Italien

TIM sieht wieder Licht am Ende des Tunnels

Bei Telecom Italia verdichten sich die Anzeichen für eine zweite Übernahmeofferte. Unterdessen verbessert sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens.

TIM sieht wieder Licht am Ende des Tunnels

Bei Telecom Italia (TIM) mehren sich die Hinweise auf eine Übernahmeofferte der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und des Investors Macquarie für die Festnetzsparte. Beobachter erwarten eine solche Offerte für die nächsten Tage, vermutlich Anfang der kommenden Woche. Unterdessen will der TIM-Verwaltungsrat am 24. Februar ein rechtlich nichtbindendes Angebot von KKR für das Festnetz prüfen. Der US-Investor hat angeblich 20 Mrd. Euro geboten und will die italienische Regierung mit ins Boot holen.

Rom, das über eine Goldene Aktie ein Vetorecht gegen eine un­erwünschte Übernahme hat, hat mehrmals deutlich gemacht, dass es in diesem Fall nicht nur um finanzielle Aspekte gehen kann. Es bestehe ein strategisches Interesse an einer staatlichen Kontrolle über diese zentrale Infrastruktur. Das könnte kartellrechtlich problematisch sein, aber auch wirtschaftlich. Denn die Preisvorstellungen für diese Sparte zwischen TIM-Großaktionär Vivendi (23,75 %) und KKR, aber auch der CDP liegen derzeit weit auseinander. Vivendi-CEO Arnaud de Puyfontaine hat sich kürzlich aus dem Verwaltungsrat zurückgezogen.

TIM-CEO Pietro Labriola hofft auf eine baldige Lösung. „Ohne das Netz werden wir freier sein“, sagte er bei der Vorstellung der Jahreszahlen, die deutlich besser ausfielen als von Analysten erwartet und eine Trendwende bei dem Unternehmen anzeigen. TIM möchte einen größeren Teil der Nettoverschuldung von 25,4 Mrd. Euro − 3,2 Mrd. Euro mehr als vor einem Jahr − auf das abzugebende Festnetzgeschäft abwälzen. Nach Labriolas Ansicht kann TIM ohne das Festnetz mehr in Cybersecurity, Cloud, das Internet der Dinge, aber auch in eventuelle Übernahmen investieren.

Im vierten Quartal des vergangenen Jahres sind die Erlöse dank des sehr dynamischen Brasiliengeschäfts gestiegen − um 3,6 % auf 4,3 Mrd. Euro. Dazu trug auch eine Stabilisierung des Inlandsgeschäfts bei. Das Bruttobetriebsergebnis (Ebitda) wuchs um 2,7 % auf 1,5 Mrd. Euro. Zahlen zum Nettogewinn wurden nicht vorgelegt. Im Gesamtjahr erhöhten sich die Einnahmen um 3,1 % auf 15,8 Mrd. Euro. Dabei waren eigentlich rückläufige Umsätze erwartet worden. Das Ebitda ging um 6,7 % auf 6 Mrd. Euro zurück, etwas weniger stark als prognostiziert. Die Aktie, die seit einem Tiefstand im Oktober um etwa 60 % zugelegt hat, reagierte auf das Zahlenwerk mit einem leichten Plus.

In dem von Labriola vorgestellten überarbeiteten Strategieplan bis 2025 geht der CEO für dieses Jahr von einem Umsatzzuwachs um 1 bis 3 % aus. Die Wachstumsimpulse gingen dabei jedoch nach wie vor vor allem von dem erwarteten Zuwachs um 5 bis 9 % im Brasiliengeschäft aus.

Labriola erwartet insgesamt eine Beschleunigung des Wachstums und nach sechsjährigem Rückgang eine Stabilisierung im Inland auch auf Jahresbasis, wobei die Impulse vor allem von dem schon zuletzt stark wachsenden Geschäft mit Unternehmenskunden kommen sollen. In dem in den vergangenen Jahren speziell im Mobilfunk unter massivem Margendruck stehenden Sektor Privatkunden will sich TIM als Premium-Anbieter positionieren.

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