Schmierstoffhersteller

Steigende Rohstoffpreise bereiten Fuchs Sorgen

Die Coronakrise hat der Schmierstoffhersteller Fuchs schnell abgehakt, aber die steigenden Rohstoffpreise bereiten den Mannheimern Sorgen. CFO Dagmar Steinert erwartet zumindest temporär „erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität“.

Steigende Rohstoffpreise bereiten Fuchs Sorgen

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub ist bisher gut durch die Coronakrise gekommen. Nach einem Ergebniseinbruch von 50% im zweiten Quartal des vergangenen Jahres wurde im Schlussquartal 2020 das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Die Entwicklung in den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres war so vielversprechend, dass die Mannheimer Ende April die Ertragsprognose anheben konnten. Den Jahresgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) veranschlagt das Management nun auf 330 Mill. bis 340 Mill. Euro. Die alte Prognose bewegte sich auf dem 2020er Niveau von 313 Mill. Euro (vgl. BZ vom 30. April).

Vorteil durch lokale Fertigung

Sorgen bereiten dem Management allerdings die Preisentwicklung bei Rohstoffen. Seit Ende des vergangenen Jahres beobachte man „extrem steigende Rohstoffpreise“ in Folge der Rohstoffknappheit und große Volatilitäten in den Lieferketten, erläutert Fuchs-CFO Dagmar Steinert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung und verweist unter anderem auf den Mangel an Halbleitern sowie die Unterbrechung der Lieferketten durch ein gestrandetes Containerschiff im Suez-Kanal. Diese Entwicklungen haben laut Steinert zumindest temporär „erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität“.

Fuchs Petrolub hat zwar die Verkaufspreise erhöht, um die Folgen für das Unternehmen abzumildern, diese greifen aber nach Angaben des CFO erst mit Zeitverzögerung. Steinert, die das Finanzressort seit 2016 führt, erwartet deshalb für das zweite und dritte Quartal niedrigere Margen als zu Jahresbeginn, als nach Steuern eine Rendite von über 10% erzielt wurde. Den Halbjahresbericht werden die Mannheimer am 30. Juli veröffentlichen.

„Gerade die aktuelle Lieferkettenproblematik hat wieder gezeigt, dass es gut ist, lokal zu produzieren“, betont CEO Stefan Fuchs in dem Gespräch und verweist auf die wichtigsten Standorte des Konzerns – Chicago, Shanghai und Mannheim. Gerade von der Erholung der chinesischen Wirtschaft nach den coronabedingten Lockdowns hat Fuchs stark profitiert – die Volksrepublik habe wesentlich zur Ergebnisverdoppelung der Region Asien/Pazifik im ersten Vierteljahr 2021 beigetragen. Ebenfalls geholfen hat das Wiedererstarken der US-Wirtschaft. Allerdings stammen nach wie vor rund 50% der Umsätze aus Europa, der asiatische Markt liefert 30%, Amerika 20% ab.

Autoindustrie wieder in Fahrt

Fuchs profitiert auch davon, dass die Autoindustrie trotz Coronavirus-Pandemie schnell wieder in Fahrt kam, denn diese Branche steht für rund 30% der Umsätze der Mannheimer. Allerdings zeigen sich Anleger immer wieder gerade deshalb beunruhigt. Denn, so die Bedenken, was passiert mit einer Firma, deren Geschäft mit Motorölen stark vom Verbrenner abhängt, wenn die Elektromobilität ihren Siegeszug fortsetzt? Solche Bedenken wischt CEO Fuchs vom Tisch. Er hebt hervor, dass das Unternehmen seit 1931 schon mehrere Häutungen durchgemacht hat, und spricht über Spezialfette und andere Funktionsflüssigkeiten, die im Elektroauto gebraucht werden. Bei den Hybridfahrzeugen sei außerdem „alles drin“, das verspreche sogar Zusatzgeschäft. Zudem „werden noch viele Jahre Motoren- und Getriebeöle gebraucht, es ist viel zu früh für einen Abgesang“, so Fuchs, der das von seinem Großvater gegründete Unternehmen seit 17 Jahren führt. „Wir sind seit 1985 an der Börse, haben in all den Geschäftsjahren seitdem nie einen Verlust gemacht und haben immer Dividende gezahlt“, listet er dann die Erfolgsgeschichte auf, von deren Fortsetzung er trotz des Trends zu E-Autos überzeugt ist. Grundsätzlich findet Fuchs die Planungen für die Automobilwende in Europa „überhastet“. Die EU fokussiere sich dabei im Unterschied zu den USA und China fast ausschließlich auf die Batterie anstatt auch andere Antriebsformen wie beispielsweise die Brennstoffzelle und Clean Fuels in Erwägung zu ziehen. Zudem seien Unternehmen mit einer „überbordenden Regulierung“ konfrontiert, deren Umsetzung für viele ein Kraftakt sei.

„In der Theorie können wir jedes Öl und jedes Fett herstellen“, zeigt sich auch CFO Steinert zuversichtlich. Im vergangenen Sommer hatte Fuchs eine eigene Produktlinie für E-Mobilität vorgestellt, die unter anderem Getriebeöle in elektrischen und hybriden Antrieben umfasst. 3 bis 3,5% vom Umsatz werde in der Regel jährlich investiert, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Alleine in den letzten fünf Jahren wurde mit Investitionen von mehr als 600 Mill. Euro und zusätzlichem Personal in die Zukunft investiert, „was eine Seitwärtsbewegung im Ergebnis zur Folge hatte“, sagt Fuchs.

Bilanz „grundsolide“

CFO Steinert verweist auf die „grundsolide“ Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 75%. „Fuchs arbeitet cashpositiv“, betont Steinert. Investitionen, Dividenden und Akquisitionen wurden im Jahr 2020 „nahezu komplett“ aus dem Cash-flow bestritten. Die Schätzungen für den freien Cash-flow im laufenden Jahr hatte Fuchs allerdings im April von 160 Mill. auf 110 Mill. Euro gesenkt. Hintergrund waren die Preisanhebungen im Ein- und Verkauf, die nach Firmenangaben die Mittelbindung erhöhen.