Schwache Verkäufe

US-Einzelhandel vor hartem Jahr

Die hohe Inflation lastet anhaltend auf der Kauflaune der US-Verbraucher. Zahlreiche Einzelhändler stellen für das laufende Jahr deshalb trübe Absatzprognosen.

US-Einzelhandel vor hartem Jahr

xaw New York

Der US-Einzelhandel steht vor einem schwierigen Jahr. Zwar legten die vom Handelsministerium veröffentlichten Retail-Erlöse im Januar überraschend stark zu, doch haben seither zahlreiche Unternehmen trübe Ausblicke für 2023 gegeben. Die Kaufhauskette Macy’s geht davon aus, dass die Absätze auf gleicher Verkaufsfläche im laufenden Jahr um 3% fallen werden, nachdem sie im Schlussquartal 2022 bereits um 3,3% gesunken sind.

Elektroniknachfrage leidet

Beim Unterhaltungselektronikhändler Best Buy sackten die Verkäufe im zum 28. Januar beendeten Geschäftsjahr 2022/23 um 9,9% ab. Corie Barry, Vorstandschefin des Unternehmens, prognostizierte in einem Investorencall in der abgelaufenen Woche, dass die Technologienachfrage dieses Jahr einen Tiefpunkt erreichen wird. So rechnet Best Buy mit einem weiteren Absatzrückgang um 3 bis 6%.

Die hohe Inflation lastet anhaltend auf der Kauflaune der Verbraucher, die ihre Budgets hauptsächlich für Lebensmittel und andere Basiskonsumgüter aufwenden. So berichteten Macy’s und andere Kaufhausketten bereits im Dezember trotz des Weihnachtsgeschäfts von einer enttäuschenden Geschäftsentwicklung.

Auch Baumarktketten wie Home Depot, die in Pandemiezeiten vom Heimwerkertrend profitiert hatten, stehen nun unter Druck. Denn die Zinserhöhungen in Reaktion auf die hohe Inflation machen den Hauskauf weniger erschwinglich. Damit fallen viele Erstbesuche im Baumarkt weg, Verbraucher verschieben zudem Ausgaben für Reparaturarbeiten.

Vermeintliche Profiteure der Konzentration auf Lebensmittel und Getränke sind die Supermarktbetreiber. So teilte Kroger am Donnerstag mit, dass die Absätze – Benzinverkäufe an den Tankstellen des Unternehmens ausgenommen – im jüngst abgeschlossenen Quartal um 6,2% zulegten. Treiber war dabei laut CEO Rodney McMullen ein stärkerer Zulauf von einkommensstarken Verbrauchern. Diese Kundengruppe sei für Kroger lukrativer, da sie auch in höherpreisigen Supermarktabteilungen einkauften.

Auch der führende US-Discounter Walmart betonte bei der Zahlenvorlage für das abgelaufene Geschäftsjahr, so hoch wie im Dezember sei das monatliche Absatzvolumen noch nie ausgefallen. Allerdings ist das Lebensmittelgeschäft notorisch margenschwach, entsprechend schmerzhaft sind die rückläufigen Verkäufe in anderen Produktkategorien wie Bekleidung und Spielzeug.

Zudem warnte Walmart Zulieferer zuletzt wiederholt, ihre inflationsbedingten Preiserhöhungen nicht mehr an die Kunden vermitteln zu können, und bot deshalb verstärkt Eigenmarken an – ebenso wie Kroger, die im Private-Label-Segment im abgelaufenen Quartal eine Absatzsteigerung von 10% verzeichnete. Allerdings müssen die Unternehmen die Produkte mitunter mit erheblichen Discounts losschlagen, um nicht auf Lagerbeständen sitzen zu bleiben.

Auch die Großhandelskette Costco Wholesale hielt bei der Zahlenvorlage am Donnerstag fest, dass die Kunden zwar mehr Lebensmittel und andere Basiskonsumgüter kauften, aber weniger teure Artikel. Dies laste auf den Erlösen. Die Costco-Umsatzsteigerung um 6,5% auf 54,24 Mrd. Dollar im zum 12. Februar abgeschlossenen Geschäftsquartal fiel entsprechend niedriger aus als von Wall Street erwartet.

Kroger-CEO McMullen betonte angesichts der Entwicklung in der Branche, die Verbraucher verhielten sich, als stecke die Wirtschaft bereits mitten in einer Rezession. Nach einem robusten Jahresauftakt sind auch die Aktienkurse vieler Einzelhändler zuletzt unter Druck geraten.

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