Energiemarkt

Russland beliefert Gazprom-Töchter nicht mehr

Russland hat seine Gaslieferungen an Gazprom-Unternehmen im Ausland weitgehend eingestellt. Das trifft Deutschland vor allem wegen der Befüllung der Gasspeicher für den Winter. Wirtschaftsminister Habeck beschwichtigt.

Russland beliefert Gazprom-Töchter nicht mehr

Die Sanktionen Russlands gegen westliche Energie-Unternehmen treffen laut Wirtschaftsminister Robert Habeck auch Deutschland. Einige Tochterunternehmen von Gazprom Germania würde nicht mehr mit Gas beliefert, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag im Bundestag. Deutschland sei auf die von Russland angekündigten Sanktionen im Energiesektor eingestellt. „Wir haben uns auf die Situation vorbereitet“, sagte Habeck. Es gebe Alternativen für die Belieferung, betonte er, nannte aber keine Details. Der Markt könne den Gasausfall aus Russland kompensieren. Die Entwicklungen zeigten, dass Energie als Waffe genutzt werden könne, sagte Habeck. Die Voraussetzung dafür, dass Deutschland in Zukunft sicher sei, sei der Ausbau der erneuerbaren Energien, um den sich die Bundesregierung bemühe.

Gazprom Germania steht unter deutscher Treuhandschaft, nachdem der russische Energieriese Gazprom das Unternehmen verkaufen wollte. Unter anderem gehört auch der größte deutsche Gasspeicher zu Gazprom Germania.

Wichtiger Player in der deutschen Gaswirtschaft

Gazprom Germania ist Eigentümerin weiterer wichtiger Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft. Dazu gehören etwa der Gashändler Wingas, der unter anderem Stadtwerke beliefert und der Gasspeicherbetreiber Astora. Sie sind ebenfalls von den russischen Sanktionen betroffen. Nach Angaben der russischen Agentur Interfax ist damit das Anlegen von Vorräten mit russischem Gas in den Speichern Europas künftig verboten. Unklar war zunächst, wie ein solches Verbot durchzusetzen wäre. In Deutschland gibt es 47 Untertagespeicher an 33 Standorten, die von rund 25 Firmen betrieben werden.

Füllstand der Gasspeicher entscheidend

Gasspeicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Für gewöhnlich sind die Speicher mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt, bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. An kalten Wintertagen werden bis zu 60% des Gasverbrauchs in Deutschland aus deutschen Speichern abgedeckt. Laut dem neuen Speichergesetz sollen sie am 1. November zu 90% gefüllt sein. Am vergangenen Montag waren die Speicher zu knapp 39% gefüllt – mit steigender Tendenz.

Größter Speicherbetreiber in Deutschland ist der Energiekonzern Uniper, auf den rund ein Viertel der deutschen Speicherkapazität entfällt. Der größte Einzelspeicher wird allerdings von der Gazprom-Germania-Tochter Astora betrieben, die unter die neuen Sanktionen fällt. Der Speicher befindet sich im niedersächsischen Rehden. Auf ihn entfällt rund ein Fünftel der deutschen Kapazität.

Zuletzt war in dem Rehdener Speicher allerdings kaum Gas gelagert, der Füllstand lag zu Beginn vergangener Woche bei 0,6%. Erst Ende vergangener Woche hatte die Befüllung wieder begonnen. „An der Beschaffung größerer Gasmengen für diesen Speicher wird intensiv gearbeitet”, hieß es von der Bundesnetzagentur am vergangenen Donnerstag (5. Mai). Ziel sei es, am 1. Oktober einen Füllstand von 80% zu erreichen.

Die von den Gegensanktionen betroffenen Unternehmen in Deutschland, in anderen EU-Staaten, in den USA und in Großbritannien waren im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt worden. Betroffen sind von den russischen Gegensanktionen vor allem die Betreiber von Gasspeichern sowie etwa auch der Eigentümer, der den polnischen Teil der von Russland nach Europa führenden Pipeline Jamal betreibt. Zuvor hatte Russland bereits seine Gaslieferungen nach Polen eingestellt.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte Anfang April die Bundesnetzagentur vorübergehend als Treuhänderin für die deutsche Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom eingesetzt. Habeck begründete dies mit unklaren Rechtsverhältnissen und einem Verstoß gegen Meldevorschriften. Ziel sei es, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gazprom ist nach wie vor der größte Gaslieferant Deutschlands.