,7% liegen, so About You. Aus den Plänen leitet sich für das Unternehmen, das seit einer Finanzierungsrunde im Jahr 2018 und dem Einstieg der Beteiligungsfirma Heartland des mit 10% auch bei Zalando investierten dänischen Unternehmers Anders Holch Povlsen mit einer Milliardenbewertung zur Gruppe der „Einhörner“ gehört, eine Marktkapitalisierung von 3,6 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro ab.

Das Unternehmen, bei dem der Otto-Konzern mit 53% die Mehrheit der Stimmrechte hält, wäre für die Frankfurter Börse nach den Börsengängen des Funkmastenbetreibers Vantage Towers, des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 und des Linux-Softwareanbieters Suse ein weiterer namhafter Zugang. Allerdings haben der moderate Börsenstart von Suse oder auch IPO-Absagen wie die des Internet-Neuwagenhändlers Meinauto zuletzt auch gezeigt, dass Investoren bei Aktienemissionen wählerischer geworden sind.

Den Großteil des Emissionserlöses will About You für die internationale Skalierung des Angebots, den beschleunigten Ausbau des Soft­ware-as-a-Service-Geschäfts (SaaS) im Segment Technologie, Medien und Enabling (TME) sowie für die Stärkung der technischen Infrastruktur und der Distributionszentren des Unternehmens verwenden. Die Gesellschaft, die nach der Expansion in weitere 13 Länder während des Geschäftsjahres 2020/21 in 23 kontinentaleuropäischen Märkten vertreten ist und den Jahresumsatz zuletzt um 57% auf 1,17 Mrd. Euro steigerte, erwägt auch kleinere Technologie-Akquisitionen. Zudem sollen mit dem Erlös aus dem von Deutscher Bank, Goldman Sachs und J.P. Morgan organisierten Börsengang Finanzschulden gegenüber Gesellschaftern getilgt werden.

Neben dem Otto-Konzern und Heartland mit einem Anteil von 28,9% gehören die vom Versandhausgründerenkel Benjamin Otto initiierte GFH Gesellschaft für Handelsbeteiligungen, die Investoren German Media Pool und Sevenventures sowie das Management zu den Aktionären von About You. Das Unternehmen, das sich laut Marketing-Vorstand und Mitgründer Tarek Müller mit einer jüngeren und weiblicheren Zielgruppe vom Berliner Online-Modehändler Zalando ab­grenzt, gab ferner Neubesetzungen im Aufsichtsrat bekannt. So sei Sebastian Klauke, als Otto-Konzernvorstandsmitglied für die Bereiche E-Commerce, Technologie und Corporate Ventures zuständig, künftig Vorsitzender des Kontrollgremiums. Zu weiteren Aufsichtsratsmitgliedern wurden den Angaben zufolge Niels Jacobsen, Chef der dänischen William Demant Invest, Bilfinger-Finanzchefin Christina Johansson als Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Christian Leyboldt, Partner der Venture-Capital-Firma Headline, Otto-Konzern-Finanzchefin Petra Scharner-Wolff sowie Flixmobility-Chef André Schwärmlein bestellt.

Wertberichtigt Seite 6