Fosun-Gruppe

Konsolidierung im Luxussegment

Die Coronapandemie beschleunigt die Konsolidierung in der Luxusgüterbranche. Die chinesische Fosun-Gruppe, zu der Lanvin, Wolford und Caruso zählen, übernimmt den italienischen Schuhproduzenten Sergio Rossi. Zuvor hatte Renzo Rossi, zu dessen...

Konsolidierung im Luxussegment

bl Mailand

Die Coronapandemie beschleunigt die Konsolidierung in der Luxusgüterbranche. Die chinesische Fosun-Gruppe, zu der Lanvin, Wolford und Caruso zählen, übernimmt den italienischen Schuhproduzenten Sergio Rossi. Zuvor hatte Renzo Rossi, zu dessen OTB-Holding Diesel und Martin Margiela gehören, Jil Sander übernommen. Und LVMH, mit einer Kapitalisierung von 337 Mrd. Euro und einem Umsatz von 53,7 Mrd. Euro der größte Luxusgüterkonzern der Welt, stockte seinen Anteil am börsennotierten italienischen Schuhhersteller Tod’s von 3,2 auf 10% auf.

LVMH sammelt Marken und hat kürzlich die Übernahme von Birkenstock verkündet. Zum Portfolio gehört eine Unzahl von Marken, darunter eine ganze Reihe von italienischen Edellabels wie Bulgari (Schmuck), Loro Piana, Emilio Pucci und Fendi. Auch der französische Hauptkonkurrent Kering hat viele italienischer Produzenten im Sortiment: Gucci, Pomellato (Schmuck), Brioni, Bottega Veneta. Weitere italienische Marken sind in ausländischer Hand: Michael Kors erwarb vor einiger Zeit Versace, Valentino und Pal Zileri sind chinesisch.

Zwar ging der Umsatz der Modebranche Italiens 2020 krisenbedingt um 26% auf 72,5 Mrd. Euro zurück. Doch damit ist Italien nach wie vor weltweit die Nummer 1 in diesem Sektor. Die 600000 Beschäftigten der in der Corona-Pandemie besonders gebeutelten Branche arbeiten in mittelständischen Betrieben. Der Exportanteil der zweitwichtigsten Industriebranche des Landes liegt bei 70% und mehr, der Handelsbilanzüberschuss lag selbst 2020 noch bei 17,4 Mrd. Euro. Nach einer Studie der Mediobanca gibt es 177 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Mill. Euro im Land. 71 davon sind in ausländischer Hand. Der größte italienisch kontrollierte Konzern, Prada, liegt weltweit mit einem Umsatz von 3,2 Mrd. Euro gerade mal auf Platz 34.

Die Corona-Pandemie hat die Probleme der Branche verschärft. Die Herausforderungen für viele der Unternehmen, die oft eher Handwerksbetrieben ähneln, waren ohnehin schon enorm: Wer nicht über entsprechende Online-Auftritte und Plattformen, weltweite Präsenz, Mittel für Marketing und die Möglichkeiten zur Umstellung auf eine nachhaltige Produktion verfügt, hat schlechte Karten.

Um eine ausländische Übernahme zu verhindern, will Armani offenbar eine Allianz mit dem Luxusautoproduzenten Ferrari schmieden, der mit einem von Armani geholten Kreativdirektor eine Modekollektion herausbringt und gerade am Firmensitz Maranello ein Sternerestaurant eröffnet. Mit der „Brand Extension“ sollen potenzielle Kunden gebunden werden: Armani verkauft auch Möbel, hat Restaurants, Hotels und ein Kaufhaus, hat eine Beteiligung am Jachtenhersteller Italian Sea Group erworben und ist eine enge Allianz mit dem Online-Händler Ynap eingegangen, um stationäre Läden immer stärker mit dem Digitalen zu verknüpfen. Auch Ferrari-Großaktionär Exor expandiert in den Luxussektor: Die Familienholding erwarb Beteiligungen am chinesischen Luxuslabel Shang Xia und am französischen Schuhproduzenten Christian Louboutin.