Starkes Jahr

Aktien 2021 die richtige Wahl

Dividendentitel haben trotz einiger Rücksetzer im Endspurt ein starkes Jahr hingelegt. Klarer Gewinner im Dax war der Gesundheitssektor, auf europäischer Ebene waren Tech-Titel wieder vorn dabei.

Aktien 2021 die richtige Wahl

Auch wenn Aktien zuletzt wegen der sich verschlechternden Pandemielage den Rückwärtsgang eingelegt haben, können Anleger zufrieden auf das Jahr 2021 zurückblicken. Um 15,6% hat etwa der Dax zugelegt, was alles andere als eine magere Performance ist. Dass Dividendentitel im abgelaufenen Jahr die richtige Wahl waren, wird erst recht deutlich, wenn man einen Blick auf die Anlagealternative, das heißt den Zinsmarkt richtet. Denn wer auf Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit gesetzt hat, hat ein Minus eingefahren. Besonders schlecht fällt die Anleihenbilanz im globalen Maßstab aus. Laut Bank of America haben Regierungsanleihen Anlegern weltweit einen Verlust von nahezu 6,5% eingebrockt. Das ist dem Institut zufolge die schlechteste Entwicklung seit 1949.

Von Impfhoffnungen getrieben

2021 war an den Aktienmärkten ein zweigeteiltes Jahr. In der ersten Hälfte standen sie ganz im Zeichen der Erfolge von Biontech und Co., denen es im Herbst 2020 gelungen war, wirksame Corona-Impfstoffe zur Verfügung zu stellen. Getragen von der Hoffnung, dass mit den Impfkampagnen die Pandemie überwunden werden könnte und damit die Voraussetzung für die Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens geschaffen würden, zogen die Notierungen deutlich an. Auch die Erwartung eines gigantischen Fiskalpakets des neuen US-Präsidenten Joe Biden trug ihren Teil bei. Zumal sich auch eine kräftige wirtschaftliche Erholung einstellte: Im Vergleich zum vom Corona-Einbruch geprägten Vorjahreszeitraum schnellten etwa die Gewinne je Aktie der Unternehmen des Stoxx 600 im zweiten Quartal um mehr als 150% nach oben.

Der Dax stieg erstmals über die Schwelle von 15000 Zählern und lag nach den ersten sechs Monaten mit etwas mehr als 13% im Plus. Wenig verwunderlich waren unter diesen Voraussetzungen Coronaverlierer wie der Reise- und Freizeitsektor sowie zyklische Bereiche stark gefragt. Value-Aktien, die jahrelang von Growth-Aktien stark abgehängt worden waren und 2020, gemessen am MSCI World Value Price Index, noch 3,6% verloren hatten, wechselten mit einem Anstieg um 13,4% auf die Überholspur und ließen Growth-Titel (+10,7%) hinter sich. Damit war der schöne Teil des Aktienjahres aber vorbei. Zwar setzten die Aktienmärkte ihre Rekordjagd fort, die Aufwärtsbewegung flachte jedoch ab. Der Dax erreichte im November ein Rekordhoch von 16290 Punkten, hat das Jahr aber bei 15885 Zählern beendet, was im Vergleich zur Jahresmitte ein recht kleines Plus von 1,7% bedeutet. Value-Aktien mussten die Überholspur wieder verlassen, so dass ihre Performance im Gesamtjahr mit 19,4% sogar noch unter jener der Growth-Titel (+21,3%) liegt.

Den Höhenflug abgebremst

Eine Vielzahl miteinander zusammenhängender Belastungsfaktoren bremste den Höhenflug der Aktienmärkte ab. So erfüllten die Impfkampagnen mit wenigen Ausnahmen nicht die Erwartungen. Die Impfquote blieb in Deutschland weit hinter dem Niveau zurück, ab dem auf eine nachhaltige Eindämmung des Virus gehofft werden kann. Hinzu kam das Auftauchen der neuen, deutlich ansteckenderen Varianten Delta und Omikron. Delta hat zusammen mit der kälteren Jahreszeit zu einer heftigen vierten Coronawelle geführt. Diese Welle und die sich durchsetzende Omikron-Variante, die noch ansteckender ist als Delta, sorgten für sich stetig verstärkende Restriktionen und Lockdown-Befürchtungen.

