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GFG Alliance nutzt exzessiv Corona-Hilfskredite

Der britische Stahlbaron Sanjeev Gupta und das vermeintliche australische Fintech-Wunderkind Lex Greensill haben sich der „Sunday Times“ zufolge Corona-Hilfskredite in Höhe von 400 Mill. Pfund besorgt.

GFG Alliance nutzt exzessiv Corona-Hilfskredite

hip London

Der britische Stahlbaron Sanjeev Gupta und das vermeintliche australische Fintech-Wunderkind Lex Greensill haben sich der „Sunday Times“ zufolge Corona-Hilfskredite in Höhe von 400 Mill. Pfund besorgt – das Achtfache des dafür vorgesehenen Limits. Das habe im Schatzamt Besorgnis ausgelöst, denn die Darlehen aus dem Coronavirus Large Business Interruption Loan Scheme (CLBILS) werden zu 80% vom Staat garantiert. Für Lieferkettenfinanzierung liegt das Limit bei 50 Mill. Pfund. Die staatliche British Business Bank habe die Garantien für Greensills Kredite an Gupta und mit ihm verbundene Unternehmen vor drei Wochen zurückgezogen, als der Regelverstoß entdeckt worden sei. Nach der Insolvenz von Greensill Capital fehlt es der GFG Alliance (Gupta Family Alliance) an Finanzierungsmöglichkeiten. Dem Blatt zufolge verhandelt Gupta mit White Oak. Zudem hoffe er darauf, die Gläubiger mit einem Bruchteil dessen abfinden zu können, was er ihnen schulde.

Der Cambridge-Absolvent hat sich vom Aufsteiger zum Paria entwickelt. Im vergangenen Jahr traf man ihn noch auf dem World Economic Forum in Davos. Sein Thema „grüner Stahl“ passte perfekt zum Hauptthema der Veranstaltung: dem Kampf gegen den Klimawandel. Er hat seine Interessen in der GFG Alliance gebündelt, die an einen japanischen Zaibatsu (Konglomerat) der Vorkriegszeit erinnert. Liberty Steel ist neben Simec, Wyelands und dem Immobilienarm Jahama eine der Sparten. Guptas Vater hatte die Energie- und Rohstoffgruppe Simec 1996 gegründet, die sich auch auf zahlreichen anderen Märkten tummelte.

Der ehemalige City-Minister Paul Myners (Labour) warf der Finanzaufsicht vor, bei Greensill Warnsignale ignoriert zu haben – das rasante Wachstum und die enge Verbindung zu Gupta. „Es ist sehr enttäuschend, dass weder die Regierung noch der Regulierer irgendein Interesse ge­zeigt haben“, sagte er dem Fachblatt „Financial News“. Es gehe um die schwierige Frage, was der Finanzaufsicht unterliege und was nicht. „Greensill war augenscheinlich eine britische Firma. Fast alle ihre Mitarbeiter und ihr Board waren in Großbritannien tätig. Und doch scheint sie nicht unter eine klare regulatorische Aufsicht zu fallen.“

Unterdessen stellte die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnoten des australischen Stahlherstellers Infrabuild (Zuvor: Liberty One Steel) auf den Prüfstand – mit negativen Vorzeichen. Die Entscheidung spiegele die „zunehmende Ungewissheit wegen der Finanzierungsprobleme der GFG Alliance“ wider. Die Probleme der Gruppe könnten einen Dominoeffekt auslösen und zu Lieferproblemen führen.