Fotonik

Chipboom befeuert Jenoptik

Organisches Wachstum und Übernahmen haben Jenoptik einen Umsatzsprung beschert. Nun hebt der Fotonikkonzern seinen Jahresausblick an.

Chipboom befeuert Jenoptik

hek Frankfurt – Nach einem als „stark“ eingestuften zweiten Quartal und angesichts gut gefüllter Auftragsbücher hebt der Fotonikkonzern Jenoptik seine Jahresprognose an. Das Umsatzziel für die fortgeführten Geschäfte liegt jetzt zwischen 930 Mill. und 960 Mill. Euro und die Rendite vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) soll 18,0 bis 18,5% erreichen. Bisher hatte das Management ein Umsatzplus von mindestens 20%, was gut 900 Mill. Euro ergeben hätte, und 18% Marge in Aussicht gestellt.

Der Technologiekonzern profitiert vom anhaltenden Trend zur Digitalisierung. „Der Hunger nach Siliziumchips treibt unser Geschäft an“, sagt CEO Stefan Traeger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das schlägt sich vor allem in der Halbleiterausrüstung nieder. Der Konzern aus Jena stattet nämlich Maschinen zur Chipherstellung mit Optik aus. Rund um den Globus entstehen derzeit neue Halbleiterfabriken. Intel beispielsweise plant zwei neue Werke in Magdeburg. Der US-Konzern will dafür 17 Mrd. Euro investieren. „Für uns ist das hervorragend“, sagt Traeger, ohne zu verraten, wie viel Geschäft er sich von dem Intel-Projekt erhofft. Die Halbleiterausrüstung werde über Jahre hinaus brummen, erwartet der Firmenchef.

Drei Übernahmen

Anhaltend gut laufe auch das Geschäft mit Optik und Licht für mobile Geräte, berichtet Traeger. Ähnliches gelte für den Bereich Biofotonik und Medizintechnik.

Ihr Kerngeschäft hat Jenoptik mit drei Übernahmen (Trioptics, Jenoptik Medical und Swiss Optic) stark erweitert. Die erworbenen Gesellschaften seien echte Wachstumsunternehmen und trügen überdurchschnittlich zur Profitabilität bei, sagt Traeger: „Die großen Akquisitionen funktionieren.“ Jetzt müssten die Zukäufe erst einmal integriert und verdaut werden.

Damit richtet sich das akquisitorische Interesse eher auf die vergleichsweise kleine Division Smart Mobility, die 44,7 Mill. Euro Umsatz im ersten Halbjahr erzielte, während Photonic Solutions auf 342,1 Mill. Euro kam. Die Verkehrstechnik sei „etwas unterkritisch“, meint Traeger mit Blick auf das Volumen der Einheit. Daher strebt er eine regionale Ausweitung in Europa und den USA an. Im Hauptgeschäft mit Fotoniklösungen wolle man jetzt etwas vorsichtiger agieren. Vorstellen kann sich der CEO aber eine Übernahme, die das Thema Kapazitätsausweitung adressiert. Denn derzeit limitieren fehlende Kapazitäten das Wachstum.

Die Engpässe in den Lieferketten machen Jenoptik in manchen Bereichen zwar durchaus zu schaffen, aber insgesamt ist das Unternehmen nach eigener Einschätzung weniger be­troffen als viele andere Industriekonzerne. „Für das Kerngeschäft mit Optik und optischen Modulen braucht man nicht sonderlich viele Kabel aus der Ukraine“, sagt Traeger.

Was man aber benötigt, ist Glas. Daher sei es wichtig für Jenoptik, dass die Glasindustrie – eine ener­gieintensive Branche – nicht infolge ausbleibender Gaslieferungen in Schwierigkeiten komme.

Den Chipmangel spürt Jenoptik in der Verkehrstechnik und in dem auf den Automobilmarkt ausgerichteten Geschäft, das den Non-Photonic-Bereich dominiert. Den Margenabfall in der Mobility-Division auf 3,0% im ersten Halbjahr (Vorjahreszeitraum: 7,8%) führt Traeger dann auch auf den Mangel an Kamerachips, Elektronikkomponenten und Kabeln zurück: „Die Folge ist fehlender Umsatz.“ Im Non-Photonic-Bereich schrieb Jenoptik im ersten Halbjahr vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rote Zahlen.

Den Halbjahresumsatz steigerte der Konzern um 35,8% auf 447,2 Mill. Euro. Das organische Wachstum wird mit 13,7% angegeben. Das Ebitda stieg auf 69,6 Mill. Euro nach 66,6 Mill. bzw. 48,2 Mill. ohne einen Sondereffekt in der Vorjahreszeit. Den auf 710,5 Mill. Euro angeschwollenen Auftragsbestand be­wertet Traeger als extrem hoch. Das stimme zuversichtlich für die zweite Jahreshälfte. Der Bestelleingang kletterte um 36,8% auf 608,6 Mill. Euro, getrieben von der Nachfrage nach Halbleiterausrüstungen. Den Verkauf der Mechatroniksparte Vincorion hat Jenoptik abgeschlossen. Übernommen hat das Geschäft der Finanzinvestor Star Capital.

Jenoptik
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20222021
Umsatz447329
 Photonic342222
 Smart Mobility4543
 Non-Photonic5963
Ebitda7067
 in % des Umsatzes15,620,2
Gewinn nach Steuern2636
Free Cashflow1312
Börsenwert (10.8.22)1362
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