Rettungsmaßnahme

Uniper wird verstaatlicht

Der deutsche Staat plant, alle Anteile des finnischen Energiekonzerns Fortum an Uniper zu übernehmen und damit Mehrheitseigner des angeschlagenen Unternehmens zu werden.

Uniper wird verstaatlicht

cru Frankfurt

Deutschlands größter Gasimporteur Uniper steht vor der Verstaatlichung und die geplante Gasumlage damit auf der Kippe. Uniper befinde sich darüber mit der Bundesregierung und dem finnischen Großaktionär Fortum in abschließenden Gesprächen, teilte der angeschlagene Konzern mit. Uniper war wegen der explodierenden Gaspreise in Schieflage geraten. Die Bundesregierung plant nun eine Finanzspritze von etwa 8 Mrd. Euro im Zuge der Verstaatlichung des Gasriesen, um einen Zusammenbruch des Energiesektors abzuwenden.

Eine vorläufige Einigung zwischen der Bundesregierung, Uniper und dem Hauptaktionär, dem finnischen Staatskonzern Fortum, wurde erzielt. Demnach kauft der Bund den 78-%-Anteil von Fortum an Uniper. Das Geld, das dem Düsseldorfer Energieversorger zufließt, ermöglicht es, einen Fortum-Kredit zurückzuzahlen. „Alle beteiligten Parteien arbeiten mit Hochdruck daran, eine nachhaltige Stabilisierungslösung für Uniper zu finden“, sagte ein Firmensprecher. „Die Gespräche dazu laufen“ und schließen eine Kapitalerhöhung ein, die zu einer „signifikanten Mehrheitsbeteiligung“ des deutschen Staates führen könnte. Im Ergebnis dürfte der Staat dann weit über 90% an Uniper halten.

Als größter deutscher Abnehmer von russischem Gas steht Uniper im Zentrum der Krise, die durch Russlands Kürzung der Energielieferungen als Vergeltung für die westlichen Sanktionen ausgelöst wurde. Die Bundesregierung steht unter Handlungsdruck, da ein Scheitern von Uniper die gesamte deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft zöge. Der Gesamtumfang des Engagements des Bundes beträgt weit über 20 Mrd. Euro. Zusätzlich zur Kapitalspritze von 8 Mrd. Euro hat die Staatsbank KfW Uniper eine Kreditlinie von 13 Mrd. Euro eingeräumt. Das gesamte Paket könnte also einen Wert von fast 30 Mrd. Euro erreichen.

Die neue Vereinbarung würde einen Rettungsplan vom Juli ersetzen, der eine 30-prozentige Beteiligung der Bundesregierung an Uniper vorsah. Diese Vereinbarung wurde unzureichend, als sich die Krise verschärfte. Der Uniper-Kurs fiel am Dienstag um bis zu 6,4%. Das Unternehmen hat seit Jahresbeginn 90% seines Wertes verloren und ist nur noch 1,5 Mrd. Euro wert. Der Kurs des finnischen Mutterkonzerns Fortum stieg um 9,5%, bevor die Börse den Handel mit den Aktien aussetzte.

Steigende Gaspreise und Moskaus Bestreben, die Gaslieferungen nach Europa zu drosseln, haben bereits zu einer Reihe von Rettungsmaßnahmen und -krediten geführt. Trotzdem besteht durch das Ausmaß der Krise weiter die Gefahr, dass systemrelevante Energieversorger ohne stärkere staatliche Unterstützung zusammenbrechen. Die Uniper-Verstaatlichung könnte Folgen für die geplante Gasumlage haben: Es sei rechtlich problematisch, einen Staatskonzern mit einer Umlage zu füttern, sagten Regierungsvertreter.

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