Server-Riese überrascht Anleger

CEO von HPE kämpft „aggressiv“ gegen Profitabilitätsdruck

Die Marge des Server-Riesen Hewlett Packard Enterprise hat unter aggressivem Discounting und einer rapiden Technologiewende durch KI gelitten. CEO Antonio Neri stellt nun aber schnelle Verbesserungen in Aussicht.

CEO von HPE kämpft „aggressiv“ gegen Profitabilitätsdruck

HPE-CEO geht „aggressiv“ gegen Margendruck vor

Server-Riese macht Fortschritte bei Inventarabbau – Auftragspipeline füllt sich – Entscheidung in Konflikt um Milliardenübernahme rückt näher

xaw New York

Der Server-Riese Hewlett Packard Enterprise (HPE) stemmt sich gegen einen negativen Profitabilitätstrend. „Ich bin sehr glücklich, dass wir die Exekutionsprobleme im Server-Geschäft nun überwunden haben“, sagte CEO Antonio Neri nach Vorlage der Zahlen fürs zweite Geschäftsquartal. Das Unternehmen habe „aggressive Maßnahmen“ gegen die Effekte des marktweiten Discountings ergriffen und sei hart vorgegangen, um Kosten zu drücken. Zu Jahresbeginn hatte HPE angekündigt, durch Entlassungen bis ins Geschäftsjahr 2027 Einsparungen von 350 Mill. Dollar erzielen zu wollen. Die Belegschaft soll um 5% schrumpfen.

HPE-CEO Antonio Neri rechnet mit einer deutlichen Verbesserung der Marge.
HPE-CEO Antonio Neri erhofft sich beim Inventarabbau schnelle Fortschritte. Foto: picture alliance/KEYSTONE | ALESSANDRO DELLA VALLE.
picture alliance/KEYSTONE | ALESSANDRO DELLA VALLE

Neri steht infolge einer Beteiligung des aktivistischen Investors Elliott Management an dem IT-Unternehmen unter Druck. Er räumte am Dienstag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ein, im Kampf um eine Verbesserung der Marge sei „noch viel Arbeit zu tun“. Im ersten Geschäftsquartal hatte der Vorstandschef auf „Discounting im Markt“ als Grund für wachsenden Profitabilitätsdruck verwiesen. Zudem sorgte die rapide technologische Weiterentwicklung bei KI, insbesondere die branchenweite Umstellung auf hochleistungsfähige Grafikprozessoren der „Blackwell“-Reihe von Nvidia, für Bepreisungsprobleme – und dafür, dass HPE im Servergeschäft auf mehr Inventar sitzen blieb als üblich.

Durchbruch mit Nvidia-Prozessor

Die positiven Effekte der Effizienzmaßnahmen zeigten sich im zweiten Quartal bereits in der Profitabilitätsentwicklung. Der CEO zeigte sich „sehr zufrieden mit unserem Fortschritt“, gleichwohl werde es „noch einige Quartale dauern, bis wir den Inventar-Rückstau abgebaut haben“. Von Jahresviertel zu Jahresviertel würden die Lagerbestände nun um 500 Mill. Dollar sinken. Im laufenden Quartal sei sogar noch mit schnelleren Fortschritten zu rechnen, da HPE die Installation eines neuen, auf der „Blackwell“-Plattform von Nvidia basierenden Grafikprozessors in ihren Servern abschließen werde. Die operative Marge in der Serversparte werde bis zum vierten Geschäftsquartal 2025 voraussichtlich wieder auf rund 10% klettern.

Im Ende April abgeschlossenen Viertel fiel die Umsatzrentabilität in dem Segment auf 5,9%, nachdem sie im Vorjahreszeitraum noch bei 11% gelegen hatte. Laut Neri hat sie sich im Verlauf des Viertels aber bereits kräftig erholt. Der CEO sprach von einem „starken dritten Monat“; die Auftragspipeline habe sich bis Ende April deutlich kräftiger gefüllt als noch im Januar. Denn der steigende Bedarf an großen Computing-Ressourcen zum Training von Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) schiebt die Erlöse im Server-Geschäft an, die im abgelaufenen Quartal um 6% auf 4,06 Mrd. Dollar gestiegen sind.

Erwartungen übertroffen

Dies trug dazu bei, dass HPE im zweiten Geschäftsquartal 2025 besser abgeschnitten hat als an der Wall Street erwartet. Die Erlöse zogen gegenüber dem Vorjahr zum fünften Mal in Folge an: Sie wuchsen um 6% auf 7,62 Mrd. Dollar; Analysten hatten mit 7,45 Mrd. Dollar gerechnet. Wenngleich unter dem Strich nach einem Vorjahresgewinn von 314 Mill. Dollar ein Verlust von 1,08 Mrd. Dollar steht, goutierten Investoren, dass der um Goodwill-Abschreibungen bereinigte Überschuss mit 38 Cent pro Aktie die Konsensprognose von 33 Cent übertraf.

