SAP bremst Erwartungen nun doch
scd Frankfurt
Die Profitabilität beim Softwarekonzern SAP ist im zweiten Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Analysten hatten sich für das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis laut Vara Research im Schnitt zwar mit einem 8-prozentigen Rückgang auf 1,77 Mrd. Euro arrangiert. Der Dax-Konzern wies am Donnerstag dann aber sogar ein Minus von 13% auf 1,68 Mrd. Euro aus. Auch das Nettoergebnis rutschte von 1,75 auf 0,95 Euro je Aktie ab und damit um 13 Cent unter die Durchschnittsschätzung.
Entsprechend hat SAP nun doch noch den Ausblick für das Gesamtjahr angepasst. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) soll 7,6 Mrd. bis 7,9 Mrd. Euro erreichen. Das entspräche einem Rückgang von 4 bis 8% zum Jahr 2021. Bislang hatte SAP am oberen Ende der Spanne noch mit einem Ergebnis in etwa auf Vorjahresniveau gerechnet und im schlimmsten Fall einen rund 5-prozentigen Ergebnisrückgang befürchtet. Schon im ersten Quartal hatte der Dax-Konzern die Ergebniserwartungen verfehlt, den Ausblick aber unangetastet gelassen. SAP erklärt die Prognosesenkung primär mit dem Krieg in der Ukraine, der sich im Gesamtjahr mit 350 Mill. Euro negativ auf das Ergebnis auswirken werde. Die gute Nachricht aus Investorensicht ist, dass mit 230 Mill. Euro das Gros der Belastung, die primär aus dem Rückzug aus Russland resultiert, bereits verbucht wurde – 160 Mill. Euro davon im zweiten Quartal. Neben Abschreibungen auf Forderungen in der Region schlugen vor allem Abfindungszahlungen an russische Mitarbeiter auf das Ergebnis durch. Diese mussten in Rubel geleistet werden – eine Währung, die gegenüber dem Euro kräftig aufwerten konnte.
Auch wenn es im Ergebnis schlechter lief als erhofft, haben sich Auftragseingang und Umsatz vor allem in der Cloud laut CEO Christian Klein ausgesprochen gut entwickelt. Der Current Cloud Backlog (CCB), der die künftigen Erlöse in der Cloud abbildet, wuchs im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel auf 10,4 Mrd. Euro. Treibende Kraft war einmal mehr das Kernprodukt S/4Hana, dessen CCB sich auf 2,26 Mrd. Euro gut verdoppelt hat. CEO Christian Klein sagte, die Umstellung auf das Cloudgeschäft verlaufe schneller als geplant. „Wir verfügen über eine starke Pipeline und gewinnen Marktanteile dazu.“ Dabei wird der Wechsel in die Cloud durch das unsichere konjunkturelle Umfeld getrieben. Laut Finanzvorstand Luka Mucic scheuen viele Unternehmen vor teuren Investitionen in neue Softwarelizenzen zurück und steuern ihre digitale Transformation lieber über den operativen Aufwand, in dem die Ausgaben für die Cloud erfasst werden.
Noch tiefer als das Ergebnis stürzte derweil der Free Cashflow ab – von 403 Mill. auf −86 Mill. Euro. Zum Halbjahr liegt der freie Mittelzufluss mit 2,08 Mrd. Euro um mehr als ein Drittel unter dem Vorjahreswert. SAP geht allerdings davon aus, dass sich der Cashflow im zweiten Halbjahr wieder erholen wird, und hält daher an der Gesamtjahresprognose von 4,5 Mrd. Euro fest (siehe Grafik). Zu der Flaute beim Mittelzufluss trugen das traditionell schwache zweite Quartal, Investitionen in die Cloud sowie Abfindungszahlungen in Russland bei.
Der Umsatzausblick wurde derweil dank des kräftigen Wachstums in der Cloud bestätigt, obwohl allein die Folgen des Russland-Rückzugs SAP dieses Jahr 300 Mill. Euro an Erlösen kosten dürften. Finanzvorstand Luka Mucic ist überzeugt, dass SAP nun von den beträchtlichen Investitionen der vergangenen 18 Monate profitieren werde – mit nachhaltigem Wachstum und einer Erhöhung der Profitabilität. Die Cloud-Bruttomarge hat im zweiten Quartal schon um knapp 3 Prozentpunkte auf 69,8% angezogen.
Die Anleger zeigten sich davon am Donnerstag jedoch wenig beeindruckt. Die SAP-Aktie war am Vormittag zunächst um 4% abgestürzt. Bis Handelsschluss verringerte sich das Minus auf 2,8%.
SAP | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 14594 | 13017 |
Clouderlöse | 5 876 | 4 421 |
Softwarelizenzen | 743 | 1 133 |
Betriebsergebnis | 1 726 | 1 944 |
Nettoergebnis | 835 | 2 519 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 0,92 | 2,03 |
Operativer Cashflow | 2750 | 3771 |
Freier Cashflow * | 2 079 | 3 251 |
Mitarbeiter (30. Juni) | 110 409 | 103 876 |
Börsenwert (21.7.22) | 105 300 | |
*) Non-IFRSBörsen-Zeitung |