Nachfolge von Johnson

Tory-Mehrheit stimmt für Liz Truss

Die britische Außenministerin Liz Truss hat das Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson an der Spitze der regierenden Konservativen für sich entschieden.

Tory-Mehrheit stimmt für Liz Truss

hip London

Die britische Außenministerin Liz Truss hat das Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson an der Spitze der regierenden Konservativen für sich entschieden. Die dem rechten Flügel der Partei zugerechnete Politikerin, die sich vor dem Brexit-Referendum für den Verbleib in der EU ausgesprochen hatte, erhielt in einer parteiinternen Abstimmung 57% der Stimmen. Schatzkanzler Rishi Sunak, hinter den sich weite Teile der Tory-Parlamentarier ge­stellt hatten, dessen Niederlage sich aber bereits seit einiger Zeit abgezeichnet hatte, konnte lediglich 43% der Stimmen auf sich vereinigen. Truss lobte Johnson in ihrer ersten Rede, in der sie das Mandat an­nahm: „Boris, Du hast den Brexit über die Bühne gebracht“, sagte sie und nannte ihn zugleich ihren Freund. „Du hast Jeremy Corbyn geschlagen“, fuhr sie fort. „Du hast den Impfstoff unter die Leute gebracht. Und Du bist Wladimir Putin entgegengetreten. Du wirst von Kiew bis Carlisle bewundert.“

Oppositionsführer Keir Starmer (Labour) sagte derweil, er werde Johnson nicht vermissen. „Es ist gut, dass er weg ist“, sagte er während eines Schulbesuchs im Londoner Norden. „Es ist gut für das Land, er sollte weg bleiben.“ Truss versprach den Parteimitgliedern bei den 2024 anstehenden Wahlen einen „großen Sieg“. „Ich weiß, dass wir liefern werden“, sagte sie. Allerdings blieb sie Details dazu, wie sie einstürzenden Umfragewerten entgegenwirken will, bislang schuldig. Rasant steigende Strom- und Gasrechnungen, Preissteigerungen und der be­fürchtete Zusammenbruch des öf­fentlichen Gesundheitswesens NHS im kommenden Winter sorgen dafür, dass viele in der Partei die Chancen der Tories, in zwei Jahren wiedergewählt zu werden, schlechter einschätzen als Truss. Ein großzügiges Hilfspaket gegen den Fallout der Energiekrise könnte die Wähler dagegen vorübergehend gnädig stimmen, hoffen sie. Und so wird über baldige Neuwahlen spekuliert.

Sunak dürfte sein Amt als Schatzkanzler verlieren. Als Nachfolger gilt der bisherige Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng. Generalstaatsanwältin Suella Braverman, die ebenfalls für die Parteiführung kandidiert hatte, könnte Priti Patel als Innen­ministerin ablösen. Arbeitsministerin Thérèse Coffey zufolge will Truss ihr neues Kabinett am Dienstag vorstellen.

Bericht Seite 12