Nachdem HPE Ende des ersten Quartals noch einen enttäuschenden Ausblick gestellt hatte, hob das Unternehmen nun – ermutigt durch den Aufschwung insbesondere im zentralen Server-Geschäft – die Gesamtjahresprognose an. Der außerhalb der texanischen Metropole Houston ansässige IT-Riese, bei dem die Aktivisten von Elliott laut Insidern zuletzt eine Beteiligung von über 1,5 Mrd. Dollar aufgebaut haben, rechnet im Geschäftsturnus 2025 nun mit einem Gewinn von 1,78 bis 1,90 Dollar pro Aktie. Zuvor hatte er das untere Ende der Spanne bei 1,70 Dollar angelegt. Analysten gingen vor der aktuellen Bekanntgabe im Median höchstens von 1,80 Dollar aus. Die Aktie legte im frühen New Yorker Handel am Mittwoch zeitweise um 4% zu.

Durch Aktivisten unter Druck

CEO Neri, auf dessen Absetzung Elliott angeblich hinarbeiten will, bezeichnet das Wachstum über alle Geschäftssegmente abseits der Financial-Services-Sparte hinweg als sehr ermutigend – gerade, da das Makro-Umfeld infolge des globalen Handelskriegs durch Unsicherheit geprägt sei. Bei künstlicher Intelligenz sieht der Vorstandschef für sein Unternehmen noch „enormes Innovationspotenzial“. Auf der Konferenz „HPE Discover“ in Las Vegas will der IT-Riese Ende Juni neue KI-Entwicklungen vorstellen.

Ein Drittel der Auftragspipeline entfalle auf Enterprise AI, das Geschäft mit der Integration großer Sprachmodelle und anderer auf lernfähigen Algorithmen basierender Anwendungen in den Betrieb von Unternehmen. Zudem sieht er „starkes Potenzial bei Sovereign AI“. Gerade in Europa habe der CEO zuletzt „Kontakt mit vielen Regierungen gehabt, die KI-basierte Cloudsysteme einrichten wollen“.

Aussichtsreiches Geschäft mit Staaten

Die wachsende Nachfrage von staatlicher Seite weckt auch bei anderen Unternehmen Hoffnungen. Nvidia, deren Halbleiter zur wichtigsten technologischen Grundlage des Booms um künstliche Intelligenz geworden sind, erzielt einen großen Teil der Erlöse bisher über eine extrem konzentrierte Kundengruppe um die Cloud-Riesen Amazon, Microsoft und Alphabet – will diese Abhängigkeit aber reduzieren. Der Designer hat eine milliardenschwere Chip-Vereinbarung mit dem saudischen KI-Unternehmen Humain geschlossen. Derweil wollen die Vereinigten Arabischen Emirate in Koordination mit der US-Regierung eines der weltgrößten Datenzentren bauen und haben sich Bezugsmöglichkeiten für Millionen von Nvidia-Prozessoren gesichert.

Für HPE birgt die steigende Nachfrage von Staaten und Unternehmen nach Rechenleistung laut Analysten auch deshalb große Chancen, weil der Konzern über eine Sonderstellung im Markt für die Flüssigkeitskühlung von Supercomputern und Rechenzentren verfügt. Neri betonte gegenüber der Börsen-Zeitung bereits im vergangenen Jahr, Liquid Cooling sei eine „besonders spannende Gelegenheit“, durch die „wir auf die Nutzung von Ventilatoren verzichten und die Energieeffizienz der Systeme bedeutend steigern“ könnten.

Übernahmen als Wachstumstreiber

Die Sparte Hybrid Cloud profitiert ebenfalls vom KI-Boom. Zwar ist sie weniger profitabel als das Server- und erst recht als das mit „Intelligent Edge“ betitelte Netzwerkgeschäft – in letzterem legte die operative Marge im abgelaufenen Quartal zum Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte auf 23,6% zu. Doch die Umsatz- und Profitabilitätssteigerungen fallen höher aus als in jedem anderen anderen Segment: Die Erlöse in der Hybrid Cloud wuchsen um 13% auf 1,5 Mrd. Dollar, die operative Marge sprang von 1% auf 5,4%.

