Finanzbedarf

Mobilfunkanbieter Salt steuert die Börse an

Der vom französischen Milliardär Xavier Niel kontrollierte Schweizer Mobilfunkanbieter Salt strebt im Herbst an die Börse. Dabei könnte die Nummer 3 am Schweizer Telekommarkt – hinter Swisscom und UPC mit Sunrise – auf eine Bewertung von rund 2,5...

Mobilfunkanbieter Salt steuert die Börse an

hei Frankfurt

Der vom französischen Milliardär Xavier Niel kontrollierte Schweizer Mobilfunkanbieter Salt strebt im Herbst an die Börse. Dabei könnte die Nummer 3 am Schweizer Telekommarkt – hinter Swisscom und UPC mit Sunrise – auf eine Bewertung von rund 2,5 Mrd. sfr kommen. Wie Reuters in Finanzkreisen erfahren hat, will das Unternehmen rund 700 Mill. sfr. einsammeln, größtenteils aus einer Kapitalerhöhung. Dazu sei bereits ein hochkarätiges Konsortium aus Credit Suisse, Goldman Sachs und BNP Paribas mandatiert.

Salt bestätigte die möglichen Börsenpläne, ohne einen Zeitpunkt zu nennen. Eine Sprecherin sagte, Salt und ihre Eigentümerin NJJ seien derzeit daran, „verschiedene Finanzierungsalternativen zu prüfen, um die weitere Entwicklung und das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen, einschließlich eines möglichen Börsengangs“. Bisher sei noch keine Entscheidung gefallen.

Die Öffnung für Investoren bei Salt kommt nicht von ungefähr. Der Finanzierungsbedarf der Branche steigt nach einem pandemiebedingten Stagnationsjahr 2021 nach Einschätzung von Experten wieder deutlich an. Die Netzbetreiber müssen bei Investitionen in Glasfaser und 5G-Netztechnik deutlich Gas geben. Dabei sucht die Branche, deren Preissetzungsspielräume im scharfen Wettbewerb gering sind, ihr Heil in Kooperationen und Zusammenschlüssen, um Skalierungspotenziale zu heben und so Investitionen leichter stemmen zu können. Nach einem ersten gescheiterten Anlauf zum Zusammenschluss von UPC und Sunrise, bei dem der Mobilfunknetzbetreiber die Kabelgesellschaft übernehmen wollte, dafür aber nicht die Rückendeckung des damaligen Großaktionärs Freenet fand, hoffte Salt, selbst als Partner ins Spiel zu kommen, aber war in der M&A-Runde außen vor geblieben. Liberty Global, die unter Druck stand, strategische Optionen für ihre schwächelnde Kabeltochter in der Schweiz zu finden, drehte den Spieß um; UPC schluckte schließlich Sunrise.

Daher steht die als preisaggressiv geltende Salt nun zwei starken Wettbewerbern mit integriertem Angebot aus Mobilfunk, Festnetz und TV gegenüber und muss selbst aufrüsten. Zwar hat das Unternehmen Vereinbarungen mit Swisscom und Energieversorgern getroffen, um ebenfalls Breitband-Produkte anzubieten, kann dabei allerdings nicht die gleichen Margen erwirtschaften wie die Netzbetreiber.

Salt erzielte 2020 bei einem Umsatz von 1,01 Mrd. sfr ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda AL)von 421 Mill. sfr. Bei den Kundenzuwächsen zahlten sich zuletzt erhöhte Marketingaufwendungen aus. Im Startquartal wurden 18700 Vertragskunden gewonnen. Insgesamt zählt Salt den Angaben zufolge nun 1,33 Millionen Mobilfunkteilnehmer.

Niel hatte die frühere Orange Communications 2014 vom Finanzinvestor Apax für 2,8 Mrd. sfr gekauft. Seitdem flossen dem Milliardär jährliche Dividendenzahlungen zu, wobei die Firmenkasse auch vom Verkauf der Mobilfunkmasten profitierte. In der Schweiz dreht sich das Börsenkarussell zurzeit deutlich gemächlicher als etwa in Deutschland. Salt wäre nach dem Flugzeugzulieferer Montana Aerospace und dem Pharmazulieferer Polypeptide der dritte Börsengang im laufenden Jahr, während in Deutschland mehr als ein Dutzend Börsenneulinge in diesem Jahr zusammen schon gut 9 Mrd. Euro mit ihren Neuemissionen eingesammelt haben.

In der Telekommunikationsbranche war es zuletzt eher Trend, durch die Abspaltung von Geschäftsteilen und deren Öffnung für Investoren Werte zu heben und Geld einzutreiben. So brachte Vodafone ihre Mobilfunktürme, die in Vantage Towers gebündelt sind, in einer milliardenschweren Transaktion an die Frankfurter Börse. Funkturmgesellschaften werden von Investoren derzeit mit deutlich höheren Ertrags-Multiples bewertet als die Telekomfirmen selbst. Sie werden als Infrastruktur-Assets klassifiziert und gelten als ertragsstärker als das Service-Geschäft.