Studie

Rendite abseits der Börsen gesucht

Private Equity hat bis in die jüngste Vergangenheit bessere Renditen abgeliefert als öffentlich gehandelte Wertpapiere. Die meisten Investoren gehen davon aus, dass das so weitergehen wird.

Rendite abseits der Börsen gesucht

cru Frankfurt

Rund 86 % der globalen institutionellen Investoren glauben, dass Investments abseits der Börsen auch künftig eine höhere Rendite einbringen werden als Engagements an den deutlich größeren öffentlichen Wertpapiermärkten. Das ist das Ergebnis einer bisher unveröffentlichten Studie, die der auf stark wachsende Jungunternehmen spezialisierte US-Finanzinvestor Adams Street Partners gemeinsam mit der „Intelligence Unit“ des „Economist“ durchgeführt und dazu über sechs Wochen zum Jahreswechsel 118 Großanleger befragt hat. Während ein Drittel der Befragten in der letztjährigen Umfrage angaben, dass sie ihr Engagement auf dem privaten Markt nicht erhöhen würden, waren es dieses Mal nur 5,9%.

Tatsächlich stützen die Renditen im vergangenen Jahr die Annahme der Investoren zur besseren Wertentwicklung von Investments abseits der Börsen: Alle Private-Equity-Sektoren – darunter vor allem Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen (Buy-outs) sowie Wagniskapital (Venture Capital) und Immobilien – haben 2021 besser abgeschnitten als die Aktienmärkte. Während etwa der MSCI Asia Pacific in den zwölf Monaten bis Ende September 2021 rund 19 % zulegte, warfen Wagniskapitalinvestments in US-Start-ups im gleichen Zeitraum fast 85 % Rendite ab. Neun von zehn befragten Investoren glauben auch, dass nichtbörsennotierte Beteiligungen besser geführt werden als börsennotierte Firmen.

Im Jahr 2021 gab es weltweit 8550 Private-Equity-Deals mit einem Gesamtwert von 2,1 Bill. Dollar, verglichen mit 5350 Deals im Wert von 1 Bill. Dollar im Jahr 2020, so die Anwaltskanzlei White & Case.

Der Trend „Private for longer” bezeichnet die Tatsache, dass Jungunternehmen nach der Gründung länger der Börse fernbleiben. Diese Entwicklung verfestigt sich der Studie zufolge immer mehr: Zwischen 1980 und 2000 brauchte es im Schnitt 6,5 Jahre von der Gründung bis zum IPO – heute sind es eher zehn Jahre. „Microsoft hat jetzt eine Marktkapitalisierung von 2,2 Bill. Dollar. Als es an die Börse kam, waren es 600 Mill. Dollar“, sagt Andreas Köster, Chief Investment Officer bei Union Investment. „Sie werden das nächste Microsoft nicht mehr für 600 Mill. Dollar bekommen. Der größte Teil der Wertschöpfung findet im Bereich Private Equity statt.“ Damit wandert ein Teil der Wertzuwächse von den öffentlichen Märkten ab. Die Unternehmensberatung PwC erwartet, dass die privaten Märkte bis 2025 um 5 Bill. Dollar auf 15 Bill. Dollar wachsen. Damit würde sich der Anteil von Private Equity am dann 150 Bill. Dollar betragenden professionell verwalteten Vermögen (Assets under Management) von 5 % auf 10 % verdoppeln.

Mit Blick auf Sektoren gelten Finanzdienstleistungen, Tech und Healthcare den Investoren als die interessantesten. Europa wird von den Investoren weltweit mittlerweile beinahe als genauso attraktiv eingeschätzt wie die USA. Neun von zehn Investoren wollen künftig im Bereich Crypto/Blockchain investieren. Be­reits 2021 gab es in diesem Sektor weltweit 2000 Deals im Gesamtvolumen von 30,4 Mrd. Dollar.

Derweil wächst auch die Besorgnis der Investoren – über die Inflation und die erwarteten Zinserhöhungen. Als Herausforderungen werden Marktvolatilität (34 %), hohe Verschuldungsgrade (27 %) und hohe Bewertungen (25 %) genannt.

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