Die Aktivisten von Elliott Management haben HPE ins Visier genommen.
Die Aktivisten von Elliott Management haben HPE ins Visier genommen.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Pavlo Gonchar

Neri verweist dabei auf das hohe Kundeninteresse an der Plattform HPE Greenlake. Diese kombiniert lokale Rechenzentren, die Private Clouds, mit öffentlichen Speicherressourcen, sodass Unternehmen ihre Daten und Anwendungen auf beide verteilen können. Mit der Ende August 2024 abgeschlossenen Übernahme von Morpheus Data, einem Anbieter von Cloud-Management-Software, hat der IT-Riese dabei nach Ansicht von Marktstrategen zusätzlichen Schwung gewonnen.

Doch weit stärker im Fokus steht ein anderer Deal: Die Anfang 2024 angekündigte, 14 Mrd. Dollar schwere Akquisition des Netzwerkausrüsters Juniper. Das US-Justizministerium reichte Ende Januar Klage ein, um die Übernahme zu verhindern. Denn der geplante Merger „werde den Wettbewerb erheblich reduzieren und das Innovationspotenzial schwächen“, sagte Omeed Assefi, der kommissarische Leiter der Kartellrechtsabteilung im Justizministerium, damals.

Harte Auseinandersetzung vor Gericht blüht

Dies werde dazu führen, dass weite Teile der US-Wirtschaft mehr bezahlen würden, um weniger Leistung von den Anbietern drahtloser Technologien zu erhalten, so der Kartellwächter. Cisco Systems ist im Wireless-Network-Markt für große Unternehmenskunden und Regierungsorganisationen führend, Juniper und HPE folgen auf den nächsten Plätzen. Zusammengenommen würden die drei Unternehmen nach Berechnungen des US-Justizministeriums 70% des Segments kontrollieren.

HPE und Juniper kündigten nach der Intervention aus Washington an, den Deal „energisch vor Gericht verteidigen“ zu wollen. Sie verweisen darauf, dass die Übernahme in 13 anderen Rechtsräumen grünes Licht erhalten habe, unter anderem in der EU. Nach Darstellung Neris würde ein Deal den Wettbewerb und die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten sogar stärken, da ein kombiniertes Unternehmen gegen globale Rivalen wie der chinesischen Huawei, deren drahtlose Netzwerkprodukte in den USA seit 2022 vom Verkauf ausgeschlossen sind, konkurrenzfähiger sei. Zudem steige durch einen Zusammenschluss die Kapazität für Investitionen in Forschung und Entwicklung und komme somit Kunden zugute, die ein „umfassenderes KI-getriebenes, in der Cloud beheimatetes IT-Paket“ erhielten.

Hohe Wertschöpfung durch Deal

Die Behauptung des Justizministeriums, dass der W-LAN-Markt aus drei großen Spielern bestehe, habe mit der Realität nichts zu tun. Der Regulator ignoriere gut kapitalisierte Branchenvertreter mit ähnlichen Anteilen wie Juniper, die über alle Kundensegmente hinweg aktiv seien. Die Abnehmer holten sich für die meisten Aufträge Angebote von fünf Wettbewerbern ein. Zudem seien die Eintrittsbarrieren infolge einer Verschiebung hin zu Cloud-getriebenen Geschäftsmodellen gesunken. Die Analyse des Justizministeriums sei damit „voller Fehler“, der Regulator überschreite seine Kompetenzen.

Der Auftakt im Verfahren um die Juniper-Übernahme ist für den 9. Juli angesetzt, HPE rechnet mit einer Entscheidung des Gerichts innerhalb von zwei bis sechs Wochen. Neri zeigt sich mit Bezug auf die Transaktion „entschlossen“. Die Übernahme werde „in den drei Jahren nach dem Closing per annum mindestens 450 Mill. Dollar an Kostensynergien heben“. Doch sei trotz starker Argumente „natürlich nicht garantiert“, dass das Urteil im Sinne von HPE ausfallen werde. „Im Verwaltungsrat haben wir eine Reihe an Optionen analysiert, um zusätzlichen Shareholder Value zu generieren.“

Diese Alternativen könne das Unternehmen aber erst kommunizieren, wenn rechtliche Klarheit bestehe. Der Juniper-Deal „sei noch immer klar der Weg, auf dem wir den größten Wert schöpfen können“.

Die Marge des Server-Riesen Hewlett Packard Enterprise hat unter aggressivem Discounting und einer rapiden Technologiewende durch künstliche Intelligenz gelitten. CEO Antonio Neri, auf den Shareholder-Aktivisten Druck ausüben, stellt nun aber schnelle Verbesserungen bei der Profitabilität in Aussicht.

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