Italien

Staatsbank CDP will TIM-Festnetz

Um Telecom Italia (TIM) ist ein Bieterwettkampf ausgebrochen. Nach KKR hat nun auch die mit Macquarie verbündete Staatsbank CDP ein Angebot für die Festnetzsparte des Unternehmens vorgelegt.

Staatsbank CDP will TIM-Festnetz

bl Mailand

Um die Festnetzsparte von Telecom Italia (TIM) ist ein Bieterwettkampf ausgebrochen. Nach KKR hat nun auch die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) ein unverbindliches Angebot für die Sparte abgegeben. Die CDP hat sich dabei mit dem aus­tralischen Infrastrukturfonds Macquarie zusammengetan. Das teilte Telecom Italia mit.

Offizielle Zahlen über die Höhe des Angebots liegen nicht vor. Insidern zufolge haben CDP und Macquarie aber 18 bis 20 Mrd. Euro geboten – ähnlich wie KKR. Allerdings ist die Barkomponente bei der neuen Offerte mit 2 bis 2,5 Mrd. Euro hoch. Das Angebot gilt bis zum 31. März.

Der TIM-Verwaltungsrat hatte kürzlich den Vorschlag von KKR als zu niedrig abgelehnt, sich aber eine endgültige Entscheidung bis spätestens Monatsende vorbehalten. Denkbar ist, dass KKR aufstockt. Die KKR-Offerte hatte in Italien für Überraschung gesorgt, denn es galt als ausgemacht, dass die CDP mit Macquarie einziger Bewerber sein würde. Doch die Staatsbank hatte sich aufgrund diverser Probleme Zeit gelassen. KKR hatte bereits im Herbst 2021 eine Offerte für TIM vorgelegt – damals aber für das gesamte Unternehmen. TIM hatte nach mehrmonatiger Prüfung abgelehnt.

Die Lage ist auch jetzt vertrackt. Denn TIM-Großaktionär Vivendi, der 23,75% der Anteile kontrolliert, hält die bisher vorgelegten Angebote für viel zu niedrig und bewertet das Festnetz mit 31 Mrd. Euro. Die Vorstellungen liegen also weit auseinander.

Die italienische Regierung kann KKR mit einem Vetorecht ausbremsen. Rom strebt eine staatliche Kon­trolle des Festnetzes an, wobei unklar ist, ob der Staat dabei tatsächlich auch eine Mehrheit der Anteile kontrollieren müsste. Würde die CDP zusammen mit Macquarie TIM übernehmen, könnte es kartellrechtliche Probleme geben. Denn die CDP, die bereits 9,8% der TIM-Anteile kon­trolliert, hat bereits die Mehrheit am TIM-Festnetzkonkurrenten Open Fiber, der ebenfalls Glasfaserkabel verlegt. Auch bei Open Fiber ist Macquarie als Partner dabei und hält 40% der Anteile, die CDP 60%.

Die Trennung der Netz- und Servicesparte entspricht auch dem Wunsch der TIM-Geschäftsführung. Sie hat einen entsprechenden Plan erarbeitet, der auch eine Übertragung eines Teils der Schulden von netto 21 Mrd. Euro sowie eines Teils des Personals auf die Netzsparte vorsieht. Angesichts der verworrenen Lage halten es manche Beobachter für möglich, dass CDP und Macquarie KKR mit ins Boot nehmen könnten. Dafür gibt es bisher aber keine Anzeichen.

Die TIM-Aktie legte am Montag, dem Tag nach der Bekanntgabe des Angebots, um 3,1% auf 31,87 Euro-Cent zu. Das Papier hat nach längerer Talfahrt seit Mitte Oktober um 80% zugelegt.