Baustoffe

Heidelberg Materials dreht an der Preisschraube

Mit kräftigen Preisaufschlägen hat Heidelberg Materials die Energiekostensprünge aufgefangen. Das Geschäftsergebnis gab allerdings im abgelaufenen Jahr noch um 5% auf 2,5 Mrd. Euro nach.

Heidelberg Materials dreht an der Preisschraube

hek Frankfurt

Der Baustoffhersteller Heidelberg Materials berichtet von einem „tollen Schlussspurt“ im vierten Quartal 2022 und einem guten Start ins neue Geschäftsjahr. Gleichwohl ist kein großes Vorankommen beim operativen Ergebnis in Sicht. Das Management peilt zwischen 2,35 Mrd. und 2,65 Mrd. Euro Geschäftsergebnis an. Das entspricht weitgehend dem Vorjahresniveau, als 2,48 Mrd. Euro verdient wurden. Das avisierte weitere Umsatzwachstum (bereinigt um Konsolidierungs- und Wechselkurseffekte) speist sich aus Preiserhöhungen. Für die Mengen erwartet Heidelberg Materials leichte Rückgänge, wie Vorstandschef Dominik von Achten am Rande der Pressekonferenz sagt.

Diese Divergenz zeigte sich bereits im vergangenen Jahr: Dem Umsatzsprung von 13% auf 21,1 Mrd. Euro standen deutliche Absatzrückgänge für Zement und Klinker, Zuschlagstoffe, Fertigbeton und Asphalt gegenüber. Über Preiserhöhungen hat Heidelberg Materials die saftige Verteuerung insbesondere des Energieeinsatzes weitergereicht. Im vierten Quartal sei es gelungen, den Energiekostenanstieg mehr als zu kompensieren, so dass ein Gewinnbeitrag von 129 Mill. Euro entstand.

Die Umsatzrendite, bezogen auf das Geschäftsergebnis vor Abschreibungen, gab im abgelaufenen Jahr um 3 Prozentpunkte auf 17,7% nach – ein Niveau, das von Achten als unbefriedigend einstuft. Nahezu stabil blieb mit 9,1% die Rendite auf das eingesetzte Kapital (2021: 9,3%). Allerdings steigen infolge des Zinsanstiegs die Kapitalkosten. Sie lagen laut Finanzvorstand René Aldach bei 8,1% und erreichten zum Jahresende bereits 8,8%.

Die Energierechnung ist 2022 um 54% oder 1,1 Mrd. Euro auf 3,2 Mrd. Euro geklettert. Das sind 15% des Umsatzes – Beleg für die hohe Energieintensität der Baustoffhersteller. Für 2023 stellt sich die frühere Heidelberg Cement auf weiter volatile Energie- und Rohstoffmärkte ein, „auch wenn die Energiepreise sich derzeit etwas zu entspannen scheinen“. Beim Hedging verhält sich der Konzern eher abwartend: Die Preise für Stromfutures seien noch sehr hoch, meint Aldach. Derzeit bewege sich die Stromabsicherung bei 50%.

Der guten Auftragslage bei Infrastrukturprojekten sowie Teilen des Gewerbebaus steht laut von Achten der Rückgang des privaten Wohnungsbaus gegenüber. Impulse er­wartet der CEO von den milliardenschweren Subventionszahlungen und Steuererleichterungen des sogenannten Inflationsbekämpfungsgesetzes in den USA. Heidelberg Materials könne auch hier von Investitionen in die Infrastruktur profitieren. Man blicke zuversichtlich auf die Marktentwicklung in Nordamerika in den nächsten zwei, drei Jahren. Nordamerika ist gemessen am Umsatz mit 4,9 Mrd. Euro der zweitwichtigste Markt des im Dax vertretenen Konzerns nach West- und Südeuropa.

Ein weiteres Sparprogramm sei im Moment nicht geplant, sagt von Achten. Das Unternehmen halte aber an Kostendisziplin fest. Das Russland-Geschäft läuft laut von Achten auf kleiner Flamme weiter. Es sei ein lokales Geschäft, die Investitionen seien eingefroren worden. In Russland betreibt Heidelberg Materials drei Zementwerke, die 1% zum Konzernumsatz beisteuern. Die Heidelberger haben laut Aldach gut 100 Mill. Euro auf die Russland-Assets abgeschrieben, so dass sie jetzt noch mit 150 Mill. Euro in der Bilanz stehen.