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Cevian baut Anteil an ABB ab

Der schwedische Finanzinvestor Cevian, der Mitte 2015 mit einer Beteiligung von 3% bei ABB eingestiegen war und diese danach auf über 6% ausgebaut hatte, soll seinen Anteil inzwischen wieder auf nur mehr gut 3% gesenkt haben. Das hat die Börsen-Zeitung aus einer gut informierten Quelle erfahren. Der Beteiligungsrückbau ist pikant.

Cevian baut Anteil an ABB ab

dz Zürich

Der schwedische Finanzinvestor Cevian, der Mitte 2015 mit einer Beteiligung von 3% bei ABB eingestiegen war und diese danach auf über 6% ausgebaut hatte, soll seinen Anteil inzwischen wieder auf nur mehr gut 3% gesenkt haben. Das hat die Börsen-Zeitung aus einer gut informierten Quelle erfahren. Cevian will den Anteilsabbau nicht kommentieren. Die Beteiligung liege zwischen 3% und 5%, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Der Beteiligungsrückbau von Cevian ist pikant. Die Investmentgesellschaft hat mit Lars Förberg seit 2017 einen eigenen Vertreter im ABB-Verwaltungsrat. Die aktivistische Aktionärin hatte ABB in jenen Jahren zum Verkauf der Stromnetzsparte ge­drängt. Der Verkaufserlös von knapp 8 Mrd. Dollar aus der Transaktion mit Hitachi wird seit 2020 auch auf Betreiben Cevians an die Aktionäre ausgeschüttet.

Erst im Dezember 2021 hatte Cevian für die ABB-Aktien ein neues Kursziel von 50 sfr ausgegeben, nachdem die alte Marke von 35 sfr nahezu erreicht worden war. Cevian-Partner Christer Gardell ließ gegenüber schwedischen Medien aber durchblicken, dass eine weitere Aufspaltung von ABB nötig sei, damit sich dieser zusätzliche Aktionärswert realisieren lasse. Offenbar wendet sich Cevian nun neuen Zielen zu. Derzeit gilt der britische Mobilfunkanbieter Vodafone als Objekt der Begierde von Cevian.

Derweil zeichnet sich im Stromkreis von ABB ein Spannungsabfall ab. Der Elektrotechnik-Multi hat die Verschiebung des Börsengangs (IPO) der E-Mobility-Division angekündigt. Noch bis zur Vorwoche hatte ABB am ursprünglichen Fahrplan für das IPO „vor Ende Juni“ festgehalten. Nun sieht sich das Unternehmen mit Blick auf die unberechenbare Börsenlage gezwungen, die Transaktion zu verschieben. „Wir beobachten das Marktumfeld kontinuierlich weiter und beabsichtigen, das IPO in den kommenden Wochen einzuleiten – dies jedoch abhängig von konstruktiven Marktbedingungen“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

E-Mobility ist eine Wachstums­perle im ABB-Portefeuille. Die Firma baut Ladestationen für Elektrofahrzeuge. 2021 realisierte sie einen Umsatz von 323 Mill. Dollar; das waren 47% mehr als im Jahr zuvor. Für 2022 wird bei gleich hohem Wachstum erstmals ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erwartet. Mittelfristig strebt ABB-E-Mobility eine jährliche Umsatzsteigerung von 25% bis 30% an bei einer Betriebsgewinnmarge von 15% bis 20%. Die Aufschiebung des IPOs setzt ein Fragezeichen hinter diese Projektionen. ABB hatte den Börsengang Anfang des Jahres mit der Absicht angekündigt, 750 Mill. Dollar über den Verkauf von Aktien zu erlösen, um das Wachstum von E-Mobility zu unterstützen. Die vorläufige Absage des IPOs ist auch ein Rückschlag für ABB-Chef Björn Rosengren, der bei seinem Antritt Anfang 2020 viel Vorschusslorbeeren erhalten hatte. Die ABB-Aktien haben seit Anfang 2020 um fast 30% auf aktuell über 30 sfr an Wert zugelegt. Die sich weltweit eintrübende Konjunktur in Verbindung mit den in allen Industrieländern stark steigenden Inflationsraten könnten den Konzern weiter zurückwerfen. Am 21. Juli will ABB die Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr bekannt geben.