Wettbewerb

Britische Autobranche sieht sich durch Deal mit Trump im Vorteil

Auf britische Autos werden ab kommender Woche geringere US-Einfuhrzölle fällig als auf Fahrzeuge aus der EU. Der Branchenverband SMMT wertet das als Wettbewerbsvorteil.

Britische Autobranche sieht sich durch Deal mit Trump im Vorteil

Britische Autobranche sieht sich durch Deal mit Trump im Vorteil

Chinesischer Batterieautoproduzent Changan plant mehrere Montagewerke im Vereinigten Königreich

hip London

Die britische Autobranche hat den Deal mit der US-Regierung begrüßt, der statt dem zunächst geplanten Einfuhrzoll von 25% nur noch einen Zoll von 10% auf britische Kraftfahrzeuge vorsieht. Er soll bereits in der kommenden Woche in Kraft treten. „Das Vereinigte Königreich hat nicht nur einen Deal bekommen,“ sagte Mike Hawes, der CEO der Society of Motor Manufacturers & Traders (SMMT) auf einer Branchenkonferenz der Autolobby in London. „Es war auch das erste Land, das einen Deal bekommen hat, und bislang das einzige.“

Es sei noch unklar, wie definiert wird, was ein britisches Kfz ist, gab Hawes vor Journalisten zu. Vermutlich würden klare Ursprungsregeln (Rules of Origin) vermieden. Die Quote von 100.000 Fahrzeugen, für die der reduzierte Zoll gelten soll, entspreche in etwa den britischen Exporten des Vorjahres. „Wir sehen das als Untergrenze, nicht als Obergrenze“, gab sich der Verbandschef zuversichtlich. Wie die Quote allokiert werde, sei noch nicht klar. Allerdings wolle keiner, dass Wettbewerber wegen der Zollpolitik untergehen. Man brauche sich, um die Beschaffungskette aufrechterhalten zu können.

„Rasante Fragmentierung“

Zehn Prozent seien nicht so gut wie 2,5%, sagte Hawes. Auf diesem Niveau bewegten sich die US-Autozölle, als Joe Biden noch US-Präsident war. Es sei aber besser als 27,5%. Die 25% wären auf den bisherigen Zoll aufgeschlagen worden. Wenn andere 27,5% zahlen müssten, seien 10% ein Wettbewerbsvorteil.

„Wenigstens sind wir nicht ganz so schlecht dran wie einige unserer europäischen und außereuropäischen Wettbewerber“, sagte Adrian Hallmark, der CEO von Aston Martin, auf dem SMMT International Automotive Summit. Er wertete den niedrigeren Einfuhrzoll als „wenigstens kleinen Wettbewerbsvorteil“. Die Nachfrage, die nach Ende der Pandemie stark angezogen hatte, habe sich normalisiert, sagte er. Nun erlebe man eine Umkehrung der Globalisierung. „Was tatsächlich stattfindet, ist eine rasante Fragmentierung, wie ich sie noch nie gesehen habe.“

Ambitionierter Wachstumsplan

Der Verband legte am Rande der Konferenz einen ambitionierten Wachstumsplan vor, durch den Großbritannien wieder unter die Top 15 der Autoproduzenten weltweit aufsteigen will. Die von der britischen Regierung vorgelegte Industriepolitik sieht bereits vor, dass die Branche künftig keine „grünen“ Abgaben und Umlagen mehr auf ihre Stromrechnungen bezahlen muss. Damit sinken ihre Stromkosten um rund ein Fünftel. Hawes hätte es begrüßt, wenn auch die Netzentgelte gestrichen worden wären.

Um die Wachstumsziele zu erreichen, müssten die Platzhirsche wachsen, sagte Hawkes. Man bräuchte aber vielleicht auch einen Neuzugang. In diese Lücke könnte Changan Automobile stoßen, zumindest wenn es nach einem der größten Fürsprecher der Volksrepublik im Vereinigten Königreich geht: Der chinesische Batterieautohersteller plane mehrere Montagewerke in Großbritannien, sagte Sherard Cowper-Coles, der Vorsitzende des China-Britain Business Council.

Changan im Anflug

Im September kommt das erste Elektro-SUV von Changan auf den britischen Markt. Im Mai hatte die erste Batterieautofabrik des Unternehmens im Ausland die Produktion aufgenommen, allerdings nicht im Vereinigten Königreich, sondern in Thailand. „In so vielen Zukunftstechnologien hat China den Westen überholt“, sagte Cowper-Coles. Man müsse mit dem Reich der Mitte zusammenarbeiten. Seit Juli vergangenen Jahres habe man eine Regierung, die das erkannt hat.

Hallmark richtete den Blick nach Indien. Dort wachse das Premium- und Luxussegment sehr stark. Allerdings liege der Einfuhrzoll bei 90%. Eine Reduzierung wäre für britische Hersteller von großer Bedeutung. „Wir wissen wirklich zu schätzen, was dafür getan wird, das zu erreichen“, sagte Hallmark.

Strategie für den Außenhandel

Die britische Regierung wird diese Woche ihre Außenhandelsstrategie vorstellen. „Wir lehnen die Idee ab, dass sich Großbritannien zwischen den Vereinigten Staaten, China und der EU entscheiden muss“, sagte Sally Jones, die das Thema als stellvertretende Direktorin im Wirtschafts- und Handelsministerium verantwortet. „Der Schlüssel ist, so eine Auswahl zu vermeiden", stimmte Cowper-Coles zu.

Es werde sehr schwer sein, in den kommenden Jahren Fortschritte mit der EU zu machen, sagte Anand Menon, Direktor der Denkfabrik UK in a Changing Europe. Bislang sei lediglich eine Übereinkunft zu Fischfangrechten von beiden Seiten unterzeichnet.

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