Hinzu kam, dass sich die von der Pandemie angerichteten Verwerfungen in den globalen Lieferketten und Knappheiten wichtiger Produkte wie Halbleiter als hartnäckiger erwiesen als zunächst erwartet und neben zunehmenden Corona-Einschränkungen die wirtschaftliche Aktivität beeinträchtigten. Noch bedeutender war, dass sich auch die deutlich höhere Inflation länger hielt als zunächst vermutet. Das belastete nicht nur die Wirtschaft, sondern schürte auch Befürchtungen, dass die Notenbanken früher und schneller ihre ultralockere Geldpolitik beenden würden, womit einer der Haupttreiber der Aktienmärkte der zurückliegenden Jahre merklich an Kraft verlieren würde. Tatsächlich sind die Notenbanken der USA und Großbritanniens zuletzt zu einer härteren Linie übergegangen. Die Fed verdoppelte das Tempo, in dem sie ihre Wertpapierkäufe zurückfährt, und signalisierte für 2022 drei Leitzinserhöhungen, die Bank of England hob ihren Leitsatz als erste der großen Zentralbanken um 25 Basispunkte an. Für Verunsicherung sorgte auch China mit einer Regulierungskampagne, mit den Turbulenzen um hoch verschuldete Immobilienentwickler wie insbesondere Evergrande und deutlich nachlassendem Wachstum.

Technologietitel erneut gefragt

Die Technologiebranche zählte 2021 erneut zu den stärksten Sektoren an den europäischen Aktienmärkten. So profitierten etwa Halbleiteraktien von der stark steigenden Nachfrage nach und der Verknappung von Chips, die ihnen Preisanhebungen ermöglichten. ASML waren mit einem Anstieg um 77% noch vor der Aktie des französischen Luxuskonzerns Hermès, die um 75,8% zugelegt hat, der stärkste Titel im Euro Stoxx 50. Der Chip-Krise war es zu verdanken, dass Hersteller von Maschinen für die Halbleiterindustrie für das dritte Quartal einen im Vorjahresvergleich um 32% gestiegenen Erlös von 5,24 Mrd. Euro und ein um 58% erhöhtes Nettoergebnis von 1,74 Mrd. Euro vorlegen konnte.

Automobilsektor legt deutlich zu

Doch auch der Automobilsektor ist unter den Gewinnern des Jahres zu finden, obwohl gerade diese Branche überproportional stark von Produktionseinschränkungen infolge des Halbleitermangels betroffen war. Porsche Holding und Daimler legten als viert- und sechststärkste Titel des Dax um 48,3% und 41% zu. Porsche Holding profitierten auch von der Spekulation, dass Volkswagen ihre Sportwagentochter Porsche AG an die Börse bringen könnte. Bei Daimler sorgte unter anderem die wertsteigernde Ausgliederung der Daimler Truck, die an die Börse gebracht wurde, für Auftrieb.

Klarer Gewinner im Dax ist jedoch der Gesundheitssektor, der mit Sartorius, Merck und Siemens Healthineers die drei Spitzenwerte des Index stellt. Ebenfalls zu den europäischen Spitzenbranchen zählen die Bankenaktien, die nicht zuletzt durch die Aussicht auf steigende Zinsen gestützt wurden. Dagegen haben etliche Corona-Gewinner deutlich zurückgesetzt. So zählt die Aktie des Essenslieferdienstes Delivery Hero mit einer Einbuße von 23,1% zu den schwächsten Werten im Dax. Ein weiterer Internetwert, Zalando, ist mit einem Verlust von 22,4% der viertschwächste Titel des Index. Im MDax ist die Aktie des Anbieters von Distanzarbeitssoftware Teamviewer mit einer heftigen Einbuße von 73,1% das Schlusslicht. Spitzenreiter des Index mit einem kräftigen Gewinn von 95,7% ist die Aktie des Modekonzerns Hugo Boss. Dicht dahinter folgt mit einem Plus von 95,2% Salz- und Düngemittelproduzenten K&S, der wie seine Wettbewerber von dem starken Anstieg der Düngemittelpreise profitiert hat.

Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt

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